Jahresberichte 1997

Berichtszeitraum: 1. April 1997 bis 31. März 1998

Inhalt

Präsident
Vizepräsident
Schatzmeister
Wissenschaftliche Programme und Preise
Informationswesen und Presse
Bildung und Ausbildung
Berufsfragen und wissenschaftlicher Nachwuchs
Geschäftsführung, Mitgliederversammlung

Veranstaltungen im Physikzentrum Bad Honnef
Veranstaltungen im Magnus-Haus Berlin


Präsident

Im Berichtszeitraum (1. April 1997 bis 31. März 1998) hat der Vorstand (V) viermal getagt und der Vorstandsrat (VR) dreimal: der VR am 20. Juni im Magnus-Haus Berlin, am 14. und 15. November im Physikzentrum Bad Honnef und am 22. März vor der Physikertagung in der Universität Regensburg.

Die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitglieder des Vorstands und des Vorstandsrats, der Mitglieder der Regional- und Ortsverbände, der Arbeitskreise und Beratenden Ausschüsse, der Preiskomitees, der wissenschaftlichen Beiräte und Kuratorien, der Herausgeber der Physikalischen Blätter und ungenannter Mitglieder ist zur Vorbereitung und Durchführung der Physikertagung, der Frühjahrstagungen, der vielen anderen überregionalen wissenschaftlichen Tagungen, zur Publikation der Physikalischen Blätter sowie zur Vorbereitung und Verabschiedung der Empfehlungen mit denen sich unsere 152 Jahre alte Gesellschaft in Angelegenheiten der Wissenschaft an die Öffentlichkeit, an die Organisationen zur Förderung der Wissenschaft und auch an unsere Mitglieder richtet, unerläßlich. Die ehrenamtliche Tätigkeit unserer Mitglieder und die Wahrung demokratischer Grundsätze in unseren Gremien erfordern zwar oft große Geduld, sind aber letztlich meines Erachtens wertvoller, als jedes andere System zur Führung der Gesellschaft. Zusammen mit den sechs (zeitweise sieben) Angestellten in unserer Geschäftsstelle im Physikzentrum und im Magnus-Haus unter der sehr effizienten und vorbildlichen Leitung unseres Hauptgeschäftsführers Dr. Häselbarth bilden die mehr als 200 ehrenamtlich tätigen Mitglieder das menschliche Fundament unserer Gesellschaft. Herr Dr. Häselbarth wurde auf der Sitzung des VR im Magnus-Haus bis zur Erreichung seiner Altersgrenze für den Ruhestand wiedergewählt. Ich bedanke mich am Ende meiner Amtszeit für seine hervorragende, faire, sachliche und fachkompetente Zusammenarbeit mit mir.

Gleichfalls bedanke ich mich bei den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern. Sie sind in diesem Heft der Physikalischen Blätter und im entsprechenden Heft des Vorjahres verzeichnet und wurden in geheimer Wahl gewählt und damit zu ihrem Amt legitimiert. Ich bedanke mich ausdrücklich auch bei den Nichtgewählten für ihre Bereitschaft ein Amt zu übernehmen. Sie alle können stolz darauf sein, daß wir inzwischen mehr als 30.000 Mitglieder haben, die in vieler Hinsicht ein breites Spektrum bilden. Unter den neuen Mitgliedern des vergangenen Jahres waren z. B. sowohl Studenten als auch ein Nobelpreisträger. Der Zuwachs an Mitgliedern wird jedoch weder mir noch den übrigen Mitgliedern des Vorstands den Blick vor Defiziten verschleiern, die es neben der vorrangig notwendigen Pflege der Aktivitäten der überwiegend nicht unzufriedenen Mitglieder zu beseitigen gilt. Darauf hat u.a. die Arbeitsgruppe Leistungsspektrum hingewiesen, über deren Ergebnisse in der VR-Sitzung im Magnus-Haus ausführlich diskutiert wurde.

Aus meiner Sicht positiv zu bewertende Aktivitäten unserer Gesellschaft werde ich im folgenden in der gebotenen Kürze auflisten und bisweilen kommentieren. Danach will ich aber auch unsere Defizite nicht unerwähnt lassen.

Es ist selbstverständlich, daß in dieser Reihe zu allererst die DPG-Frühjahrstagungen genannt werden müssen. Im Jahr 1998 haben sie in Bayreuth, Konstanz, Bochum, Zürich, Freiburg und Regensburg stattgefunden. Mit ihren jeweils etwa 1000, (in Regensburg mehr als 3000, in Zürich etwa 300) Teilnehmern und fast ebenso vielen Beiträgen sind sie nach wie vor weltweit deshalb fast einmalig, weil sie ein bewährter Treffpunkt von jungen und älteren Wissenschaftlern mit Kommilitonen und Kollegen aus anderen Hochschulen und Forschungsinstituten sind. Auf den Physikertagungen entstehen wissenschaftliche Kontakte und auch Freundschaften, die oft viele Jahre, bisweilen ein ganzes Berufsleben lang andauern. Auf den Physikertagungen werden auch unsere wissenschaftlichen Preise vergeben. Wir demonstrieren damit, welche Leistungen wir als besonders hoch einschätzen, und gleichzeitig pflegen wir damit unsere etablierten Beziehungen zu physikalischen Gesellschaften unserer europäischen Nachbarn. Erstmals konnten wir in Regensburg den von der Polnischen Physikalischen Gesellschaft und von der DPG vergebenen und von Herrn Dr. Meyer-Viol finanziell großzügig unterstützten Marian Smoluchowski - Emil Warburg-Preis an den polnischen Physiker A. Bialas verleihen (Phys. Bl. 54 (1998) 65).

In der VR-Sitzung am 20. Juni wurde der Arbeitskreis Atome, Moleküle, Quantenoptik und Plasmen (AK-AMOP) gegründet. In der VR-Sitzung auf der Physikertagung in Regensburg wurden der neue Fachverband "Umweltphysik" und der Arbeitskreis "Physik und Abrüstung" gegründet. Alle drei Beschlüsse belegen, daß die Struktur unserer Teildisziplinen und ihrer interdisziplinären Beziehungen nicht stagniert. Der Festvortrag des Nobelpreisträgers für Chemie, Professor Paul Crutzen, war ein würdiger Anfang für den neuen Fachverband. Ihm und den beiden neuen Arbeitskreisen wünsche ich fruchtbare Zukunft.

