der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
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Streit um das Magnus-Haus: Vertreibt Siemens die DPG?
Das Magnus-Haus am Kupfergraben gegenüber dem Pergamonmuseum, bislang Berliner Sitz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), wurde am 28. September dieses Jahres vom Liegenschaftsfonds des Landes Berlin an die Siemens AG verkauft. Die DPG, die das Magnus-Haus seit 1994 wieder zu einer weithin anerkannten wissenschaftlichen und kulturellen Begegnungsstätte ausbaute, sieht sich durch den Verkauf hintergangen und in ihrem Nutzungsrecht gefährdet. Sie empfindet den geradezu heimlich und überhastet erfolgten Verkauf als deutlichen Affront gegen ihre Unabhängigkeit.
Das Magnus-Haus, einst Sitz der Physikalischen Gesellschaft der DDR, ist eines der wenigen Symbole einer geglückten Wiedervereinigung. Gleich nach dem Fall der Mauer wuchs hier sehr schnell zusammen, was zusammen gehörte. Die westliche Hälfte der deutschen Physiker nutzte ihre guten Kontakte zur Industrie, und Dank einer großzügigen Spende der Siemens AG, selbst Mitglied der DPG, konnte das stark angeschlagene Stadtpalais in wunderbarer Weise restauriert werden. Im Februar 1994 wurde es vom Land Berlin der DPG feierlich zur Nutzung "wie ein Eigentümer" auf unbegrenzte Dauer übergeben. Seitdem entwickelte sich das Magnus-Haus zu einer weithin anerkannten Begegnungsstätte für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur auf höchstem Niveau. Nun will Siemens, der einstmals edle Spender, aus der wissenschaftlichen und kulturellen Begegnungsstätte eine Konzern-Dependance machen.
Am 20. Februar dieses Jahres beschloss der Berliner Senat den Verkauf des Magnus-Hauses an die Siemens AG. Dieser Beschluss ist mit der Auflage verbunden, die "Rechte der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. zu wahren". Diese Auflage hat der Berliner Senat nicht nur aus Achtung vor der DPG und ihrer langjährigen Verbundenheit mit der Stadt Berlin formuliert. Vielmehr ist dies die Anerkennung der kulturellen und wissenschaftlichen Bedeutung des Magnus-Hauses, welche durch das Engagement der DPG gewährleistet wurde.
Mit Enttäuschung, ja Verärgerung reagiert die DPG auf die jetzt bekannt gewordene Art und Weise des Verkaufs an die Siemens AG. Denn es scheint offensichtlich nicht im Bestreben der Beteiligten - Senat Berlin und Siemens AG - zu liegen, den für die DPG relevanten Kaufvertrag öffentlich zu machen. Wäre dieser im Sinne des oben genannten Nutzungsauftrags, so bestünde kein Grund für eine weitere Geheimhaltung. Diese lässt jedoch nur den einen Schluss zu: Die bisherige Bestimmung des Magnus-Hauses soll geändert werden.
Die Siemens AG will das barocke Stadtpalais offensichtlich zum Berliner Zentrum ihrer Lobbyarbeit umfunktionieren. Und das können wir nicht dulden. Wir möchten, dass das Magnus-Haus auch weiterhin der Wissenschaft erhalten bleibt und dass dessen Bestimmung entsprechend dem am 14.02.1994 geschlossenen Nutzungsvertrag bestätigt wird.
Das Vorgehen des Siemens-Konzerns empfindet die Deutsche Physikalische Gesellschaft als unerhört. Die DPG, mit mehr als 42.000 Mitgliedern die zweitgrößte physikalische Fachgesellschaft weltweit und eine der Säulen der deutschen Wissenschaftslandschaft, würde ihres Berliner Standortes beraubt, und eines der wenigen Symbole einer gelungenen Wiedervereinigung würde zerstört. Werden die Berliner das zulassen?