12.06.2002

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Deutsche Physikalische Gesellschaft zur bildungspolitischen Debatte nach PISA

Der Vorstand der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) hat sich im Juni 2002 mit der bildungspolitischen Debatte nach PISA-2000 und PISA-E auseinandergesetzt. Er nimmt wie folgt Stellung:

Der Vorstand der DPG begrüßt die Erklärung der Kultusminister, gemeinsame Bildungsstandards zu entwickeln, die sowohl für Schulabschlüsse als auch für die Überprüfung von Lernprozessen verbindliche Maßstäbe festlegen sollen. Hier hoffen wir auf konkrete, unmittelbar wirkende und überprüfbare Maßnahmen.

Die Qualität eines Bildungssystems zeigt sich letztlich im Leistungsstand der Absolventen. Die Bewertung des Leistungsstandes erfordert eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse, beispielsweise durch auf Länderebene zentral gestellte Abiturprüfungen. Die Kultusminister werden gleichermaßen aufgefordert, Qualitätsstandards in der Sekundarstufe I, beispielsweise durch Abschlussprüfungen oder vergleichbare Maßnahmen, wirksam werden zu lassen. Das gemeinsame Ziel eines hohen Leistungsstandes kann dabei durchaus auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden. Initiativen zum Auffinden solcher neuer kreativer Wege werden daher ausdrücklich begrüßt.

Für die naturwissenschaftlichen Fächer muss sichergestellt werden, dass der Unterricht in ausreichendem Umfang vorgesehen und auch tatsächlich gehalten wird. Nur durch einen durchgehenden Unterricht in dem naturwissenschaftlichen Grundlagenfach Physik kann gewährleistet werden, dass junge Menschen im europäischen oder auch weltweiten Wettbewerb bei ihren Berufsaussichten in einer von moderner Technik geprägten Industriegesellschaft nicht benachteiligt werden. Schülerinnen und Schüler müssen frühzeitig an die Beobachtung und Erklärung physikalischer Phänomene herangeführt werden. Die DPG bekräftigt ihre anhängige Forderung, dass wenigstens ein Drittel der Unterrichtszeit an Gymnasien durchgängig dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich gelten soll.

Der Vorstand der DPG hält es für dringend geboten, die Faszination moderner Physik in die Schule zu bringen. Dazu müssen durch eine entsprechende Lehrerausbildung die Voraussetzungen geschaffen werden. Notwendig sind eine spezifische fachliche Ausbildung im Lehramtsstudiengang und frühzeitige praktische Schulerfahrungen. Aber: Nicht der erziehungswissenschaftliche Anteil muss erhöht, sondern die fachliche Ausbildung muss intensiviert werden. Denn nur wer selbst tief in die Materie eingedrungen ist und darüber eigene Begeisterung verspürt, kann auch Schülerinnen und Schüler begeistern.

Die Kultusminister werden nachdrücklich aufgefordert, eine regelmäßige, systematische, verbindliche und evaluierte Lehrerfortbildung einzuführen. Für die Gestaltung der fachlichen Fortbildung der Physiklehrkräfte bietet sich die Deutsche Physikalische Gesellschaft als Partner ausdrücklich an.

Deutsche Physikalische Gesellschaft, Bad Honnef, 26.06.2002.

Die DPG ist die älteste und mit mehr als 44.000 Mitgliedern die größte physikalische Fachgesellschaft weltweit.