Auf der Physikertagung in Regensburg wurde auch das in intensiver Zusammenarbeit mit den bevollmächtigten Vertretern der Präsidenten der DFG, der Helmholtz- Gemeinschaft, der Max-Planck-Gesellschaft und der Wissensgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz erarbeitete "Plädoyer für die Forschung an Großgeräten" verabschiedet und unmittelbar danach an Herrn Staatssekretär Dr. Fritz Schaumann im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) gesandt. In diesem Plädoyer apelliert die DPG an den BMBF die Förderung der Nachwuchswissenschaftler insbesondere aus den Hochschulen, aber auch aus den Forschungsinstituten (außerhalb der Hochschulen) an den Großgeräten (die von der Bundesrepublik gebaut und unterhalten werden) fortzuführen (vgl. Phys. Bl. 54 1998) Nr. 5).

Ebenfalls auf der Physikertagung in Regensburg wurde der "Verhaltenskodex für Mitglieder" verabschiedet. Er wurde im Mai-Heft der Physikalischen Blätter veröffentlicht und beruht auf der ernsthaften und engagierten Diskussion des Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Professor Wolfgang Frühwald, mit den Teilnehmern beim Tag der DPG am 14. November im Physikzentrum Bad Honnef. Ebenfalls an diesem Tag wurden wir alle mit der Vergabe der Publizistik-Medaille an Rainer Flöhl von der FAZ traditionsgemäß daran erinnert, daß es auch zu unserer vornehmen Pflicht gehört, der Öffentlichkeit mitzuteilen, was wir forschen und daß wir dazu den intensiven Kontakt zu den Wissenschaftsredaktionen unserer Tageszeitungen pflegen müssen.

Ein besonderer würdiger Anlaß zum Kontakt mit der Öffentlichkeit war die Gedenkveranstaltung zum 50. Todestag von Max Planck, die wir zusammen mit der Max-Planck-Gesellschaft, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und der Humboldt Universität zu Berlin am 4. Oktober 1997 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt veranstaltet haben. In den Physikalischen Blättern 53 (1997) Nr. 10 haben Helmut Rechenberg und Dieter Hoffmann dazu einen Sonderteil veröffentlicht. Im Anschluß an den Festakt mit 700 geladenen Gästen konnten wir im Magnus-Haus die auch von der Berliner Öffentlichkeit viel besuchte und gelobte Ausstellung "Max Planck – Leben Werk Persönlichkeit" eröffnen. Diese und die wachsende Zahl von Diskussionsveranstaltungen im Magnus-Haus lassen unser Juwel in Berlin Mitte inzwischen zu einem attraktiven Treffpunkt werden. Unser besonderer Dank gilt dafür insbesondere Herrn Mayer-Kuckuk.

Mit großer Intensität haben der Vorstand und der Hauptgeschäftsführer begonnen den Beschluß des Vorstandsrats zur Gründung der vollelektronischen Zeitschrift New Journal of Physics (NJOP) zu realisieren. Zusammen mit dem Institute of Physics (IOP) wurde dazu in Regensburg eine Declaration of Intent unterzeichnet (vgl. Phys. Bl. 54 (1998) Nr. 5). Mit der Erstausgabe kann im Herbst d.J. gerechnet werden. Das Projekt NJOP ist außerordentlich zukunftsorientiert und wird am Anfang Geduld und Überzeugungsarbeit benötigen. Zusammen mit sehr vielen Mitgliedern und natürlich mit unseren Partnern vom IOP bin ich überzeugt davon, daß NJOP eine Zeitschrift von höchster wissenschaftlicher Qualität werden wird und daß sie maßgeblich zur Reduktion der Inflation im wissenschaftlichen Zeitschriftenwesen beitragen wird. Ich bin mir sicher, daß das Konzept von NJOP dem Bedürfnis der heranwachsenden Generation von Physikern und Naturwissenschaftlern nach einem modernen Publikationswesen gerecht wird. Schon deshalb haben wir die Verpflichtung große Anstrengungen zu unternehmen das Projekt zu realisieren. Ich rufe die Mitglieder der DPG dazu auf, in NJOP zu publizieren! Fragen Sie in der DPG-Geschäftsstelle nach den Anfangsregeln für die article charges.

Im übrigen begrüße ich gemeinsam mit vielen gleichgesinnten Kollegen die angestrebte partielle Verlagerung der überproportionalen Konzentration physikalischer Originalpublikationen nach Europa. Dieses Ziel verfolgt nicht nur NJOP sondern auch die Fusion der Zeitschrift für Physik mit dem Journal de Physique zum European Physical Journal. In die Verhandlungen zu dieser Fusion wurde die DPG nicht rechtzeitig vor Abschluß des Vertrags einbezogen. Ich wünsche beiden Zeitschriften, daß sie Kondensationskeime für anspruchsvolle europäische Physikalische Zeitschriften werden mögen und daß wir Physiker damit demonstrieren können, daß wir die Zukunft nicht verschlafen haben.

Zur Beurteilung der Zukunft unserer Absolventen hat der Arbeitskreis Optionen für die Zukunft (AKO) erstmals eine Berufsumfrage initiiert, die mit vereinten Kräften ausgewertet wurde (vgl. Physik-Handbuch 1998, S. 54 ff und eine demnächst von Herrn Sixl verfaßte, demnächst erscheinende Auswertung). Die Ergebnisse dieser Umfrage erlauben erstmals quantitative Aussagen über das sehr breite Spektrum der beruflichen Tätigkeiten unserer Absolventen. Ich kann die Lektüre sehr empfehlen und bedanke mich bei dieser Gelegenheit für die Arbeit von Herrn Sixl im Vorstand.

Nach wie vor unbefriedigend sind in der DPG auch aus der Sicht des ausgeschiedenen Präsidenten ihre Beziehungen zu den Physiklehrern in den allgemeinbildenden Schulen, zu den Physikern in den Fachhochschulen, zu den Physikern in der Industrie und zur allgemeinen Öffentlichkeit. Es existieren allerdings hoffnungsvolle Ansätze. Aber dennoch ist es mein Wunsch, daß diese Beziehungen intensiviert werden und zwar primär nicht um der DPG mehr Mitglieder zu verschaffen, sondern weil ich überzeugt davon bin, daß diese Beziehung zum Abbau der Abneigung großer Teile unserer Bevölkerung gegen Naturwissenschaft und Technik führen kann. Vielleicht kann eine vorsichtige Vergrößerung des Vorstands im Rahmen der derzeit geplanten Satzungsänderung einen Weg öffnen auch in dieser Richtung mehr zu erreichen. Z.B. sollten wir noch einmal zur Bildung von Ortsverbänden aufrufen. Sie werden von der Geschäftsstelle unterstützt! Wir sollten uns auch ein Vorbild am APS–Präsidenten Allen Bromley nehmen, der Herrn Bradshaw, Herrn Häselbarth und mir anläßlich des "Gipfeltreffens" im vergangenen Herbst in Washington erläutert hat, daß und wie die Regierung der USA die Wissenschaft wesentlich stärker fördern wird (vgl. Phys. Bl. 53 (1997) 1185 ff.).

