01.01.1999

Press Release

of the German Physical Society

Physik ist Frauensache: Physikerinnentagung in Heidelberg

Physikerinnen aus Schule, Universität und Wirtschaft treffen sich vom 11. bis 14. November zu einem wissenschaftlichen Kongress an der Universität Heidelberg. Die "Deutsche Physikerinnentagung 1999" hat das Ziel, den Gedankenaustausch zwischen den Frauen in der Physik zu fördern - über Generationsgrenzen, Fach- und Berufsgebiete hinweg. Die Geschichte dieser Idee ist erstaunlich jung: Aus unregelmäßigen Treffen ging 1997 die erste Physikerinnentagung hervor. In diesem Jahr wird das Symposium von Physikerinnen der Universität Heidelberg organisiert, Schirmherrin ist Heidelbergs Oberbürgermeisterin Beate Weber. Unterstützt wird die Physikerinnentagung vom Arbeitskreis Chancengleichheit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Die Tagungsleitung rechnet mit 200 Teilnehmerinnen aus der gesamten Bundesrepublik und dem nahen Ausland.

Frauen sind in der Physik deutlich unterrepräsentiert, dies gilt für die Schulen, die Universität und ebenso für die Industrie. Nach einer Untersuchung des Arbeitskreises Chancengleichheit waren im Jahre 1998 nur etwa 12% der Physik-Studierenden Frauen. In den Reihen der Promovierenden oder gar Hochschullehrer sieht die Statistik noch trauriger aus. Das Erschreckende jedoch ist, dass sich diese Zahlen im Laufe der Jahre aller Emanzipation zum Trotz kaum geändert haben. Dabei sind die Frauen in der Physik überdurchschnittlich gut im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen - ungeachtet der noch immer als selbstverständlich angesehenen Doppelbelastung durch Beruf und Familie.

Kernpunkt der Physikerinnentagung ist die wissenschaftliche Diskussion. Das Besondere hier: Im Gegensatz zu den üblichen Fachtagungen sind Vorträge und Postersitzungen auch für Zuhörende ohne Detailwissen verständlich angelegt. Die Teilnehmerinnen des Heidelberger Symposiums haben somit die Möglichkeit, über ihr Spezialgebiet hinaus den Puls der aktuellen Forschung zu erfassen. Von der Nanotechnologie bis zur Wetterforschung ist das ganze Spektrum der Physik vertreten. Den Eröffnungsvortrag hält Dr. Elke Scheer, jüngst ausgezeichnet mit dem Gustav-Hertz-Preis, den die DPG an den herausragenden naturwissenschaftlichen Nachwuchs vergibt. Darüber hinaus berichten die Referentinnen über Berufsfelder jenseits der Forschung und frauenspezifische Themen. Karin Heister, Pressesprecherin des Organisationskomitees, betont: "Wir möchten ein Forum für alle Frauen in der Physik sein". Neben den offiziellen Programmpunkten steht eine scheinbare Selbstverständlichkeit im Mittelpunkt: Für die Physikerinnen, die im Alltag nur selten auf ihresgleichen treffen, bietet die Physikerinnentagung eine Chance, Frauen mit den gleichen Interessen kennenzulernen und ein Netzwerk an persönlichen Kontakten aufzubauen.

Die Physikerinnentagung setzt ein Zeichen nach außen, um die Existenz der Physikerinnen im allgemeinen Bewusstsein zu verankern - denn von der Öffentlichkeit werden selbst herausragende Naturwissenschaftlerinnen kaum wahrgenommen. Zu sehr gilt die Physik als exklusive Domäne der Männer. Und solange dieser Eindruck besteht, ist nicht zu erwarten, dass sich junge Mädchen vermehrt für die Physik interessieren. Gerade den Nachwuchs wollen die Organisatorinnen ermutigen, in der Physik auch eine langfristige Perspektive zu sehen. In diesem Jahrhundert gab es eine ganze Reihe herausragender Physikerinnen, eine umfangreiche Liste findet man im Internet unter: http://www.physics.ucla.edu/~cwp/. Dennoch wurde der Nobelpreis bisher erst zweimal an eine Frau vergeben. Es passt in das öffentliche Bild der Physik, dass kaum jemand Maria Goeppert-Mayer kennt, die zweite Nobelfrau neben Marie Curie. Mit der Physikerinnen-Tagung möchten die "Enkelinnen von Madame Curie und Maria Goeppert-Mayer" deutlich machen, dass Frauen einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Physik geleistet haben und auch weiterhin leisten. (28.10.1999)

Das Vortragsprogramm und weitere Informationen sind im Word-Wide-Web unter http://www.physikerinnentagung.de/ aufgeführt.

Die Adresse des Tagungsbüros bis zum 10.11.99 ist:
Frau H. Putlitz
Institut für Angewandte Physik, Ruprecht-Karls Universität Heidelberg
Albert-Überle-Straße 3-5
69120 Heidelberg
Tel.: 06221-54-9260, Fax:-9262,
E-Mail:

Ab dem 11.11.99 befindet sich das Tagungsbüro:
Im Neuenheimer Feld 308
69120 Heidelberg

The German Physical Society (Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V.; DPG), which was founded way back in 1845, is the oldest national and, with about 62,000 members, also the largest physical society in the world. As a non-profit-making organisation it pursues no economic interests. The DPG promotes the transfer of knowledge within the scientific community through conferences, events and publications, and aims to open a window to physics for the curious. Its special focuses are on encouraging junior scientists and promoting equal opportunities. The DPG’s head office is at Bad Honnef am Rhein. Its representative office in the capital is the Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de