Jahresbericht 2003

Berichtszeitraum: 1. April 2003 bis 31. März 2004

Wort des Präsidenten 

Die Politik hat beschlossen, im Rahmen des Bologna-Prozesses die europäischen Bildungssysteme zu harmonisieren. Dazu gehört insbesondere die Einführung von Europa-einheitlichen Abschlüssen nach dem Bachelor- und Mastersystem. Die Konferenz der Fachbereiche Physik hat sich lange gegen die Einführung dieses Bachelor- und Mastersystems für die Physikausbildung in Deutschland mit dem guten Argument gewehrt, dass der Diplomabschluss ein qualitativ hervorragender, auch im Ausland sehr anerkannter Studienabschluss ist. Im Verlauf des letzten Jahres hat sich aber die Einsicht durchgesetzt, dass es sinnvoll ist, einen international kompatiblen Studienabschluss in Deutschland einzuführen, bei dem allerdings – und das ist wichtig – nichts von der hohen Qualität des bisherigen Diplomabschlusses aufgegeben wird. Die DPG hat auf ihrer Sitzung anlässlich der Frühjahrstagung 2004 in München den Beschluss gefasst, diesen Prozess aktiv zu unterstützen und hat folgende Erklärung zu den Bachelor-/Masterstudiengängen abgegeben: „Die Reform von Physik-Studiengängen muss sich an den Zielen und den Inhalten der national und international bewährten Diplomstudiengänge orientieren. Die DPG begrüßt die Einführung von konsekutiven Studiengängen in der Physik, wenn sie wissenschaftsorientierte Exzellenzkriterien erfüllen und insgesamt zu einem Mehrwert gegenüber bisherigen Diplomstudiengängen führen. Die DPG unterstützt die Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) an den deutschen Universitäten, die derzeit Empfehlungen zum wissenschaftlichen Inhalt und zur Struktur von Bachelor- und Masterstudiengängen erarbeitet. In diesem Zusammenhang unterstützt die DPG die KFP-Forderung nach einer 12-monatigen Abschlussarbeit (Masterarbeit) als wesentlicher Bestandteil einer Physikausbildung.“ Zentraler Punkt dieser Erklärung ist, dass kein Qualitätsverlust in der Ausbildung eintritt und dass eine selbstständige Arbeit mit wissenschaftlichen Methoden unbedingt zu einem qualitativ hochwertigen Physikabschluss gehört. Es wird Aufgabe der DPG in den kommenden Monaten sein, diesen Beschluss im Einvernehmen mit der KFP bei der Akkreditierung von Physikstudiengängen durchzusetzen. Eine der zentralen Aktivitäten der DPG in den letzten Jahren war die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei geht es insbesondere darum, physikalische Kenntnisse und damit auch ein Verständnis für die Notwendigkeit, Physik zu betreiben, im Bewusstsein von Öffentlichkeit und Politik zu verankern. Als Teil dieser Initiative hat die DPG im vergangenen Jahr den Entscheidungsprozess der Bundesregierung, die physikalische Forschung in Deutschland durch neue Großgeräte substantiell zu unterstützen, begleitet. Im Rahmen dieser Aktivität entstand das Themenheft „Zukunftsmaschinen“, in dem die künftigen Großgeräte in Deutschland beschrieben werden und insbesondere die physikalischen Erkenntnisse, die mit diesen Geräten zu erwarten sind, für die Öffentlichkeit aufgearbeitet worden sind. Von diesem Themenheft wurden 10 000 Exemplare gedruckt und an Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verteilt. Abgerundet wurde diese Initiative durch einen Parlamentarischen Abend, der am 25. Juni 2003 im Magnus-Haus stattfand. Dort wurde das Themenheft „Zukunftsmaschinen“ vorgestellt und über die Notwendigkeit der Forschung mit Großgeräten mit Politikern und Journalisten diskutiert. Unter anderem nahm Staatssekretär Christoph Matschie, BMBF, an der Podiumsdiskussion teil; zahlreiche Abgeordnete des Bundestages konnten im Auditorium begrüßt werden. Allen, die zum Gelingen des Themenheftes „Zukunftsmaschinen“ sowie zum Parlamentarischen Abend im Namen der DPG beigetragen haben, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken. Eine inzwischen schon bewährte Aktivität der DPG – die Highlights der Physik – wurden auch im Jahr 2003, diesmal in Dresden unter dem Thema „Tanz der Elemente“ fortgesetzt. Herrn Eschrig, dem Leiter der Veranstaltung und seinem engagierten Team vor Ort ist es gelungen, die schon hervorragenden Besucherzahlen, die die Veranstaltung 2002 in Duisburg hatte, nicht nur zu übertreffen, sondern sogar zu verdoppeln. Bereits im vorhergehenden Berichtszeitraum 2002 hat die DPG beschlossen, im Jahr 2005 unter dem Motto „Physik seit Einstein“ eine große öffentlichkeitswirksame Tagung in Berlin durchzuführen. Die Vorbereitung dieser Tagung, die ein für die DPG bisher nicht gekanntes Ausmaß haben wird, war im vergangenen Berichtszeitraum eine der wesentlichen Aktivitäten von Vorstand und Vorstandsrat. Alle Anstrengungen, effektive Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, wären ohne eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nicht möglich. Das BMBF unterstützt die öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten der DPG finanziell, wie z.B. die Highlights der Physik, das World Year of Physics oder auch das Themenheft Großgeräte. Für diese Unterstützung bedanke ich