Zum Schluß bedanke ich mich bei Herrn Danielmeyer für seine langjährige Tätigkeit in der DPG und insbesondere für seine Initiativen und Hilfen bei der Realisierung des Magnus-Hauses als unser Haus in Berlin und bei der Neustrukturierung der Geschäftsstelle. Herrn Reineker danke ich für seine enorme Arbeitsleistung im Vorstand und als Sprecher der Konferenz der Fachbereich Physik. Den Herren Peschel und Bradshaw danke ich für die Herausgabe des Physik-Handbuchs, das schon kurz nach seinem Erscheinen von vielen Mitgliedern gelobt und als wertvoll bezeichnet wurde. Unseren Förderern, allen voran der Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und Else Heraeus-Stiftung danke ich für ihre langjährige Treue im Namen aller Mitglieder. Meinem Nachfolger im Amt des Präsidenten, Herrn Professor Alexander Bradshaw wünsche ich viel Erfolg und Freude bei der Ausübung seines Amts. Ich bin überzeugt davon, daß beides nicht ausbleiben wird.

Prof. Dr. Markus Schwoerer

Präsident

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Vizepräsident

Die EPS zog nach Mulhouse/Frankreich um und ist erstmals in ihrer Geschichte in den schwarzen Zahlen. Wir schlugen Sir Arnold Wolfendale (IOP) für die Wahl zum nächsten Präsidenten vor. Zur 100-Jahr-Feier der APS (21. - 25. März 1999) sind Präsident und Hauptgeschäftsführer eingeladen. Herrn Egelhaaf schlugen wir als DPG-Vertreter in der IGAPPI der EPS vor. Zusammen mit Dr. Häselbarth waren wir erstmals bei der Jahresversammlung der Polnischen Physikalischen Gesellschaft zu Gast. Dabei leitete ich eine Präsidentenrunde der osteuropäischen Physiker, die alle beklagten, daß eine Wissenschaftsfinanzierung und -planung immer noch fehlt und deshalb kaum noch Physik studiert wird.

1997 führte die WE-Heraeus-Stiftung 4 Ferienkurse und 12 Tagungen durch. Gute Vorschläge für Tagungen und insbesondere für Monographien werden gern entgegengenommen. Die DPG hat in der Stiftung einen einzigartigen Mäzen für wissenschaftliche Qualität und kann ihr dafür nicht genug danken.

Kollegen Mayer-Kuckuk, Frau Tschäge und Herrn Holzinger ist zu dem Erfolg zu gratulieren, den sie dem Magnus-Haus gebracht haben. Im letzten Jahr konnte es einen enormen Zuwachs verzeichnen. Mit 144 Veranstaltungen wurden netto 58 TDM eingenommen. Die Mannschaft ist an ihrer Belastungsgrenze, so daß eine weitere Steigerung der Veranstaltungszahl den Grenznutzen kaum verbessert. Im Namen der DPG danke ich der Magnus-Mannschaft für ihren Einsatz.

Prof. Dr. Hans Günter Danielmeyer

Vizepräsident

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Schatzmeister

(siehe dazu Jahresabschluß)

Die finanzielle Situation der Gesellschaft war im Berichtsjahr zufriedenstellend. Für die wesentlichen potentiellen Risiken konnten ausreichende Rücklagen gebildet werden.

Der Mittelzufluß aus Mitgliedsbeiträgen überstieg 1997 die konservative Schätzung des Haushaltsplanes um 104.085,60 DM. Der Nettozuwachs der Mitgliederzahl - Ende 1997 hatte die Gesellschaft ca. 400 Mitglieder mehr als zu Beginn des Jahres - und die Wechsel aus studentischen Beitragsklassen in die der Vollzahler müssen als Hauptursachen für diese angenehme Entwicklung angesehen werden. Auch ein erfreulich hoher Spendeneingang war bei den Einnahmen zu registrieren. Die Spenden zur Verwendung für allgemeine Satzungszwecke und die Spenden für die Tagungen summierten sich auf 102.000,-- DM, bei einer Planungsannahme von 5.000,-- DM. Besonders erwähnt werden soll hier die Spende von Herrn Dr. Peter G. Meyer-Viol für den M. Smoluchowski - E.Warburg - Preis in Höhe von 50.000,-- DM, aus deren Erträgen das Preisgeld finanziert werden soll. Ebenfalls eine angenehme Entwicklung ist von den Einnahmen aus Beteiligungen und Lizenzen zu berichten, wo insbesondere der Gewinn der Physik GmbH mit 67.000,-- DM besonderer Erwähnung wert ist. Diese Einnahmen sind in den Zeilen 110 bis 170 des Jahresabschlusses 1997 wiedergegeben. Zusammen mit einigen kleineren Posten addieren sich die genannten Mehreinnahmen auf 305.000,-- DM.

Die Ausgaben für die Geschäftsstelle ( Zeilen 201 bis 219 ) blieben um etwa 20.000,-- DM unter dem Ansatz und dies trotz einer zur Jahresmitte erforderlich werdenden Neueinstellung in der Geschäftsstelle zur Unterstützung der Implementierung der elektronischen Verhandlungen und zur Vorbereitung und Begleitung der Tagungen. Die Einsparungen konnten hauptsächlich über die angemessene Rückvergütung von in Anspruch genommenem Vereinspersonal durch die DPG-GmbH erwirtschaftet werden.

Auch bei den Aktivitäten der Gesellschaft, die in der Aufstellung des Jahresabschlusses 1997 mit "Interna" überschrieben sind ( Zeilen 220 bis 699 ) , wurde sparsam und mit finanziellem Erfolg gewirtschaftet. So konnten z.B. die Tagungsgeschäftsführer aus den Tagungen einen Überschuß von 81.000,-- DM erzielen. Hinzu kommt ein rechnerischer außerplanmäßiger Ertrag aus der Vermietung des Magnus-Hauses in Höhe von 110.000,-- DM. Hier wurden allerdings im wesentlichen nur die reinen Betriebskosten des Hauses ohne das Personal den Einnahmen aus der Vermietung gegenübergestellt. Die tatsächlichen Gesamtkosten des Magnus-Hauses sind der ebenfalls hier veröffentlichten Zusammenstellung zu entnehmen, die alle im Haushaltsplan an verschiedenen Stellen stehenden Kostenpositionen erfaßt, wie z.B. Personal und Geschäftsaufwendungen. Da sieht man dann, daß der Betrieb im letzten Jahr mit einer Deckungslücke von etwa 188.000,-- DM abschließt.

