Pressemitteilung
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Partikel, Physiker und Philosophen
Tagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Heidelberg
Heidelberg, 27. Februar 2007 – Vom 5. bis 9. März 2007 tagt die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) an der Universität Heidelberg. Schwerpunkte des Kongresses, zu dem rund 800 Fachleute erwartet werden, sind die Teilchenphysik und die Kosmologie. Was hält die Welt zusammen? Wie hat das Universum einmal angefangen? Diese Fragen sind Leitmotiv der bevorstehenden Tagung. Neben der experimentellen Grundlagenforschung geht es dabei auch um neueste Methoden der Theoretischen Physik und um philosophische Aspekte des physikalischen Weltbildes. (Bild: Computersimulation einer Teilchenkollision, CERN)
Hinweis an die Redaktionen:
Journalistinnen und Journalisten sind herzlich eingeladen zu einem Pressegespräch im Rahmen der Tagung. Der Termin:
Dienstag, 6. März, 10:00 Uhr
Universität Heidelberg, Kirchhoff-Institut für Physik
Im Neuenheimer Feld 227: Raum 02.107/„Seminar-Box II“ (2. OG)
Kleine Teilchen & große Projekte: Neueste Daten über die Elementarteilchen und über die Kräfte, die unsere Welt im Innersten zusammenhalten – dies verspricht der Teilchenbeschleuniger LHC, der noch in diesem Jahr in Genf den Betrieb aufnehmen soll. An dem Mammutprojekt sind Forscherinnen und Forscher aus aller Welt beteiligt, darunter auch deutsche Teams. Viele Tagungsbeiträge befassen sich deshalb mit den am LHC geplanten Experimenten, die unter anderem über das mysteriöse „Higgs-Boson“ Aufschluss geben sollen. Das „Higgs-Boson“ gilt als wichtiger Akteur im komplexen Gefüge des Mikrokosmos, denn es soll anderen Elementarpartikeln zu deren Masse verhelfen. Soweit die Theorie. Ob es tatsächlich existiert, soll der neue Teilchenbeschleuniger klären.
Dunkle Materie & Super-Symmetrie: Mit dem LHC hoffen die Wissenschaftler außerdem, eine Spur der „Dunklen Materie“ zu finden. Sie steht für ein Rätsel der modernen Physik: Astronomische Beobachtungen deuten nämlich darauf hin, dass das Universum viel mehr Substanz enthält, als direkt sichtbar ist. Hinter dieser „Dunklen Materie“ werden „super-symmetrische“ Teilchen vermutet. Dazu zählen insbesondere so genannte WIMPs. Aufspüren soll diese flüchtigen Partikel jedoch nicht nur der LHC, die Physiker verfolgen verschiedene Strategien. Projekt CRESST, das sich ebenfalls den WIMPs verschrieben hat, wird in einer riesigen Kaverne im Felsgestein des italienischen Gran Sasso-Massivs vorangetrieben. Der Stand dieses Forschungsvorhabens ist in Heidelberg ebenfalls ein Thema.
Explodierende Sterne & kosmische Strahlung: Elementarteilchen lassen sich jedoch nicht nur im Labor studieren, sie erreichen uns ebenso aus den Tiefen des Alls. Und auch von energiereichen Röntgen- und Gammablitzen wird unser Planet immer wieder getroffen. Der Ursprung dieser „kosmischen Strahlung“ ist rätselhaft. Denn bisweilen sind dabei enorme Energien im Spiel. Diese sind so gewaltig, dass keine irdische Maschinerie damit Schritt halten könnte. Als Ursprungsorte dieser Strahlung werden daher Sternexplosionen („Supernovae“) und Schwarze Löcher vermutet. Teilchenphysiker sind deshalb nicht nur im Labor anzutreffen, sie blicken ebenso gen Himmel und bringen rund um den Erdball große Teleskope mit klangvollen Namen wie MAGIC und AMANDA in Stellung. Neueste Erkenntnisse der „Astroteilchenphysik“ genannten Disziplin werden in Heidelberg vorgestellt.
Weltformeln & Extra-Dimensionen: Angesichts der Vielfalt physikalischer Phänomene suchen Forscher seit jeher nach einer umfassenden Theorie, um sämtliche Erkenntnisse unter einen Hut zu bringen. Kandidat für eine derartige „Weltformel“ ist die „Stringtheorie“, die sämtliche Elmentarteilchen und Naturkräfte auf unvorstellbar winzige Fäden („Strings“) zurückführt. Darüber hinaus soll das Universum verborgene „Extra-Dimensionen“ enthalten, die sich der menschlichen Wahrnehmung entziehen. Die „Stringtheorie“ ist allerdings nicht der einzige Vorschlag der Theoretiker. Inzwischen macht ein alternatives Modell von sich reden, das Raum und Zeit in winzige Parzellen zerlegt: die „Schleifen-Quantengravitation“. Diese und weitere Ansätze der Theoretischen Physik werden in Heidelberg diskutiert.
Gravitationswellen & Himmelsmechanik: Eher selten macht sich unsereins Gedanken über die Auswirkungen der Schwerkraft – vom Blick auf die Waage einmal abgesehen. Wissenschaftler geben sich damit nicht zufrieden: Gibt es „Gravitationswellen“, die vermuteten Kräuselungen des Raum-Zeit-Gefüges? Warum sind die Pioneer-Raumsonden nach jahrzehntelanger Reise durch das Sonnensystem rund eine Million Kilometer vom Kurs abgedriftet? Bei der Tagung geht es um Fragen wie diese, die die Schwerkraft und damit die Bewegung von Galaxien, Gestirnen und sonstigen Himmelskörpern betreffen.
Kosmologische Fragen & philosophische Aspekte: Nach wissenschaftlicher Überzeugung ging das Universum vor rund 14 Milliarden Jahren aus einer gewaltigen Explosion hervor. Wie es zu diesem „Urknall“ kam, ob es so etwas gab wie die „Zeit vor der Zeit“ und warum sich das Weltall gerade zu seiner heutigen Gestalt weiterentwickelte – diese Fragen beschäftigen Physiker wie Philosophen gleichermaßen. Bei der Tagung werden sie im Rahmen teils interdisziplinärer Fachsitzungen eingehend diskutiert. Zur Sprache kommen dabei auch neueste Erkenntnisse über den „kosmischen Mikrowellenhintergrund“. Das allgegenwärtige Strahlungsrauschen zählt nämlich zu den schlagenden Beweisen dafür, dass das Universum in der Tat aus einer kolossalen Explosion hervorging. Vor wenigen Monaten erst war dieses Phänomen in aller Munde, als zwei US-Amerikaner für die Erforschung der Hintergrundstrahlung mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurden.
Ein öffentlicher Abendvortrag rundet das Fachprogramm ab. Unter dem Titel „Was die Welt zusammenhält“ lädt der Heidelberger Physiker Prof. Dr. Karlheinz Meier zu einem Ausflug ins Reich der Elementarteilchen. Startzeit: Mittwoch, 7. März, 19:30 Uhr. Startpunkt: Universität Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 308, Großer Hörsaal. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Hintergrund: