Jahresbericht 2005

Berichtszeitraum: 1. April 2005 bis 31. März 2006

Bericht des Präsidenten 

Dieser Bericht über den zweiten Teil meiner Amtszeit, von der Jahrestagung 2005 bis zu meinem Ausscheiden aus dem Amt am 30. März 2006, umfasst zum Teil relativ weit zurückliegende Ereignisse. Er kann damit schwerlich Schritt halten mit dem von mir selbst immer wieder akzentuierten Bedarf nach zeitnaher Information, insbesondere durch das Physik Journal, über das, was die DPG für die Physik und ihre Mitglieder tut, und wo sie sich in die öffentlichen Dinge in Bezug auf Bildung, Wissenschaft , Forschung und Technologie einbringt. Das Physik Journal hat über vieles davon in den letzten Monaten berichtet.

Zentrales Ereignis des Jahres 2005 waren die Veranstaltungen zum Einsteinjahr. Der Kongress der DPG unter dem Motto „Physik seit Einstein“ stellte nicht nur für die DPG einen Rekord dar, auch die Rezeption, welche diese Tagung in der Öffentlichkeit und in der Politik fand, hat alle Erwartungen übertroffen. Im Zusammenhang mit der Einsteintagung stand auch ein einstündiges Treffen mit Frau Dr. Merkel, währenddessen ich ihr Einsteins Veröffentlichungen im Faksimile überreichen konnte. Dank gebührt allen Beteiligten, Herrn Kollegen Schwoerer als dem Hauptverantwortlichen der Tagung, den Mitgliedern der örtlichen Tagungsleitung, den Fachverbandsvorsitzenden, den Mitarbeitern der Geschäftsstelle einschließlich des Hauptgeschäftsführers sowie allen Handelnden, ohne deren Mithilfe der enorme Erfolg der Tagung nicht möglich gewesen wäre. Weitere Gespräche mit hochrangigen Politikern verteilten sich über das ganze Jahr, wobei die Einsteinveranstaltungen immer ein günstiges Forum boten.

Ein wichtiger Schwerpunkt meiner Arbeit waren die DPG-Studien als eine wichtige Ebene der Sacharbeit der DPG. In diesem Sinne haben wir in den letzten beiden Jahren eine Studie zu Bachelor- und Masterstudiengängen in der Physik einschließlich einer sorgfältigen und schlüssigen Begründung des Forschungsjahres im Masterstudiengang ausgearbeitet, das die seitherige Diplomarbeit ersetzt. Hinzu kommt eine Studie über den Zugang zur Hochschullaufbahn, welche das Instrument der Juniorprofessur in einem Gesamtkontext betrachtet. Gleichzeitig haben wir den Erfolg und die Aussichten der Juniorprofessur in der Physik durch Befragung aller 58 Physikfachbereiche und Interviews mit praktisch allen Juniorprofessorinnen und -professoren untersucht. Ende vergangenen Jahres konnten wir mit sehr viel Resonanz in der Öffentlichkeit eine Studie zu Klima und Energieversorgung in Deutschland 1990 bis 2010 vorstellen. Eine vierte Studie, die „Thesen für ein modernes Lehramtsstudium im Fach Physik“, haben wir im März der Öffentlichkeit vorgestellt. Das letzte Projekt, die Studie zur Promotion in der Physik, welche wir zusammen mit der Konferenz der Fachbereiche Physik herausbringen wollen, steht kurz vor der Fertigstellung. Ich danke allen, die an diesen Studien, zum Teil federführend mitgearbeitet haben, insbesondere den Kollegen Haase, Blum und Großmann.