Die internationalen Verpflichtungen lagen im erwarteten Rahmen.

Bei den publizistischen Aktivitäten, die einzelnen im letzten Block des Jahresabschlusses ( Zeilen 811 bis 819 ) zu finden sind, soll darauf hingewiesen werden, daß die geplanten Mittel für Investitionsprojekte bei den Physikalischen Blättern nicht in Anspruch genommen werden mußten. Die Kosten für das Physikhandbuch, die bei 152.000,-- DM lagen, konnten durch eine Spende der WE-Heraeus-Stiftung in Höhe von 75.000,-- DM im veranschlagten Rahmen gehalten werden.

Mehreinnahmen und Einsparungen führten zu einem Haushaltsüberschuß von 500.489,49 DM.- Der Überschuß wurde vom Vorstandsrat in die Rücklagen eingestellt. Die Gesellschaft ist damit in der Lage auch künftig vernünftige Projekte zur Förderung der Physik zu finanzieren.

Dr. Jens-Egon Mosch

Schatzmeister

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Wissenschaftliche Programme und Preise

Die 61. Physikertagung fand in München statt. Nach der intimen Atmosphäre 1996 in Jena nun großstädtisches Flair, München begrüßte zum wiederholten Male die deutschen Physiker. Der Kalender (Ostern bereits Ende März) verursachte nicht geringe Irritationen, mußten doch die Festkörperphysiker von ihrem traditionellen Termin, der vierten Märzwoche, abrücken und in Münster parallel zu München tagen. Dankenswerterweise konnte durch das Entgegenkommen der Münchner Veranstalter die Festsitzung abweichend vom üblichen Brauch bereits am Dienstag durchgeführt werden, so daß zumindest eine Überlagerung mit der mittwöchlichen Festsitzung der Festkörperphysiker vermieden wurde, somit der Präsident auch an beiden Veranstaltungen teilnehmen konnte. In München versammelten sich die Fachverbände Extraterrestrische Physik, Geschichte der Physik, Gravitation und Relativitätstheorie, Mathematische Physik, Strahlenphysik und Strahlenschutz, Teilchenphysik, der Arbeitskreis Energie sowie die Arbeitsgemeinschaften Extraterrestrische Forschung und Naturwissenschaft, Abrüstung und Internationale Sicherheit, diese sind nun bereits zu einem festen Programmpunkt geworden. Höhepunkte der Festveranstaltung waren die Ansprache des Ministerpräsidenten Dr. M. Stoiber, die traditionelle Festansprache des Präsidenten der DPG M. Schwoerer sowie der Festvortrag von D. Dubbers zum Thema "Physik mit kalten Neutronen". Erstmals wurde die Tagung nicht allein von der gastgebenden Ludwig-Maximilians-Universität vorbereitet und durchgeführt, sondern der örtliche Tagungsleiter, Prof. Dr. V. Soergel, war geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Institutes für Physik, während der Tagungsgeschäftsführer, Dr. O. J. Stadler, die universitäre Seite vertrat. Das Zusammenspiel verlief hervorragend, so daß die Physiker auch in München eine wohl organisierte Tagung erlebten. Dafür sei allen Beteiligten herzlich gedankt. Dieser Dank sei aber auch auf die Hauptgeschäftsstelle in Bad Honnef erweitert, trägt sie doch durch ihre Unterstützung ganz wesentlich zum Gelingen der Tagungen bei.

Für alle Frühjahrstagungen unterstützte die WE-Heraeus-Stiftung finanziell die Teilnahme junger Physikerinnen und Physiker. Dafür sei der Stiftung, ihrem Vorstand und dem wissenschaftlichen Beirat ebenso gedankt wie für die Finanzierung der Forschungsseminare vornehmlich in Bad Honnef, über die in den Physikalischen Blättern regelmäßig berichtet wurde, sowie der vierzehntägigen Ferienkurse für Studenten in den östlichen Bundesländern, wobei wiederum fünf Kurse gefördert wurden, die alle eine sehr gute Resonanz fanden. Hervorzuheben ist, daß erstmals ein Kurs besonders für Lehramtskandidaten konzipiert wurde. Die Reaktion der Teilnehmer zeigte, daß hier ein besonderer Bedarf besteht.

Die Tatsache, daß die "Verhandlungen der DPG" elektronisch zur Verfügung stehen und ein entsprechender Aufruf in den "Physikalischen Blättern" zur Abbestellung in den Fällen, in denen die Papierversion nicht mehr genutzt wird, führte zur Einsparung von 9000 Exemplaren der "Verhandlungen" aller Frühjahrstagungen 1997 gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt konnten die Kosten für die "Verhandlungen" seit 1994 um 45 % gesenkt werden, wofür allen Beteiligten, besonders auch in der Geschäftsstelle, sehr nachdrücklich gedankt sei.

Im Jahr 1997 wurden von der DPG die im folgenden angegebenen Medaillen und Preise verliehen. Die Laudationes sind in Phys. Bl. 53 (1997) Heft 3, S. 241 veröffentlicht.

Max-Planck-Medaille
(höchste Auszeichnung der DPG für einen im Bereich der theoretischen Physik arbeitenden Physiker)
Prof. Dr. Gerald E. Brown, State University of New York at Stony Brook

Stern-Gerlach-Medaille
(höchste Auszeichnung der DPG für einen im Bereich der experimentellen Physik arbeitenden Physiker)
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Peter Armbruster, GSI Darmstadt

Gentner-Kastler-Preis
(gemeinsam mit der Société Francaise de Physique, Paris)
Dr. Reinhard Scherm, Institut Max von Laue - Paul Langevin, Grenoble

Max-Born-Preis und -Medaille
(gemeinsam mit dem Institute of Physics, London)
Prof. Dr. Robin Marshall, FRS, Schuster Laboratory, University of Manchester

Robert-Wichard-Pohl-Preis
Dr. Anton Oed, Institut Max von Laue - Paul Langevin, Grenoble

Gustav-Hertz-Preis
Dr. Wolfgang Ketterle, Massachusetts Institute of Technology Cambridge

Walter-Schottky-Preis für Festkörperphysik
(vom Hause Siemens gestiftet und 1972 konstituiert)
Priv.Doz. Dr. Christoph Geibel, Institut für Festkörperforschung, TH Darmstadt

Schülerpreis
Norbert Schuch, Michael Häckel, Arend Bayer, Robert Mücke, Mark Hamilton

Medaille für Naturwissenschaftliche Publizistik
Dr. Rainer Flöhl, Frankfurter Allgemeine Zeitung

