Jahresbericht: Physik vor und in Coronazeiten
Traditionell im September erscheint der DPG-Jahresbericht, der die vielfältigen Aktivitäten der DPG des letzten Berichtszeitraums (hier: April 2019 bis März 2020) aufzeigt.
Verehrte Leserinnen und Leser,
Sie halten den DPG-Jahresbericht in den Händen, der Ihnen die vielfältigen Aktivitäten der DPG des vergangenen Jahres – und damit vor den drastischen Auswirkungen der Corona-Krise – aufzeigen soll. Besonders hervorheben möchte ich die großen DPG-Frühjahrstagungen, die im März und April 2019 mit über 9000 Teilnehmenden stattfanden und wieder überaus gelungen waren. Zu den alljährlichen DPG-Aktivitäten zählen ferner die gemeinsam mit dem BMBF durchgeführten „Highlights der Physik“ im September in Bonn mit rund 60 000 Besucherinnen und Besuchern unter dem Motto „ZEIG DICH“. Mit der hochkarätig besetzten und erfolgreichen DPG-Herbsttagung, die den Anknüpfungspunkten zwischen Quantenwissenschaften und Informationstechnologien gewidmet war, hat die DPG ein neues, sektionenübergreifendes und neu strukturiertes Tagungsformat eingeführt, das einem besonders aktuellen Forschungsthema gewidmet ist.
Darüber hinaus brachte sich die DPG wieder engagiert ein, um den Schulunterricht zu verbessern – etwa bei der Organisation von Fortbildungen für Lehrkräfte, durch Mitwirkung an der Entwicklung von Bildungsstandards für die Allgemeine Hochschulreife in den Naturwissenschaften oder in einem Workshop zum Thema „Wie bilden wir gute Physiklehrkräfte aus?“ – und organisierte parlamentarische Veranstaltungen in Berlin zum Thema Quantentechnologien. Die Vorbereitungen für einen weiteren parlamentarischen Abend der DPG in diesem Herbst gemeinsam mit vier weiteren großen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften zum Thema Klima und Energie (sowie einer vorgelagerten Veranstaltung für die Referentinnen und Referenten aus den Büros der Bundestagsabgeordneten) sind in vollem Gange.
Die Aktivitäten der DPG tragen der Tatsache Rechnung, dass Bildung und Forschung sowohl für die Physik als Wissenschaft als auch für unsere Gesellschaft und Kultur eine zentrale Rolle spielen. Sie ermöglichen aus unserer Sicht sogar entscheidende langfristige Investitionen unserer Gesellschaft zum Wohle zukünftiger Generationen. Deshalb gab es Grund zur Sorge, als in dem geplanten Ressortzuschnitt der neuen EU-Kommission die Begriffe „Forschung“ und „Bildung“ nicht mehr auftauchen sollten. Dagegen regte sich breiter Widerstand aus der Wissenschaft, an dem sich auch die DPG beteiligte: durch die Unterstützung eines offenen Briefs („Open Letter on the Future of Research in Europe“) sowie durch einen von uns initiierten Brief der fünf großen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland an das Präsidium der EU-Kommission, also an die damals noch designierte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sowie an den Kommissionspräsidenten Jean Claude Juncker, sowie an den EU-Parlamentspräsidenten. Dieser Einsatz war erfolgreich – das zuständige EU-Ressort trägt nun den Namen „Innovation, Forschung, Kultur, Bildung
und Jugend“.
Alle Aktivitäten der DPG sind nur durch das herausragende Engagement unserer Mitglieder sowie durch die
großzügige Unterstützung der Partner und Förderer der DPG möglich. Dazu gehören das Bundesministerium für Bildung und Forschung, die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, das Rektorat der Universität Bonn sowie insbesondere die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung. Ihnen allen – und der schlagkräftigen DPG-Geschäftsstelle – spreche ich meinen großen Dank aus.
Leider hat die Corona-Pandemie auch die DPG in diesem Frühjahr hart getroffen. Die damit verbundene Absage aller diesjährigen DPG-Frühjahrstagungen und aller anderen Präsenzveranstaltungen der DPG hat nicht nur für uns als Verein gravierende Folgen, sondern ebenso für den wissenschaftlichen Austausch in der Physik. Dies trifft besonders den physikalischen Nachwuchs hart. Auch das 175. Jubiläum der DPG, das wir in diesem Jahr feierlich begehen wollten, blieb von den Auswirkungen der Corona-Pandemie nicht verschont – alle geplanten Aktivitäten im Jubiläumsjahr wurden auf den Prüfstand gestellt, teilweise abgesagt oder auf das kommende
Jahr verschoben.
Jede Krise birgt aber zugleich Chancen. Für die DPG und die Wissenschaft gilt es nun, neue, kreative Lösungen
für den dringend nötigen wissenschaftlichen Austausch zu finden. Die Herausforderungen für ein weiterhin reichhaltiges Programm der DPG gehen wir trotz der andauernden Corona-Pandemie mit ganzer Kraft an. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns dies dank des großen Engagements unserer Mitglieder und als optimistische Physikerinnen und Physiker gelingen wird.
Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre des Jahresberichts.
Dieter Meschede
Präsident