©DPG / Nimtz 2021

Das Magnus-Haus Berlin wird „EPS Historic Site“ – Festveranstaltung vom 15.10.2021

Das Magnus-Haus, Hauptstadtrepräsentanz der DPG und Sitz des Regionalverbandes Physikalische Gesellschaft zu Berlin, ist ein wichtiger europäischer Ort der Wissenschaftsgeschichte der Physik. Nach der Ernennung zur EPS Historic Site folgte am 15. Oktober 2021 im Rahmen einer Festveranstaltung die feierliche Enthüllung einer Gedenktafel durch die Präsidenten der European Physical Society (EPS), Luc Bergé, und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Lutz Schröter. Diesem Ereignis durfte auch die Regionalgruppe Potsdam der jDPG, vertreten durch Pauleo Nimtz und Maja Ruprecht, beiwohnen.

Das denkmalgeschützte Magnus-Haus im Berliner Ortsteil Mitte, erbaut im 18. Jahrhundert, gilt heute als das älteste physikalische Gebäude Deutschlands. Zunächst bewohnt von Louis Lagrange, einem der Begründer der analytischen Mechanik, wurde es im Jahr 1840 von Professor Gustav Magnus (berühmt unter anderem durch das Entdecken des Magnus-Effekt) erworben. Der außerordentliche Professor für Technologie, der sich nie auf Physik spezialisierte, dieses Fach aber seit 1833 unterrichtet hatte, richtete im März 1843 im Magnus-Haus sein privates physikalisches Laboratorium ein. Es war damals nicht nur Arbeitsort und gesellschaftlicher Treffpunkt für Studenten, sondern gilt heute als das älteste physikalische Institut Deutschlands. Mehr noch: Aus dem Kreis des physikalischen Kolloquiums (wörtlich für „wissenschaftliches Fachgespräch“) entstand 1845 die Physikalische Gesellschaft zu Berlin. Bedeutende Wissenschaftler, die zu Magnus‘ Zeiten dort wirkten, waren unter anderem J. W. Gibbs, H. Helmholtz und W. Siemens.

Mit Magnus‘ Tod im Jahr 1870 verlagerte sich die Physik zunächst aus dem Haus. Nachdem es zu Beginn der DDR der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft gedient hatte, wurde das Gebäude 1958 anlässlich des 100. Geburtstags von Max Planck von Oberbürgermeister Ebert an die Physikalische Gesellschaft der DDR zur dauerhaften Nutzung übergeben. In den 90er-Jahren erfolgte eine unter anderem durch die Siemens AG finanzierte Kernsanierung, bevor die DPG 1994 einen 30-jährigen Nutzungsvertrag mit der Stadt Berlin abschloss. Heute gilt es als Brücke zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Aufsehen erregte im Jahr 2001 die Entscheidung des Senats, das Gebäude für (nur) 2,8 Mio. DM an die Siemens AG, welche mit Magnus‘ Schüler Ernst Werner Siemens hier seine historischen Wurzeln sieht, zu verkaufen. Bis 14.02.2024 bleibt die DPG noch Mieter des Gebäudes. Was die Zukunft für diesen wichtigen DPG-Standort nach 2024 bringt, ist ungewiss, obwohl die Siemens AG der DPG zusichert, weiterhin Hauptmieter der Räumlichkeiten bleiben zu können.

Vor dem Hintergrund dieser durchaus schlechten Zukunftsprognose freut sich die DPG umso mehr, das Magnus-Haus Berlin nun als „EPS Historic Site“ bezeichnen zu dürfen und nahm diese Auszeichnung als Anlass zu genannter Festveranstaltung am 15.10.2021. Die Anwesenden erwartete ein interessantes Programm. Nach einer Begrüßung durch Oliver Benson, den Vorsitzenden der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin, sprachen auch die Präsidenten der EPS beziehungsweise der DPG Grußworte aus. Es folgten zwei Vorträge zur historischen Bedeutung des Magnus-Hauses und seiner Verbindung zur Physik; konkret: Stefan L. Wolff, Deutsches Museum München: „Das Magnus-Haus Berlin als historischer Ort der Physikentwicklung zwischen 1840 und 1870“ sowie Ingolf V. Hertel, Max-Born-Institut Berlin: „Die DPG und das Magnus-Haus: Wegmarken 1958, 1990, 1994, 2001, 2024“. Abgerundet wurde das Programm durch musikalische Beiträge der Musikerinnen Sueye Park und Anna Kalvelage an Violine und Violoncello. Abschluss der Veranstaltung bildeten die Enthüllung der Gedenktafel im Eingangsbereich des Magnus-Hauses und der anschließende Sektempfang.

Trotz der unsicheren Zukunft bleiben wir optimistisch und hoffen, dass das Magnus-Haus der DPG noch lange Zeit zur Verfügung steht. Denn welche enorme Bedeutung das geschichtsträchtige Gebäude für die Physik hat, hat die Auszeichnung des Hauses durch die EPS gezeigt.

 

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Bilder: ©DPG / Nimtz 2021