An der Verleihung weiterer Preise wirkte die DPG verantwortlich mit. Hier gab es 1997 folgende Preisträger:

Rudolf-Kaiser-Preis
(verwaltet und vergeben vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft)
Dr. Reinhard Kleiner, FB Physik, Universität Erlangen

Karl-Scheel-Preis
(vergeben von der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin)
Dr. Siegfried Bauer, Angewandte Festkörperphysik, Universität Potsdam

Gaede-Preis
(vergeben von der Deutschen Vakuumgesellschaft)
Dr. Hilde Hardtdegen, Forschungszentrum Jülich

Otto-Klung-Preis
(auf Vorschlag des Fachbereiches Physik der Freien Universität Berlin vergeben durch die Otto-Klung-Stiftung)

Jürgen-Geiger-Preis
Dr.-Ing. Jörg Buisset, Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft, Berlin

Die Preise der DPG werden regelmäßig im April-Heft der Physikalischen Blätter ausgeschrieben. Es sei an alle Mitglieder der DPG appelliert, Kandidaten für die Preise zu nominieren, um eine gute Auswahl zu ermöglichen. Allen Mitgliedern der Preiskomitees, deren Namen in der jährlichen Organisationsübersicht im Juli/August-Heft publiziert sind, und besonders ihren Vorsitzenden, sei für ihre verantwortungsbewußte und zeitaufwendige Mitwirkung bei der Auswahl der Preisträger herzlich gedankt.

Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg

Vorstandsmitglied

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Informationswesen und Presse

Im Laufe des Jahres 1997 hat sich die Umgestaltung der Physikalischen Blätter fortgesetzt. Damit ist der vor zwei Jahren gemeinsam geäußerte Wunsch der Herausgeber, des Kuratoriums und der Redaktion in Erfüllung gegangen, die neu zur Verfügung stehenden Ressourcen einzusetzen, um die Attraktivität und Nützlichkeit unserer Mitgliederzeitschrift zu erhöhen. Entsprechend enthält die Rubrik "Aktuelles" (jetzt ca. 12 Seiten pro Heft) mehr wissenschaftspolitische Beiträge, aktuelle Berichte aus der Physik sowie Artikel von Korrespondenten aus dem Ausland. Die Rubriken "BAI" und "Didaktikforum" haben sich stark entwickelt. Bei letzterem soll der Ableger "Physik in der Lehre" ausgebaut werden. Längere Artikel werden nunmehr im Hinblick auf Lesbarkeit und allgemeine Verständlichkeit stärker überarbeitet. Erfreulich ist auch die Zunahme von interdisziplinären Themen für solche Aufsätze, wie zum Beispiel "Wanderdünen" oder "optische Himmelsphänomene". Der Sonderdruck "50. Todestag Max Planck" aus Heft 10/97 fand großen Anklang. Die vielfältigen Aspekte des "electronic publishing" wurden in mehreren Beiträgen dargestellt. Nach einer Experimentierphase haben sich Layout, Farbe und Graphik vereinheitlicht und tragen deutlich zur gestiegenen Attraktivität bei. Seit Herbst 1997 ist das Bezugsquellenverzeichnis im WWW abrufbar. Die Rubrik "kostenloser Stellenmarkt" (Doktoranden- und Postdoc-Stellen) wird es in Zukunft nur noch im WWW geben, aber dafür mit wöchentlichem Update; weitere Angebote auf der Homepage sind der FIZ-Tagungskalender, das Online-Register aller Jahrgänge, die Bewerberliste (DPG-Server), die Programme des Physikzentrums, des Magnus-Hauses und der Frühjahrstagungen (DPG-Server) sowie die Autorenrichtlinien der Physikalischen Blätter.

Nach 17 Jahren tatkräftiger und kreativer Arbeit für die Physikalischen Blätter hat der Chefredakteur, Herr Dr. Ernst Dreisigacker, vor kurzem bekanntgegeben, daß er die Zeitschrift verläßt, um im Herbst 1998 die Geschäftsführung der WE-Heraeus-Stiftung zu übernehmen. So sehr die DPG ihn in seiner bisherigen Funktion vermissen wird, freut man sich über seinen Wechsel zu einer der DPG sehr nahestehenden Organisation und wünscht ihm für die Zukunft viel Erfolg.

Trotz sehr vieler Diskussionen über die Einführung des elektronischen Publizierens in der Physik sind bis jetzt sehr wenige rein elektronische Zeitschriften gegründet worden. Die im WWW verfügbaren Zeitschriften sind hauptsächlich die elektronischen Fassungen bereits existierender Zeitschriften, die allerdings nur für die Abonnenten der Papierversion kostenlos zugänglich sind. Der Vorstandsrat der DPG hat im November 1997 auf Empfehlung des Vorstandes beschlossen, gemeinsam mit der britischen Schwestergesellschaft, dem Institute of Physics (IOP), das New Journal of Physics (NJOP) - eine rein elektronische Zeitschrift - zu gründen. Sie soll im Internet frei zugänglich, von höchstem wissenschaftlichen Niveau und ohne harte Längenbegrenzung der Artikel sein. Ein strenges Refereeing-System soll dabei die Qualität gewährleisten. Die Zeitschrift wird durch article charges finanziert werden, die im Rahmen der bekannten page charges, wie z.B. bei Physical Review oder Journal of the Optical Society of America, liegen sollen. Der Zugriff auf das NJOP wird daher für die gesamte internationale Physikgemeinde kostenlos sein. Dieses Finanzierungsmodell wird von vielen als die große Chance angesehen, aus der höchst prekären Preisspirale im Zeitschriftenwesen heraus zu brechen: Papierzeitschriften werden immer teurer - in der Physik um ca. 12% pro Jahr - mit dem Ergebnis, daß jede Universitäts- und Institutsbibliothek in Deutschland jährlich im Durchschnitt zwei bis drei Physiktitel abbestellen muß. Auf der Vorstandsratssitzung der DPG im November 1997 wurde der Vorstand ermächtigt, unter Berücksichtigung unternehmerischer Gesichtspunkte sowie mehrerer von Vorstandsratsmitgliedern gemachter Empfehlungen die Verhandlungen mit dem IOP fortzuführen und einen entsprechenden Vertrag abzuschließen. Dies wird vermutlich in der ersten Jahreshälfte 1998 soweit sein, damit das Joint Venture im Herbst losgehen kann. IOP Publishing, hundertprozentigeTochtergesellschaft des IOP, und eindeutig Vorreiter bei der Einführung des elektronischen Publizierens in der Physik, wird mit den verlegerischen Aufgaben betraut. Der Vorstandsrat legt großen Wert darauf, daß andere nationale Physikalische Gesellschaften in Europa später die Chance erhalten werden, dem Joint Venture beizutreten. Letzterer Gedanke wurde in der in Regensburg von den Präsidenten der beiden Gesellschaften unterschriebenen Absichtserklärung besonders betont.

