22.04.2009

der Konferenz der Fachbereiche Physik und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

der Konferenz der Fachbereiche Physik und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Kein Doktor Bolognese!

Naturwissenschaftler gegen Einordnung der Promotion als dritte Phase der Hochschulausbildung

Bad Honnef, 22. April 2009 – Im Vorfeld der Tagung europäischer Bildungsminister, die nächste Woche über den „Bologna-Prozess“ beraten, warnen die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) davor, die Promotion als bloße Phase der Hochschulausbildung nach Bachelor und Master aufzufassen. Sie bekräftigen diesen Standpunkt in einer gemeinsamen Erklärung mit Fachorganisationen aus der Chemie, Mathematik und den Ingenieurwissenschaften. (Bild: tyrian123, flickr.com)

„Doktoranden im Fach Physik sind berufstätige Wissenschaftler, keine Studierenden“, betont Gerd Ulrich Nienhaus, DPG-Vorstandsmitglied und KFP-Sprecher. „Mehr als zwei Drittel der physikalischen Forschungsarbeiten gehen hierzulande auf Doktoranden zurück. Allgemeine Lehrveranstaltungen gehören nicht in die Promotionsphase. Ansonsten würde die Wissenschaft in Deutschland massiv darunter leiden.“

„Was Industrie und Wirtschaft benötigen und an den in Deutschland promovierten Natur- und Ingenieurwissenschaftlern schätzen“, ergänzt DPG-Präsident Gerd Litfin, „ist die während der Promotion erworbene Fähigkeit zur eigenständigen Problemlösung. Gerade die aber droht in verschulten Promotionsstudiengängen zu kurz zu kommen.“

Bologna-Prozess

Ein wesentliches Ziel des „Bologna-Prozesses“ sind europaweit vergleichbare Studiengänge und gestufte Hochschulabschlüsse. Infolgedessen werden hierzulande in vielen Disziplinen Bachelor- und Master-Studiengänge eingeführt. Seit der Konferenz europäischer Bildungsminister in Berlin im Jahr 2003 wird die Promotion in den Bologna-Communiqués als „dritter Zyklus“ der akademischen Bildung bezeichnet. Diese Einordnung haben die Natur- und Ingenieurwissenschaften in Deutschland mit Sorge betrachtet und wiederholt darauf hingewiesen, dass in Deutschland und speziell in den Natur- und Ingenieurwissenschaften die Promotion nicht als dritter Zyklus der Hochschulausbildung, sondern als erste Phase eigenständiger wissenschaftlicher Berufstätigkeit verstanden wird.