Jahresbericht 2002
Berichtszeitraum: 1. April 2002 bis 31. März 2003
Präsident
Der Stellenwert der Physik ist ungebrochen. Als fundamentale Wissenschaft führt sie sowohl zu entscheidenden Erkenntnissen zur Stellung des Menschen im Universum und generiert gleichzeitig fundamentale Ideen, die in ihrer wirtschaftlichen Umsetzung Grundsteine für unsere wirtschaftliche Existenz sind. In einer Zeit, in der die Menge an Informationen, mit der wir täglich konfrontiert werden, ständig zunimmt, wird es allerdings immer wichtiger, diese Erkenntnis auch aktiv zu transportieren. Dieser Aufgabe hat die DPG in den letzten Jahren einen wesentlichen Teil ihrer Arbeit gewidmet. Als einen wichtigen neuen Schritt in diese Richtung haben der Vorstand und der Vorstandsrat der DPG in diesem Jahr beschlossen, eine der treibenden Kräfte für das World Year of Physics 2005 zu sein. Die International Union for Pure and Applied Physics (IUPAP) hat bei ihrer Hauptversammlung in Berlin Ende 2002 beschlossen, an die UNESCO heranzutreten, um das Jahr 2005 zum International Year of Physics zu erklären. Anlass für diese Initiative sind das hundertjährige Jubiläum der Bahn brechenden Arbeiten Einsteins aus dem Jahr 1905 zum Photoeffekt, zur speziellen Relativitätstheorie und zur Brownschen Molekularbewegung, die wesentliche Grundsteine für die Physik der letzten 100 Jahre gelegt haben. Der Präsident hat die deutschen Vertreter der UNESCO um Unterstützung dieser Initiative gebeten. Weiterhin hat der Vorstandsrat in seiner Sitzung anlässlich der Physikertagung 2003 in Hannover den folgenden Beschluss gefasst: "Unter dem Motto "Physik seit Einstein" wird die DPG im Jahr 2005 ihre wichtigsten Frühjahrstagungen zur gleichen Zeit, vom 4. bis 9. März 2005, in Berlin abhalten. Dort fungieren die Humboldt-Universität, die Technische Universität und die Charité als Tagungsorte. Wesentliches Element dieser Tagung soll eine Reihe öffentlicher Veranstaltungen sein, die den Dialog von Physik und Öffentlichkeit zum Ziel haben. Eine Kommission unter Leitung von Herrn Schwoerer und bestehend aus den Mitgliedern Bimberg, Kramer, Mlynek, Müller-Krumbhaar, Schwoerer, Urban und Zippelius erhält den Auftrag, das Veranstaltungskonzept auszuarbeiten. Die Kommission berichtet zum Tag der DPG 2003 dem Vorstandsrat über den Arbeitsstand." Ich möchte an dieser Stelle Herrn Schwoerer ganz herzlich für seine Bereitschaft danken, das World Year of Physics 2005 für die DPG zu koordinieren und zu organisieren.
Eine weitere wesentliche neue Aktivität der DPG zur stärkeren Verankerung der Physik im Bewusstsein der Öffentlichkeit war die Einrichtung eines neuen Physik-Portals www.weltderphysik.de, über das im Bericht von Herrn Müller-Krumbhaar Genaueres zu lesen ist. Ich möchte Herrn Dr. Hermann Friedrich Wagner und seinen Mitarbeitern vom BMBF für die ausgezeichnete Zusammenarbeit bei der Erstellung dieses Portals danken.
Eine inzwischen schon bewährte Aktivität der DPG, die Highlights der Physik, wurde auch im Jahr 2002, diesmal in Duisburg, unter dem Thema "Die Welt hinter den Dingen" fortgesetzt. Herr Wassermann, engagierter Leiter der Veranstaltung vor Ort, sprach von einem überwältigenden Zuspruch, als er auf die über 12000 vorwiegend jugendlichen Besucher hinwies, die den Veranstaltungen in der Mercator-Halle und der vorausgegangenen Aktion in einem Duisburger Kaufhaus beiwohnten. Allein zum Wettbewerb "freestyle-physics" waren rund 1.000 "Daniel Düsentriebs" aus ganz Nordrhein-Westfalen angetreten. Publikumsrenner war die Vorführung "Löwenzahn" mit Peter Lustig.