Die IuK-Kommission der Fachgesellschaften (DMV, GI, DPG, GdCh, DGfE, DGS) hat sich an den Vorbereitungen für das fächerübergreifende Förderprogramm GLOBAL-INFO des BMBF beteiligt. Inzwischen hat das BMBF dafür 60 Mio. innerhalb von 6 Jahren bewilligt. Die DPG wird dabei im zehnköpfigen Projektrat von Herrn Professor Hilf, Oldenburg, IuK-Beauftragter der DPG, vertreten, der zugleich neuer Vorsitzender der IuK-Kommission ist. Vorprojekte aus 13 Universitäten, mit starker Beteiligung der Fachbereiche Physik, sind inzwischen genehmigt worden, mit dem Ziel, gemeinsame, sogenannte Sonderfördermaßnahmen auf den Teilgebieten Werkzeuge, Lehr- und Lernmaterialien, Metadaten und rechtliche Fragen, Nutzung von Inhalten sowie Wirtschaftlichkeitsmodelle zu konzipieren. Das Vorhaben der IuK-Kommission "Dissertationen Online" wurde zum 1. 1. 1998 von der DFG bewilligt. Die elektronischen Dienste PhysDep, PhysDoc und der Preprint-Spiegel in Augsburg - die letzten beiden werden nun im Rahmen eines von Herr Dr. Bischoff, Darmstadt, geleiteten DFN-Projektes miteinander gekoppelt - erfreuen sich großer Beliebtheit. In einem zweiten Gespräch der DPG mit Verlagen wurde der Gesprächskreis um Vertreter kleiner Verlage erweitert.

Während der zweiten Jahreshälfte wurden die Vorbereitungen für die neue Ausgabe des PhysikHandbuchs getroffen, das planmäßig zu Jahresbeginn 1998 erschien. Die Auflage betrug 35000, entsprechend der seit 1990 stark gestiegenen Mitgliederzahl. Der Umfang erhöhte sich um rund 100 Seiten durch die Berücksichtigung der Fachhochschulen sowie neu aufgenommener Forschungsinstitute und Industriefirmen. Das Projekt ist durch eine großzügige Spende der WE-Heraeus-Stiftung unterstützt worden. Dankenswerterweise hat Herr Professor Peschel, Berlin, auch diesmal - zusammen mit dem Verfasser dieses Berichtes - als Herausgeber fungiert.

1997 erschienen insgesamt 28 Pressemitteilungen, davon 22 anläßlich der Frühjahrstagungen in Mainz, München und Münster. Besondere Aufmerksamkeit genossen dabei die "Physik mit kalten Neutronen", "Die erste Sekunde des Universums", "Diamant aus der Zwiebel" und "Nervenzellen können an einen Chip gekoppelt werden". Bei allgemeineren Themen stießen "CO2-Emissionsminderung", "Bemannte Raumfahrt", "Verhaltenskodex", "50 Jahre Transistor" und "50. Todestag von Max Planck" (letztere gemeinsam mit der MPG) auf große Resonanz. Pressekonferenzen anläßlich der Frühjahrstagungen wurden 1997 in München, Mainz und Münster sowie in diesem Jahr in Bayreuth, Konstanz und Regensburg abgehalten.

Prof. Dr. Alexander M. Bradshaw

Vorstandsmitglied

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Bildung und Ausbildung

Im Jahre 1997 war das beherrschende Thema in diesem Vorstandsbereich der Rückgang der Studienanfänger im Fach Physik, die möglichen Ursachen hierfür in der Schulausbildung, sowie die Unterstützung der DPG für bessere Rahmenbedingungen für den Physikunterricht an Schulen und für bessere Kooperation zwischen Schulen und Hochschulen.

Studentenzahlen: Mangel an Physikern vorhersehbar

Die Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) hat die Erhebung der Daten zum Physikstudium fortgesetzt. Dabei stellte sich heraus, daß die Abnahme der Anfängerzahlen von 5424 im Studienjahr 95/96 auf 5276 im Studienjahr 96/97 (WS 96/97 und SS 97) nur noch 3% betrug. Diese Zahl liegt aber um 26 % unter dem Mittelwert der Anfängerzahlen der letzten 11 Jahre. Der Anteil der Lehramtsstudenten (Sekundarstufe II) belief sich wie im Vorjahr auf 23%. Die Zahl der Studierenden im dritten Fachsemester betrug 3972, d.h. 73,2% der Anfänger des Vorjahres. Dramatisch niedrig ist die Zahl der abgeschlossenen Vordiplome: mit 1760 abgelegten Prüfungen lag sie um 19,1% unter der Vorjahreszahl. Vergleicht man dies mit der Zahl der Diplomabschlüsse (3353) und Lehramtsabschlüsse (645 für Sek. II) im gleichen Zeitraum, so ist ein Rückgang der Diplomabschlüsse auf etwa die Hälfte des heutigen Wertes in zwei bis drei Jahren vorhersehbar. Dies wird zu einem Mangel an Physikern führen, der parallel zu dem Mangel an Ingenieuren der Fachrichtungen Elektrotechnik und Informatik auftreten wird oder schon eingetreten ist.

Naturwissenschaftlicher Unterricht: Aktionen zur Verbesserung

Angesichts dieser beunruhigenden Entwicklung erregte eine internationale Studie zur Leistungsfähigkeit von Schülern in Mathematik (TIMSS) Aufsehen, die die Leistungen deutscher Schüler etwas unterhalb des internationalen Durchschnitts ansiedelte, weit hinter Ländern wir Japan und Singapur, aber auch deutlich hinter der Schweiz. Als Reaktion hierauf hat die DPG zusammen mit anderen Verbänden und Gesellschaften (MNU, MNFT, DMV, GDNÄ, VDBiol, GDCh, AFNM, GDM, GDCP) eine Denkschrift verabschiedet, die gegenüber den in Deutschland verantwortlichen Länderministerien ein besseres und angemessenes Gewicht des mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterrichts einfordert. Diese Denkschrift wird im Sommer 1998 der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Als weitere Aktion hat die DPG zur Unterstützung des Physikunterrichts in der Schule und zur Förderung der Kontakte zwischen Schule und Hochschule beschlossen, den Physiklehrern, die Mitglied der DPG sind, außer den "Physikalischen Blättern" die Zeitschrift "Physik in unserer Zeit" zur Verfügung zu stellen, die sich bemüht, physikalische Sachverhalte und neue Entwicklungen anschaulich und graphisch ansprechend darzustellen.

