Pressemitteilung
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
Die Initiative "Wissenschaft im Dialog" startet im Jahr 2000 das "Jahr der Physik".
Bulmahn: "Forschung muss für die Menschen erlebbar sein."
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, startet zusammen mit den großen Forschungseinrichtungen in Deutschland die bundesweite Initiative "Wissenschaft im Dialog". Die mehrjährige Initiative beginnt im Jahr 2000 mit dem Jahr der Physik. Inhaltlich und organisatorisch arbeitet das BMBF hier eng mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) zusammen. Neben 5 zentralen Veranstaltungen werden überall in Deutschland an Universitäten, an Forschungseinrichtungen und an Schulen Aktionen und Experimente zum Jahr der Physik stattfinden.
"Wir stehen vor einem großen Experiment", erklärte Bundesforschungs-ministerin Bulmahn. "Unser Ziel ist es, die Menschen für Wissenschaft und Forschung zu begeistern und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Chance zu geben, ihre Arbeiten vorzustellen und transparent zu machen." Bulmahn: "In der heutigen Welt darf Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm stattfinden." Es müsse deutlich werden, dass die Forschung für den Menschen da sei. Allen gesellschaftlichen Gruppen müsse man die Möglichkeit geben, sich mit der Wissenschaft und der Forschung auseinander zu setzen. Die Naturwissenschaften spielen im Rahmen des Wissenschaftsdialogs eine wichtige Rolle. Die Initiative wird mit der Physik im Jahr 2000 beginnen. Im Jahr 2001 wer-den die Lebenswissenschaften und im Jahr 2002 die Geowissenschaf-ten folgen. "Es gehe nicht um eine Akzeptanzkampagne für eine besondere Naturwissenschaft", stellte Bundesfor-schungsministerin Bulmahn klar. Es gehe darum, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - vom Internet bis zum Wissenschaftsfestival - den Dialog mit der Öffentlichkeit zu suchen und Wissen zu vermitteln. "Wir müssen das Schlaraffenland des Wissens, in dem wir leben, für alle nutzen und die Qualität von Wissenschaft und Forschung in der Bundesrepublik als wichtigen Wert zu begreifen. Wir müssen deutlich machen, dass Forschung für die Menschen da ist und gleichzeitig Innovation und Arbeitsplätze schafft", so Bulmahn.
"Physik ist lebendig, aufregend und immer wieder überraschend. Sie beantwortet Fragen, unter anderem nach Ursprung und Schicksal des Universums, der Struktur der Materie und der Entstehung von Leben auf unserem Planeten. Gleichzeitig besitzt sie eine Schlüsselfunktion in der modernen Technik", erklärte der Präsident der DPG, Alexander M. Bradshaw. "Die Dynamik, etwa im Bereich der Informationstechnologien wäre ohne die Fortschritte der physikalischen Grundlagenforschung undenkbar. Gerade die jungen Wachstumsbranchen hängen von der Physik ab: Kein PC oder Laptop ohne die Revolution der Halbleitertechnologie, keine CD-Spieler ohne die Fortschritte der Lasertechnologie, keine Kernspintomografie ohne Atomphysik und Supraleitung." Dass die physikalische Forschung als entscheidender Faktor für den Fortschritt in den angewandten Wissenschaften eine Schlüsselfunktion für den Wirtschaftsstandort Deutschland habe, sei unumstritten. Viel zu wenig verbreitet sei dagegen das Bewusstsein dafür, dass die Kultur und das Weltverständnis der modernen Gesellschaft - vom Urknall bis zum Ultraschall - entscheidend durch die Naturwissenschaften und vor allem durch die Erkenntnisse der Physik geprägt sei. Bradshaw: "Es gibt zur Zeit in keinem anderen Land eine vergleichbare wissenschaftspolitische Aktion."
Bulmahn und Bradshaw sind sich einig, dass der Beginn eines neuen Jahrtausends ein angemessener Zeitpunkt sei, um einerseits eine Standortbestimmung zu versuchen und andererseits dem Dialog zwischen Wissen-schaft und Gesellschaft neue Impulse zu geben. Das Jahr der Physik setze auf die Kommunikation zwischen Wissen-schaftlerinnen und Wissenschaftlern und allen Interessierten, die sich an dem Dialog beteiligen wollen. Geplant sei, dass die Wissenschaftler auf die Menschen zugingen und das Ge-spräch suchen. Auch wissenschaftsintern steht das "Jahr der Physik" ganz im Zeichen der Kooperation. Forschungszentren, wie das Hamburger DESY, die Darmstädter GSI, verschiedene Max-Planck-Institute und das Forschungszentrum Jülich sind bereits fest in die Aktivitäten eingebunden. Weitere Forschungseinrichtungen, vor allem die Universitäten und auch Schulen haben ihre Mitarbeit zugesagt.
Die zentralen Veranstaltungen präsentieren wissenschaftliche Highlights in offener und vielfältiger Art und Weise. Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ausgewählter physikalischer Fachgebiete werden die Vorträge und Ausstellungen so publikumsnah gestalten, dass die interessierten Laien ihnen mit Spannung folgen können. Termine und Orte stehen bereits fest:
Berlin, 18.01. - 22.01.2000
Jenseits der Milchstraße: Astrophysik und Astronomie
Berlin, 04.04. - 09.04.2000
Reise zum Urknall: Elementarteilchen und Kernphysik
Bonn, 26.06. - 30.06.2000
Licht und Materie: Quantenoptik, Atom- und Molekülphysik
Bonn, 15.09. - 23.09.2000
Stein der Weisen: Physik der kondensierten Materie
Berlin, 11.12. - 16.12.2000
Entdeckung des Zufalls: "100 Jahre Quantentheorie"
Am 18. Januar 2000 wird das "Jahr der Physik" durch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, eröffnet.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit mehr als 60.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de