Die DPG besitzt im Herzen Berlins eine attraktive wissenschaftliche Begegnungsstätte, das Magnus-Haus. Unter der engagierten Leitung von Herrn Mayer-Kuckuk, dem ich dafür ganz herzlich danken möchte, werden hier in regelmäßigen Abständen Vorträge und Diskussionen ausgerichtet, die sich zum großen Teil auch an die breitere Öffentlichkeit wenden. Die Attraktivität des Hauses wird gleichfalls durch die vom Berliner Regionalverband der DPG initiierten Max-von-Laue-Kolloquien und dem Berliner Physikalischen Kolloquium gestärkt. Bei diesen Veranstaltungen ist der Hörsaal im Magnus-Haus stets übervoll.
In den Jahren 2002/2003 stand die Bundesregierung vor der schwierigen Entscheidung, neue Großprojekte für die wissenschaftliche und zum großen Teil physikalische Grundlagenforschung, auszuwählen. Die Bundesregierung ist hier erstmals einen neuen Weg gegangen, indem sie den Wissenschaftsrat mit der Beurteilung der Projektvorschläge betraut hat. In Übereinstimmung mit dem BMBF begleitet die DPG diesen Prozess. Obwohl die Bundesregierung, basierend auf Empfehlungen des Wissenschaftsrates schon vor einigen Monaten entschieden hat, welche Großprojekte in den nächsten Jahre gefördert werden sollen, ist noch viel Detailarbeit für diese Projekte, nicht zuletzt auch für deren Finanzierung, zu leisten. Die Podiumsdiskussion am Tag der DPG in Bad Honnef war dem Thema Großgeräte gewidmet. Staatssekretär Uwe Thomas und der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Herr Einhäupl, stellten sich den Fragen der Physiker. Sie stellten aber auch Anforderungen an uns Physiker für zukünftige Entscheidungsprozesse im Bereich wissenschaftlicher Großgeräte. Dabei wurde deutlich, dass in Zukunft auch von der Gemeinde der Physiker selbst eine deutlichere Prioritätensetzung im Bereich der Investitionen für wissenschaftliche Großgeräte erwartet wird, eine Aufgabe, der sich die Physiker als Ganzes, ich denke auch unter Mitwirkung der DPG, in der Zukunft stellen müssen.
Anlässlich des Tags der DPG wurde auch eine Arbeitsgruppe Großgeräte eingerichtet, die sich mit der Erstellung eines Themenheftes "Zukunftsmaschinen. Grundlagenforschung mit Großgeräten" befasst. Auch dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem BMBF vorangebracht, und ich möchte sowohl den Mitarbeitern des BMBF als auch den Mitgliedern der Großgerätegruppe, den Herren Dosch, Fueß, Morfill, Schäfer, Umbach und Wegener, für ihre engagierte Mitarbeit danken.
Um die Physik auch künftig der Öffentlichkeit näher zu bringen, ist auch die Schaffung einer modernen Infrastruktur erforderlich. Die DPG hat sich deshalb schon vor einigen Jahren dazu entschlossen, einen neuen Hörsaal in das Physikzentrum Bad Honnef zu bauen. Die Bauarbeiten haben im Laufe dieses Jahres sehr gute Fortschritte gemacht, und ich möchte an dieser Stelle bereits den Sponsoren für diese neue Einrichtung im Physikzentrum Bad Honnef danken. Dies sind die WE-Heraeus-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen, die Volkswagen-Stiftung, die zusammen mit der DPG für die Kosten dieses ehrgeizigen Projektes aufkommen. Mein ganz besonderer Dank in diesem Zusammenhang geht an das Land Nordrhein-Westfalen, das sich trotz einer schwierigen finanziellen Lage erneut bereit erklärt hat, wesentliche Mittel zum Aufrechterhalten des Physikzentrums in Bad Honnef beizutragen.
Der Neubau des Hörsaals kann aus Rücklagen der DPG in diesem Jahr anteilig finanziert werden. Aufgrund ausbleibender Werbeeinnahmen aus dem Physik Journal und den Baukosten für den Hörsaal, die doch höher wurden, als zunächst veranschlagt, wurde der finanzielle Unterschuss der DPG im Jahr 2003 höher als geplant. Vorstand und Vorstandsrat ergriffen daraufhin im Anschluss an den "Tag der DPG 2002" die Initiative, um eine mittelfristige Finanzplanung aufzustellen, die kurzfristig den Haushalt der DPG ausgleicht. Eine solche Finanzplanung wurde anlässlich der Vorstandsratssitzung in Hannover diskutiert, und es ist davon auszugehen, dass die DPG in den nächsten Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben wird. Leider mussten im Zuge einer restriktiveren Finanzplanung einige lieb gewordene Projekte, die allerdings kostenintensiv waren, aufgegeben werden. Vorstandsrat und Vorstand haben beschlossen, trotzdem die Öffentlichkeitsarbeit und die Mitgliederwerbung unter dem Einsatz weiterer Mittel fortzusetzen.
