Jahresbericht 1996
Berichtszeitraum: 1. April 1996 bis 31. März 1997
Präsident
Im Grußwort zum Neuen Jahr (Ph. Bl. 52 (1996) 5) hatte ich die Ereignisse von 1995 schon einmal zusammengefaßt: Die Konsolidierung der Arbeit unserer Geschäftsstelle für die Gesellschaft und das Magnus-Haus; die Verbesserung der Vertragsbedingungen unserer Physikalischen Blätter; die Jubiläen "150 Jahre DPG", "100 Jahre Röntgenstrahlung", "20 Jahre Forschungsmanagement in der Physik"; unser Energiememorandum; der Zweite Weltkongreß der Physikalischen Gesellschaften in Tokio und vor allem unsere Aktivitäten und Empfehlungen zur Verbesserung der Berufschancen von Physikern. Ich möchte davon nichts wiederholen, sondern lieber in die Zukunft schauen.
Nachzutragen ist allerdings, was in den ersten vier Monaten dieses Jahres geschah. Wir hielten in Jena unsere 60. Physikertagung ab. Zur Halbzeit, im Jahre des Nobelpreises an Albert Einstein 1921, veranstaltete die DPG dort im selben Volkshaus ihre Jahresversammlung, geleitet von Max Wien und Prof. Schumann. Dort haben wir auch die langjährigen Vorstandsmitglieder Mayer-Kuckuk und Urban sowie unseren Rechnungsprüfer Kirste verabschiedet., den neuen Präsidenten Schwoerer und das Presse-Vorstandsmitglied Bradshaw begrüßt. Mit unserer polnischen Nachbargesellschaft haben wir in Frankfurt/Oder einen modernisierten Kooperationsvertrag unterzeichnet. Im EPS-Council wurde beschlossen, daß Polen für das europäische Austauschprogramm zuständig ist, der Sitz nach Mulhouse/Elsaß verlegt wird, und die Umrechnungsbasis 9,10 ECU für den Normbeitrag genommen wird, was (wie vom Vorstandsrat gewünscht) günstiger ist.
Alles in allem könnten wir zufrieden sein mit dem Zustand der DPG, und uns auf die Schultern klopfen. Doch die Kürzungen im Sozialbereich haben uns vielleicht deutlicher als die im Bildungs- und Forschungsbereich gezeigt, daß unsere Unterhaltskosten, Ansprüche und sicher auch manche Einstellung unhaltbar geworden sind. Mit vornehmer Sprache, mimosenhafter Empfindlichkeit, Verschanzen hinter Institutionen kommen wir nicht weiter. Wir haben die Wahl, unser Niveau mit den Kürzungen pauschal herunterzufahren - das wäre auch ein aktives Verhalten! - oder uns stark zu machen, indem wir Mittelmaß und unterkritische Einheiten ausmerzen, Originalität und Innovationsleistung, aber mit dem zugehörigen Wagniskredit, herausfördern.
Durch unsere Fachbereichs- und Physiktage, insbesondere auch durch die Vorstandsberichte in den Physikalischen Blättern, wußten wir schon lange, daß es so kommen würde. Wir sehen auch ganz klar, daß diese kritische Zeit Führung verlangt. Wer das nicht akzeptiert, wird sicher allein stark genug sein. Dagegen spricht nichts, das verjüngt die Physik im Denken und Handeln. Unser Nachwuchs verdient es.
Sicher können wir Physiker nicht alles bewegen. Aber uns selbst. Wir haben die tollsten Ideen gehabt, die zu verwirklichen waren. Wir dürfen nicht stehen bleiben, den Status quo verteidigen.
Prof. Dr. Hans Günter Danielmeyer
Präsident