Außerdem wird die DPG Veranstaltungen unterstützen, mit denen Hochschulen und Lehrer bei Schülern ab der 9. Schulstufe das Interesse an Physik als Studienfach wecken und fördern wollen. Die DPG betrachtet es als wichtige Aufgabe, für das Studium der Physik zu werben und über die Berufschancen zu informieren. Anträge zur Förderung solcher Aktivitäten können an das zuständige Vorstandsmitglied oder die Geschäftsstelle gestellt werden.

Neue Studiengänge: Prüfung

Ein weiteres Thema für die KFP und die DPG ist z.Zt. die im Hochschulrahmengesetz eingeführte Möglichkeit von Bachelor/Master-Abschlüssen. Eine Kommission der KFP hat darüber beraten, die Diskussion wird bei der KFP-Plenarversammlung im Juni stattfinden.

Fortbildungskurse und Physikschulen

Wie in jedem Jahr fanden 1997 zwei Fortbildungskurse für Lehrer in Bad Honnef statt. Der Kurs "Licht, Schatten und Farbe" fand vom 30.06. bis 04.07.1997 statt und wurde von den Herren Prof. H. J. Schlichting, Essen, und Prof. M. Vollmer, Brandenburg, geleitet. Der zweite Kurs über "Röntgenphysik" vom 07. bis 11.07.1997 wurde von Prof. J. Sahm, Berlin, und Prof. G. Schmahl, Göttingen, durchgeführt. Im Jahr 1998 werden Kurse zu den Themen "Kosmologie" und "Biologische Physik" abgehalten. Dem Organisator in Bad Honnef, Dr. J. Debrus, und den Vortragenden dieser Kurse danke ich im Namen der DPG.

Wie in den vergangenen Jahren hat die WE-Heraeus-Stiftung auch 1997 fünf Ferienkurse an Universitäten der neuen Länder finanziert, an denen sich Diplomanden und Doktoranden rege beteiligten. Folgende Kurse fanden statt:Chemnitz: Quasikristalle und ihre physikalischen Eigenschaften, 01. – 12.09.1997, Profs. J.-B. Suck, P. Häussler, M. Schreiber (TU Chemnitz-Zwickau); Halle: Zufall, Unbestimmtheit, Risiko, 08. – 19.09.1997, Prof. M. Lichtfeldt (MLU Halle-Wittenberg); Cottbus: Halbleiter-Bauelemente – von der Materialforschung bis zur Anwendung, 15. – 26. 09. 1997, Prof. D. Schmeißer (BTU Cottbus), Prof. A. Ourmazad (Inst. für Halbleiterphysik, Frankfurt/Oder), Prof. J. Lewerenz (HMI Berlin); Berlin: Selbstorganisation und Ordnung an Grenzflächen, 21.09. – 02. 10. 1997, Prof. J. P. Rabe (HU Berlin); Rostock: Erforschung der Dynamik kondensierter Materie mit Synchrotronstrahlung 06. – 10. 10. 1997, Profes. E. Burkel (U Rostock) und W. Schülke (U Dortmund).

Die 22. Arbeitstagung "Forschungsmanagement in der Physik" fand unter der Leitung von Dr. W. Heidrich, Forschungszentrum Jülich und Dr. J. Debrus, Bad Honnef vom 08.10. - 10.12.1997 in Bad Honnef statt. Sie war mit 50 Hörern und 25 Dozenten ausgebucht.

Die beiden Herbstschulen der DPG hatten die Themen "Diodenlaser" (22. bis 26.09.), veranstaltet von den Professoren D. Meschede (Bonn) und T.W. Hänsch (München) sowie "Elementare Kernenregungen" (06. bis 10.10.) geleitet von Prof. P. v. Brentano, Köln. Diese Schulen wurden von der Heraeus-Stiftung gefördert.

Prof. Dr. Konrad Kleinknecht

Vorstandsmitglied

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Berufsfragen und wissenschaftlicher Nachwuchs

Für die Physiker hat sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt stabilisiert. Dies betrifft sowohl das Angebot an Absolventen als auch die Nachfrage seitens der Abnehmer. In Zahlen bedeutet dies, daß sich seit 1994 die Diplom- und Promotionszahlen auf etwa 3.000 (beim Diplom) und auf 1.500 (bei der Promotion) eingependelt haben. In den Jahren davor war jeweils etwa eine Verdopplung innerhalb von 10 Jahren zu verzeichnen. Die Arbeitslosenstatistik zeigt ein ähnliches Verhalten. Seit 1994 nehmen die Arbeitslosenzahlen wieder ab. Durch die Stabilisierung der Absolventenzahlen ist damit eindeutig eine gewisse Entspannung auf dem Arbeitsmarkt erfolgt. Man darf dabei allerdings nicht die Relationen aus dem Auge verlieren. Die Arbeitslosenzahlen haben sich in den zehn Jahren vor dem Maximum etwa vervierfacht und die Abnahme beträgt jetzt nur etwa 10 %. Alle Fakten zur Situation auf dem Arbeitsmarkt wurden von mir in den Physikalischen Blättern regelmäßig publiziert (zuletzt im November 1997). Die entscheidende Größe ist die Arbeitslosenquote. Sie beträgt z. Z. ca. 5 % . Sie lag vor zehn Jahren allerdings deutlich unter 2%. Gemessen an der Gesamt- Arbeitslosenquote in Deutschland stehen die Physiker, ähnlich wie auch die anderen akademischen Berufsgruppen mit 5 % allerdings sehr gut da. Es lohnt sich demnach zu studieren.

Vor dem Hintergrund der offenkundigen bundesweiten Tendenz Personal (und damit Arbeitsplätze), sowohl in Industrie und Wirtschaft als auch im öffentlichen Dienst aus Kostengründen abzubauen, ist die positive Entwicklung der letzten drei Jahre nicht erklärbar. Die einzige Erklärung kann nur sein, daß sich für die Physiker neue Berufsfelder erschlossen haben. Um diese Aussage mit harten Fakten zu belegen, hat sich die DPG im letzten Jahr dazu entschlossen eine Berufsumfrage unter den jungen Absolventen durchzuführen. Diese Umfrage konnte mit Hilfe der Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) sehr schnell und effizient durchgeführt werden. Besonders positiv zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch der Arbeitskreis Zukunftsoptionen (AKO) und die Geschäftsstelle der DPG. Bei allen Beteiligten möchte ich mich sehr herzlich bedanken. Die elektronische Auswertung wurde zum Ende des letzten Jahres erfolgreich abgeschlossen. Zwei der wichtigsten Diagramme sind in ihrer ersten Version bereits in dem neu aufgelegten Physikhandbuch enthalten. Die Auswertung ist zum jetzigen Datum abgeschlossen und eine ausführliche Publikation ist in den Physikalischen Blättern (Juni-Heft) vorgesehen.