Ich möchte mich bei allen DPG Mitgliedern ganz herzlich bedanken, die dem Aufruf des Präsidenten zu spenden gefolgt sind, um diese kurzfristig schwierige Finanzlage zu mildern. Durch diesen Spendenaufruf kamen bisher insgesamt über 45 T€ zusammen.
Im Oktober 2002 war die DPG Gastgeber für die "General Assembly IUPAP". Die Tagung wurde in Berlin von dem Kollegen Sahm und seinen Mitarbeitern ganz hervorragend organisiert. Dafür möchte ich Herrn Sahm und seinen Mitarbeitern herzlich danken. An der Tagung nahmen insgesamt 134 Delegierte aus 45 Ländern teil, die sicherlich nur die besten Eindrücke aus Berlin mit nach Hause genommen haben.
Wie jede lebendige Wissenschaft unterliegt auch die Physik einem ständigen Wandel. Ein Trend, der in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten ist, ist das Verschmelzen von biologischen und physikalischen Fragestellungen. Mit anderen Worten, Themen im Grenzbereich zwischen Biologie, Medizin und Physik werden auch innerhalb der Physik immer wichtiger. Es ist deshalb entscheidend, dass sich dies auch im fachlichen Profil der DPG widerspiegelt. Es wurde deshalb unter der aktiven Mitwirkung von Frau Zippelius ein neuer Arbeitskreis "Biologische Physik" innerhalb der DPG gegründet. Ziel ist es, in einigen Jahren einen starken Fachverband "Biologische Physik" innerhalb der DPG zu haben.
Seit einigen Jahren ist ein Schwerpunktfeld der Arbeit der DPG "Physik in der Schule". Die vielseitigen Aktivitäten der DPG in diesem Bereich, z.B. die Verleihung des Buchpreises, wurden auch in diesem Jahr fortgesetzt. Es wurde allerdings in den letzten Jahren auch deutlich, dass Kulturpolitik in Deutschland natürlich von den Ländern gemacht wird und daher die Probleme des Physikunterrichts an den Schulen in den einzelnen Bundesländern doch recht verschieden sind. Die DPG reagiert jetzt darauf mit der Ernennung von Landesvertretern "Schule" in den jeweiligen Bundesländern. Aufgabe dieser Landesvertreter für die Schule wird es sein, die Landesministerien bei der Gestaltung des Physikunterrichtes im Sinne einer vernünftigen Physikausbildung mit Unterstützung der DPG zu beraten.
Im Berichtszeitraum wurden vier Vorstandssitzungen und zwei Vorstandsratssitzungen durchgeführt. In der DPG stehen auch erhebliche personelle Veränderungen an. So wurde mit Herrn Urban zum Tag der DPG der neue designierte Präsident gewählt. Herr Bechte wurde neuer Schatzmeister der DPG und Herr Haase übernahm das Amt für Ausbildung und der Wissenschaftliche Nachwuchs von Herrn Kassing. Den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern, dem langjährigen Schatzmeister Herrn Mosch sowie Herrn Kassing, möchte ich für die in der DPG geleistete Arbeit ganz herzlich danken.
Anfang 2004 wird auch Herr Häselbarth, der langjährige Hauptgeschäftsführer der DPG, altersbedingt aus dem Dienst ausscheiden. Zu seinem Nachfolger wurde Herr Nunner, der vorher bei der DFG tätig war, bestellt und vom Vorstandsrat bestätigt.
Ich danke allen Mitgliedern, die sich auch im letzten Jahr ehrenamtlich zum Wohl unserer Gesellschaft in den verschiedenen Gremien der DPG oder bei der Organisation von Tagungen engagiert haben. Daneben möchte ich im Namen aller Mitglieder auch der Geschäftsstelle sowie der Redaktion des Physikjournals für ihre ausgezeichnete Arbeit danken.
Prof. Dr. Roland Sauerbrey
Präsident