Hannes Vogel
"Die DPG gibt ihren Mitgliedern einen Rahmen, sich gemeinsam mit anderen in die Physik zu vertiefen. Damit ist nicht nur gemeint, dass aus guten Ideen der Mitglieder eigene Veranstaltung werden, sondern auch, dass sich die Veranstaltungen stets durch große Offenheit der Teilnehmenden und Diskussionsfreude auszeichnen."
Hannes Vogel (23, DPG-Mitglied seit 2013) ist Initiator der DPG-Schülertagung. Seit 2015 nehmen bis zu 100 Schülerinnen und Schüler an den jährlichen Tagungen teil, um im intensiven Austausch mehr über physikalische Phänomene und aktuelle Forschung zu erfahren. Im Zentrum stehen Vorträge und Poster, die die Schülerinnen und Schüler selbst ausarbeiten, renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler halten ergänzend Plenarvorträge. Zum vielfältigen Programm zählen interaktive Workshops und Diskussionsrunden zu wissenschaftlichen Themen sowie zur Studien- und Berufsinformation. Eine Podiumsdiskussion widmet sich der gesellschaftlichen Bedeutung eines aktuellen Forschungsthemas. Hannes Vogel unterstützte als jDPG-Bundesvorsitzender (2018-2019) Studierende, ihre Ideen umzusetzen, und ist aktuell das jüngste Mitglied im Kuratorium des Magnus-Haus Berlin.
Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?
Tagungen bringen Menschen und Ideen zusammen, das spiegelt sich auch im Tagungsort wider. Gerade die Tagungsmöglichkeiten der DPG (Physikzentrum Bad Honnef und Magnus-Haus Berlin) sind mir mit vielen anregenden Gesprächen in Erinnerung. Da ich Tagungen auch vonseiten der Organisation her kenne, kommt bei beiden Orten dazu, dass es ein tolles Team vor Ort gibt, das die Organisation unterstützt und sich wundervoll um Gäste kümmert.
Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?
In meiner Freizeit bin ich ein leidenschaftlicher Brettspieler. Es macht mir großen Spaß, dazu Freunde und Bekannte aus unterschiedlichen Bereichen einzuladen, Gespräche anzuregen und sich gemeinsam durch das Regelwerk eines Spiels zu kämpfen.
Welchen Bezug haben Sie zur DPG?
Mitglied in der DPG wurde ich bereits als Schüler. Nach kurzer Zeit wurde ich von den Aktiven der jungen DPG angesprochen, auf Veranstaltungen eingeladen und zu eigenem Engagement ermutigt. So habe ich vor und während des Studiums Einblicke in verschiedenste Bereiche der Physik erhalten, konnte Freundschaften schließen und Erfahrung bei der Organisation von Veranstaltungen sammeln.
Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?
Die DPG gibt ihren Mitgliedern einen Rahmen, sich gemeinsam mit anderen in die Physik zu vertiefen. Damit ist nicht nur gemeint, dass aus guten Ideen der Mitglieder eigene Veranstaltung werden, sondern auch, dass sich die Veranstaltungen stets durch große Offenheit der Teilnehmenden und Diskussionsfreude auszeichnen.
Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?
Von der DPG wünsche ich mir, dass sie die Offenheit für neue Ideen beibehält. Der fachliche und persönliche Austausch in der DPG wird wesentlich durch ihre Mitglieder bestimmt. Diese müssen für Ideen gewonnen und eingebunden werden. Ich freue mich darauf, diese Zukunft mitzugestalten.
Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?
Viele gesellschaftliche Probleme sind struktureller Art. Welche Herausforderungen gibt es, wie sollen Ressourcen verteilt werden, was sind die Auswirkungen unseres Handelns? Physik beschäftigt sich mit logischen Strukturen, entwickelt Konzepte, testet deren Grenzen aus und kann sie klar beziffern. Dadurch kann sie nicht nur Antworten auf „physikalische“ Probleme geben, sondern bietet auch eine Handhabe im Umgang mit Daten, auf deren Grundlage gesellschaftliche und politische Entscheidungen getroffen werden.
Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?
In vielen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Diskurses erlebe ich eine zunehmende Polarisierung. In der Physik müssen wir uns gemeinsam auf eine objektive Prozedur zur Erkenntnisgewinnung einigen und die Grenzen unserer Erkenntnis klar benennen. Diese Arbeitsweise und deren Ergebnisse zu verstehen, kann helfen zwischen Fakten und politischen Meinungen zu unterscheiden.
Mit welchem Thema beschäftigte sich Ihre Abschlussarbeit?
In meiner Bachelorarbeit habe ich mich damit beschäftigt, wie das Stromnetzwerk umgebaut werden muss, damit ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Energien gelingen kann. Wichtige Aspekte dabei sind die Versorgungsstabilität, geeignete Steuerungs- und Kontrollmechanismen sowie die Struktur des Netzwerks.
Welche Fragestellungen der Physik begeistern Sie heute am meisten?
Eine große Stärke der Physik ist, dass sich unterschiedliche Bereiche der Forschung immer wieder gegenseitig beeinflussen, Ideen und Methodik sich weiterentwickeln. Dabei ist weniger die spezielle Anwendung als vielmehr die logische Grundstruktur entscheidend. In der statistischen Physik beispielsweise begeistert es mich, dass man ähnliche Gesetzmäßigkeiten im Verhalten von Magneten, Gasen und Menschenmengen wiederfindet.
Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?
An alle Jugendlichen kann ich den Tipp geben, sich mit möglichst vielen Themen und Projekten zu beschäftigen. Nur indem man in viele verschiedene Bereiche reinschnuppert, findet man wirklich heraus, was einem liegt und kann erste fachliche Kontakte knüpfen. Dabei geht es nicht darum, am perfekten Lebenslauf zu schmieden. Gerade auch fachfremde Kontakte können oft sehr hilfreiches Feedback geben und einem den Rücken stärken.
Physik ist wie ....
...ein neugieriges Kind mit dem unbändigen Willen, alles um sich herum zu verstehen.
Bild: Benjamin Wolba