mich im Namen der DPG beim BMBF. Selbstverständlich wirkt eine große Gesellschaft wie die DPG nicht nur nach außen, sondern passt sich auch den Entwicklungen ihrer Mitgliederstruktur an. Nach wie vor ist es eines der wichtigen Anliegen der DPG, die im vergangenen Jahr auf etwa 48 000 Mitglieder weiter gewachsen ist, die in Industrie und Wirtschaft arbeitenden Physikerkolleginnen und -kollegen stärker in die Arbeit der DPG einzubeziehen. Der gestiegenen Bedeutung der Industriephysik trägt die DPG in Zukunft durch Einrichtung eines neuen Vorstandsamtes „Industrie und Wirtschaft“ Rechnung. Aufgrund ihrer ungebrochenen Vitalität nimmt die Physik als Wissenschaft eine auch in anderen Wissenschaftsgebieten ständig steigende Bedeutung ein. Diesen Entwicklungen trägt die DPG durch die Gründung neuer Arbeitskreise und Initiativen, die vor allem interdisziplinärer Natur sind, Rechnung. So wurde im letzten Jahr der Arbeitskreis Biologische Physik gegründet, der auf der diesjährigen Frühjahrstagung ein erstes, sehr erfolgreiches Symposium durchführte. Gleichzeitig beschloss die DPG, ebenfalls in München, die Einrichtung eines neuen Arbeitskreises „Philosophie der Physik“. Dieser Arbeitskreis wird vor allem dem gestiegenen Interesse der Philosophie an physikalischen Erkenntnissen und der Diskussion physikalischer Erkenntnisprozesse gerecht. Er wird allerdings auch dazu dienen, innerhalb der Physik eine Rückbesinnung auf die philosophischen und erkenntnistheoretischen Grundlagen unserer Wissenschaft zu befördern. Die DPG ist im Besitz zweier attraktiver wissenschaftlicher Begegnungsstätten mit zahlreichen Aktivitäten. Im Herzen Berlins ist es das Magnus-Haus. Unter der engagierten Leitung von Herrn Mayer-Kuckuk, dem ich dafür ganz herzlich danken möchte, werden dort in regelmäßigen Abständen Vorträge und Diskussionen, die sich zum großen Teil auch an die breitere Öffentlichkeit wenden, ausgerichtet. Im Juni 2004 steht die 100. Veranstaltung ins Haus. Die Attraktivität des Hauses wird gleichfalls durch die vom Berliner Regionalverband der DPG initiierten Max von Laue Kolloquien und dem Berliner Physikalischen Kolloquium gestärkt. Besonderes ist im vergangen Jahr im Physikzentrum in Bad Honnef geschehen. Zum Tag der DPG 2003 konnte der neue Hörsaal eingeweiht werden. Dieser moderne Hörsaal, der mit exzellenter Kommunikationstechnik ausgestattet ist, hat sich bisher glänzend bewährt und trägt wesentlich zur vergrößerten Attraktivität des Physikzen trums in Bad Honnef bei. Mein besonderer Dank geht nochmals an die Stifter des Hörsaals, nämlich die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung, das Land Nordrhein-Westfalen und die Volkswagen-Stiftung. Mein ausdrücklicher Dank geht auch an die Universität Bonn und die Elly Hölterhoff-Stiftung, die an der Entstehung dieser neuen Infrastruktur für wissenschaftliche Kommunikation in Bad Honnef wesentlichen Anteil hatten. Bereits im letzten Jahresbericht wurde ausgeführt, dass vor allem der Bau des Hörsaals eine erhebliche, allerdings grundsätzlich von Vorstand und Vorstandsrat gewollte finanzielle Belastung für die DPG bedeutet. Die finanziellen Reserven der DPG haben sich durch den Bau des Hörsaals verringert. Im Anschluss an die im Physik Journal veröffentlichte Einführungsrede des neuen Präsidenten ist bei einigen Mitgliedern der Eindruck entstanden, dass die DPG daher in finanziellen Nöten sei. Dies ist nicht der Fall und die DPG kommt ihren finanziellen Verpflichtungen in vollem Umfang nach. Im Berichtszeitraum wurden vier Vorstandssitzungen und zwei Vorstandsratssitzungen durchgeführt. Als neue Vorstandsmitglieder wurden die Herren Udo Weigelt (Berufsfragen und wissenschaftlicher Nachwuchs), Heinz Durner (Schule) und Ludwig Schultz (Öffentlichkeitsarbeit) berufen. Den ausscheidenden Vorstandsmitgliedern, den Herren Heiner Müller-Krumbhaar (Öffentlichkeitsarbeit), Gerhard Sauer (Schule) und Peter Egelhaaf (Berufsfragen und wissenschaftlicher Nachwuchs), möchte ich ganz herzlich für ihre für die DPG geleistete Arbeit danken. Mein besonderer Dank geht an Herrn Dirk Basting, der nach fast sechsjähriger Tätigkeit als designierter Präsident, Präsident und schließlich Vizepräsident aus dem Vorstand der DPG ausgeschieden ist. Dank gebührt auch dem langjährigen Hauptgeschäftsführer, Herrn Volker Häselbarth, der Ende Januar 2004 in den Ruhestand gegangen ist, für seine langjährige, kompetente und engagierte Arbeit für die DPG. Neuer Hauptgeschäftsführer wurde zum 1. Februar 2004 Herr Dr. Bernhard Nunner, der sich in seinem ersten Jahr bei der DPG schon hervorragend eingearbeitet hat. Ich danke allen Mitgliedern, die sich auch im letzten Jahr ehrenamtlich zum Wohl unserer Gesellschaft in den verschiedenen Gremien der DPG oder bei der Organisation von Tagungen engagiert haben. Daneben möchte ich im Namen aller Mitglieder auch der Geschäftsstelle sowie der Redaktion des Physik Journals für ihre ausgezeichnete Arbeit danken.

Prof. Dr. Roland Sauerbrey
Präsident

 

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