Radioteleskop Effelsberg 2024
Im Januar 2024 besichtigten wir das 100m-Radioteleskop in Effelsberg. Hier findet ihr den Bericht und Fotos.
800 Elefanten blicken in die Tiefen des Universums
Die Regionalgruppe Bonn besucht das Radioteleskop Effelsberg
Autor: Maël Averdung
Schon von weitem sahen wir die für den Laien auf den ersten Blick vielleicht etwas zu groß wirkende Satellitenschüssel mitten in der Natur. Doch in Wirklichkeit stand da am Rande eines kleinen Dorfes das weltweit zweitgrößte Radioteleskop seiner Art mit einem Durchmesser von 100 m vor uns. Andächtig schritten wir bei Minusgraden durch den stillen Morgen darauf zu. Die Szenerie aus einer dünnen Schicht Schnee, einem strahlend blauen Himmel und dem weißen Parabolspiegel war für uns Astronomiebegeisterte einfach magisch.
Verzaubert wurden wir dann durch den Vortrag von Norbert Junkes vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Neben dem Bau des Radioteleskops und astronomischen Messungen ging es auch um die Größenskalen im Weltall. Dafür gibt es rund um das Radioteleskop mehrere Wanderwege auf denen verschiedene astronomische Objekte eingezeichnet sind. So liegt beispielsweise der Planetenweg (0,8 km) zwischen dem Besucherpavillon und dem Parkplatz. Dieser wurde bereits um den Stern Sirius erweitert, dessen Plakette sich am APEX-Teleskop in Chile befindet. Eine weitere Erweiterung wäre dann auf dem Mond möglich!
Mit einigen Anekdoten heiterte Junkes die Runde auf: Neben einem Mitarbeiter, der nach dem Einsturz des Radioteleskops Green Bank keine Teleskope mehr fotografieren darf, gab es auch einen Reporter, der beharrlich über zehn Jahre auf das Bild eines Schwarzen Lochs wartete. Auch das Gerücht, das Weltall würde nach Himbeere schmecken, stammt aus einer etwas unglücklich formulierten Pressemitteilung des Instituts zur Entdeckung eines organischen Moleküls im All.
Die eigentliche Führung, bei der wir vor allem unsere technischen Fragen zum Radioteleskop beantwortetet wurden, startete dann direkt am Fuße des Teleskops mit den Antennen des LOFAR-Interferometers. Ein einfacher Aufbau aus 4 Drähten, einem rostigen Gitter und ein bisschen Elektronik schafft es durch die in ganz Europa verteilten Antennen mittels Interferometrie eine hohe Auflösung zu erreichen. Vorbei am alten Sekundärspiegel- ungefähr die Größe des James Webb Teleskops- ging es hoch zum Institut. Dort schauten wir beim Operateur vorbei, um uns für die Begehung des Teleskops anzumelden. Neben der Steuerung des Teleskops ist er auch für die Sicherheit am Teleskop zuständig. Ausgestattet mit Helmen -“schützen vor der berühmten fallenden Schraube”- fuhren wir im Aufzug auf 50 m Höhe zur Kippachse des Teleskops. Draußen war es sehr laut, da die Kühlungsgeneratoren für die Beobachtungsinstrumente liefen. Näher kommt man dem Hauptspiegel, der nur wenige Meter über unseren Köpfen war, eigentlich nicht. Außerdem hatten wir einen wirklich schönen Ausblick auf das winterliche Tal. Zurück am Boden ging es in die Katakomben in den Königszapfenraum. Hier konnten wir das ganze Sammelsurium an Kabeln für die Elektronik und Datenverarbeitung begutachten, die zum Teleskop hin- und wegführen. Erstaunt waren wir von der Präzision von 0.2 mm mit der das 3200t (800 Elefanten) schwere Teleskop auf der horizontalen Schiene bewegt werden kann. Auch das Maler jeden Sommer das Teleskop zwei Monate lang streichen müssen, ließ uns leicht schmunzeln. Am faszinierendsten fanden wir aber die Tatsache, dass das Teleskop durch seine spezielle Bauweise die Spiegelform in jeder Lage einem Rotationsparaboloid anpasst. Ansonsten würde die jeweilig unterschiedliche Verformung des Spiegels eine Beobachtung unmöglich machen.
Ausklingen ließen wir die Exkursion nach einem kurzen Blick in die kleine Sammlung aus alten Messgeräten und Sensoren mit einem Spaziergang zurück zum Besucherpavillon. Neben den vielen Eindrücken der gigantischen Maschinerie, die wir aus allernächster Nähe erfahren durften, wurde der Ausflug durch die vielen unbekannten Informationen hinter der eigentlichen Forschung zu einem Highlight in diesem Semester.
Fotos
© DPG / Wolter 2024