Michael Totzeck

"Wer verbietet uns über Gravitationswellenlithographie, Gurkenscheiben als biologisch abbaubare Diffusoren oder die Diffusionsrate von Ideen nachzudenken?"

Prof. Dr. Michael Totzeck (DPG-Mitglied seit 1985) zeigt, wie wissenschaftliche Leidenschaft in einem Unternehmen gelebt werden kann. Nach seinem Studium und seiner Promotion an der TU Berlin von 1980-1989 sowie seiner Habilitation 1995 wurde Michael Totzeck Gruppenleiter an der Universität Stuttgart am Institut für Technische Optik der Gruppe „Quantitative Mikroskopie“.
Seit 2002 arbeitet er bei ZEISS, wo er zunächst als Principal Scientist und später als Direktor der Metrologie-Abteilung der zentralen Forschung tätig ist. Seit 2015 ist Michael Totzeck Fellow- und Innovationsmanager und damit in der höchsten Stufe der Forschungslaufbahn bei ZEISS. Parallel ist er als Honorarprofessor für Technische Optik an der Uni Konstanz tätig.

 

 

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Wenn ich nicht Physiker geworden wäre...

…wäre ich Chemiker geworden. Ich hatte in der Schule den Physikleistungskurs nur belegt, um besser auf das Chemiestudium vorbereitet zu sein. Dann aber war die Physik über allen Maßen faszinierend und spannend. Seitdem hat sie mich nicht mehr losgelassen.

 

Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

Ich liebe Gedankenspiele. Die absurdesten Hypothesen aufzustellen und im gemeinsamen Gespräch zu analysieren. Gesetzmäßigkeiten der Physik auf alles Mögliche zu übertragen, ist insbesondere im Gespräch mit ebenso leidenschaftlichen Geisteswissenschaftlern sehr amüsant. Unsinnig heißt aber wirklich unsinnig. Wer verbietet uns über Gravitationswellenlithographie, Gurkenscheiben als biologisch abbaubare Diffusoren oder die Diffusionsrate von Ideen nachzudenken?

 

Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?

Als Student waren die DPG Tagungen mein erster Kontakt zum Wissenschaftsbetrieb jenseits meiner Uni und hatten damit einen prägenden Charakter. Gute Angebote sind aus meiner Sicht die, die das Wissen der Physikstudenten verbreitern und vertiefen, wie die junge DPG, der Arbeitskreis Industrie und Wirtschaft und natürlich die WE Heraeus Seminare.

 

Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?

Die physikalische Forschung ist ein Paradebeispiel für die Anwendungen der wissenschaftlichen Methode. Die wissenschaftliche Methode ist für mich eine der wichtigsten Grundlagen unserer Gesellschaft. Sorgfältig ermittelte und kritisch geprüfte Daten sind die beste Grundlage guter, nachhaltiger Entscheidungen. Immer wieder widersprechen Experimente der bis dahin gültigen Lehrmeinung und führen so zu neuem Wissen und neuer Erkenntnis. Eine wissenschaftsbasierte Gesellschaft ist deswegen bestimmt nicht fehlerlos, aber sie lernt aus ihren Fehlern.

 

Warum sollten sich PhysikerInnen verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

PhysikerInnen sind Lernende. Forschung bedeutet nachzudenken und es zu versuchen. Wenn es nicht klappt, analysiert man die Fehler und sucht einen neuen Weg. Diese Methode brauchen wir auch in der Politik. Und wir müssen sie auch den Menschen vermitteln.

 

Woran arbeiten Sie heute?

Optische Innovationen werden seit über 175 Jahren durch das Zusammenspiel von Wissenschaft und Technik angetrieben. In meiner Rolle als ZEISS Fellow trage ich da zu bei, dass das auch in Zukunft gilt.

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Geht dorthin, wo ihr gebraucht werdet und wo ihr den Unterschied macht.

 

Bild: © ZEISS Brand Magazin