Das in diesem Zusammenhang wohl interessanteste Ergebnis ist, daß in der Reihenfolge der zahlenmäßig am stärksten vertretenen Abnehmerbranchen beim Berufseinstieg die Elektroindustrie nach wie vor auf Platz 1 steht und damit eine wesentliche Rolle spielt. Aber gleich danach rangieren die Softwarebranche und die Unternehmensberater auf den Plätzen 2 und 3. Insgesamt fällt ferner auf, daß das Berufsspektrum der jungen Absolventen ungewöhnlich breit gefächert ist. Damit hat sich die Rolle des Physikers als Generalist und "Mädchen für alles" für den Einsatz in vielen sehr unterschiedlichen Berufen und Positionen eindeutig durchgesetzt.

Über die Aktionen der jungen Physiker im Arbeitskreis Zukunftsoptionen (AKO) gab es in der Vergangenheit immer nur positives zu berichten. Das Spektrum der Aktivitäten war bewundernswert! Der Schwung der AKO- Aktivitäten in den ersten beiden Gründungsjahren wurde in der Folge aber erheblich durch Diskussionen zur Gemeinnützigkeit und Finanzierung erheblich gebremst. Ich bedauere es sehr, daß wir in der DPG nicht die Strukturen haben, die wir eigentlich brauchten, um die jungen und engagierten Leute weiterhin effektiv unterstützen zu können. Der AKO hat aufgrund von leidvollen Erfahrungen deshalb beschlossen, solange mit weiteren Aktionen zu warten, bis diese Strukturen geschaffen worden sind. Die Situation wurde im Vorstandsrat ausführlich besprochen, und es wurde beschlossen einen Arbeitskreis unter Einbeziehung des neuen Präsidenten zu beauftragen bis November einen konstruktiven Vorschlag dafür zu erarbeiten.

Der beratende Ausschuß der Industriephysiker im BAI sollte schließlich ebenfalls positiv erwähnt werden. Er hat die Arbeit der Gesellschaft stets aktiv unterstützt und tritt nach außen auch beständig mit eigenen Publikationen und Veranstaltungen auf den Frühjahrstagungen regelmäßig mit einem aktuellen Thema auf. Ich bedanke mich persönlich und namens aller DPG Mitglieder sehr herzlich sowohl für die Arbeit der etablierten Physiker im BAI als auch für das Engagement der jungen Berufsanfänger im AKO. Beide Gruppen sind durch die gemeinsamen Interessen und Aktionen fast zusammengewachsen. Ich wünsche ihnen bei diesem Prozeß und bei ihrer gemeinsamen verantwortungsvollen Arbeit für die Physiker in Wirtschaft und Industrie weiterhin viel Erfolg.

Prof. Dr. Hans Sixl

Vorstandsmitglied

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Geschäftsführung, Mitgliederversammlung

Der Mitgliederzuwachs war im Jahre 1997 etwas abgeflacht, aber mit einem Zuwachs von über 400 Mitgliedern hat die DPG die 30.000-der Schwelle überschritten. Das Durchschnittsalter aller Mitglieder beträgt 37,3 Jahre, das der Neueintritte nur 27,8 Jahre. Es ist im Berichtszeitraum leicht gesunken.

Die Geschäftsstelle, Frau F. Frömbgen (Mitgliederbetreuung) und Frau E. Wüsthoff (Finanzwesen) in Bad Honnef und Frau G. Tschäge (Veranstaltungen) und Herr M. Holzinger (Hauswart) im Magnus-Haus in Berlin sowie der Hauptgeschäftsführer, wurde im Juni 1997 mit Herrn Dr. Ch. Baehr (Kommunikation) als sechstem Mitarbeiter verstärkt. Das Team hat wiederum alle anstehenden Arbeiten durch gute Organisation und effektive Arbeitsabläufe reibungslos bewältigt. Herr R. Hahn hat 1996 bis 1998 im Magnus-Haus das Archiv der DPG aufgebaut und seine Arbeit im April 1998 mit der Fertigstellung des Findbuches sehr erfolgreich abgeschlossen. Über 2.000 Dokumente und über 3.200 Fotografien sowie zahlreiche Realia wurden sachgerecht erfaßt und archiviert.

Die Anzahl der Veranstaltungen im Magnus-Haus ist wiederum kräftig um etwa 30% auf insgesamt 144 gestiegen. Eine weitere Steigerung der Veranstaltungszahl ist aufgrund der eingeschränkten Personalressourcen nur schwer möglich. Die kostenpflichtigen Veranstaltungen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zu den Betriebskosten des Hauses und sind um etwa 25 % angestiegen.

Die Verhandlungen zu den Frühjahrstagungen 1998 wurden pünktlich ausgeliefert. Kosten für Erstellung und Versand stiegen erstmalig wieder leicht um 4% an, da mehr Exemplare als im Vorjahr an die Tagungsbüros geliefert wurden. Im Vergleich zum Jahre 1994 sind die jährlichen Kosten um 42% reduziert worden.

Die Bewerberliste in den Physikalischen Blättern und auf dem www-Server erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Auf der Geschäftsstelle werden alle Vorgänge tagesfertig erledigt.

Mit der Einstellung von Herrn Baehr konnte im Jahr 1997 das lange angestrebte Ziel eines verläßlichen Betriebes des www-Servers der DPG realisiert werden. Für die DPG-Seiten wurde als Provider die GMD in St. Augustin ausgewählt und der DPG-Tagungsserver wird vom RZ der Universität Ulm betrieben. Der Service der Geschäftsstelle für die ehrenamtlichen Tagungsleitungen und die Autoren bei der Erstellung der Abstracts soll weiter verbessert werden.

Die Ordentliche Mitgliederversammlung 1998 fand anläßlich der 62. Physikertagung am 25. März 1998 in Regensburg statt. Die Niederschrift der Versammlung ist in den Physikalischen Blättern 54 (1998) Heft 7/8 abgedruckt. Nach der Erstattung der Berichte von Vorstand und Rechnungsprüfern erteilte die Mitgliederversammlung Vorstand, Vorstandsrat und Hauptgeschäftsführer einstimmig uneingeschränkte Entlastung für das Jahr 1997 und dankte für die geleistete Arbeit.

Dr. Volker Häselbarth

Hauptgeschäftsführer

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