Diese Studien sind Teil einer Strategie der DPG, sich zeitnah in die Entwicklungen in den Kernbereichen ihres Leistungsspektrums einzubringen. Ich danke den Damen und Herren des Vorstandsrates, dass sie, auch dann, wenn die Studien auf ein Spektrum von Meinungen stießen, Verständnis dafür hatten, dass die Stellungnahmen der DPG aktuell herauskommen müssen und häufig nur im Nachhinein im Vorstandsrat diskutiert und genehmigt werden können. Unter meiner Anleitung sind zu diesen und verwandten Themen eine größere Zahl von Pressemitteilungen entstanden, die ihrerseits dokumentieren, dass die DPG im öffentlichen Geschehen präsent ist und Flagge zeigt. Herauszuheben ist, dass ein Teil dieser öffentlichen Stellungnahmen gemeinsam von der DPG mit der ihr besonders befreundeten Gesellschaft Deutscher Chemiker sowie den anderen naturwissenschaftlichtechnischen Fachgesellschaft en herausgebracht wurden. Ich habe zum Abschluss meiner Präsidentschaft vier der Frühjahrstagungen der DPG 2006 besucht. Dass der Präsident möglichst viele der DPG-Tagungen besucht, sollte zur Tradition werden. Dies wird rein strukturell dadurch erleichtert w erden, dass wir in Bezug auf die Tagungsorganisation eine ganze Reihe von Reformmaßnahmen eingeleitet haben. Weitere Reformmaßnahmen betreff en das Verhältnis der DPG zur Konferenz der Fachbereiche Physik. Das gemeinsame Ziel dabei ist eine Verbesserung der Gemeinsamkeit der Fachbereiche mit dem Ziel, gemeinsam eine stärkere Stellung zu erreichen, was um so nötiger erscheint, als im Zuge der Einführung der neuen Studiengänge und der schon kurzfristig zu erwartenden höheren Studierendenzahlen viele wichtige Entscheidungen auf die Universitäten zukommen werden.

Es ist eine dringliche Aufgabe, die Arbeitsfähigkeit der DPG als Fachgesellschaft nach außen mit dem Anliegen einer Arbeit für die Physik im satzungsgemäßen Auftrag zu erweitern. Ich habe darauf in vielen mündlichen und schriftlichen Stellungnahmen, zuletzt im Physik Journal im August/September 2005, ausführlich Stellung genommen. Die DPG läuft – das sage ich hier nochmals – Gefahr, sich zu marginalisieren bzw. ihre von den Mitgliedern verlangten Pflichten in der öffentlichen Wirkung zu verletzen, wenn sie sich nicht endlich die benötigte Arbeitsfähigkeit zulegt. Auf diesem Terrain sind mächtige Interessengemeinschaft en und bestens aufgestellte andere wissenschaftliche Fachgesellschaft en unterwegs. Die DPG, auch das sage ich zum wiederholten Mal, darf sich nicht weiter auf die ohnedies längst nicht mehr vorhandenen Freiräume ihrer Vorstandsmitglieder bzw. ihrer Gremienmitglieder verlassen. Selbst wenn diese bis zur Grenze arbeiten, muss die Leistung der DPG auf dieser Basis trotz einiger wichtiger Erfolge insgesamt ungenügend und unbefriedigend bleiben.

Die DPG hat sich durch eine Reihe von Maßnahmen in den letzten beiden Jahren die finanziellen Möglichkeiten erarbeitet, zusätzliche Kräfte für die Sacharbeit der DPG einzustellen. Leider führte die Suche geeigneter Fachkräfte bislang nur zu einem Teilerfolg. Doch gerade dieser, die Einstellung von Herrn Dr. Genath, zeigt höchst eindrucksvoll, wie positiv sich diese personelle Erweiterung ohne Verzögerung auswirken kann.

Ich danke allen, die sich in diesen zwei Jahren zusammen mit mir für die Ziele der DPG eingesetzt haben und mir dabei ihre Unterstützung haben angedeihen lassen. Allen voran gilt dies für Herrn Dr. Nunner, dessen aufopferungsvolle Arbeit ich besonders dankbar hervorheben möchte.


Prof. Dr. Knut Urban
Präsident

 

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