23.11.2020

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.

Joachim Ullrich wird von 2022 bis 2024 Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

In seiner jüngsten Sitzung wählte der Vorstandsrat der DPG den Präsidenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt zum künftigen Präsidenten der mit über 55.000 Mitgliedern größten physikalischen Fachgesellschaft der Welt. Im April 2022 übernimmt er das Amt von Lutz Schröter, der dann turnusmäßig die Vizepräsidentschaft antritt.

Bad Honnef, 16. November 2020 – Es ist gute Sitte in der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) über ein Jahr vor Ende der Amtszeit des amtierenden Präsidenten einen Nachfolger respektive eine Nachfolgerin zu wählen, um sie als Designierte in die komplexe und verantwortungsvolle Arbeit einzuarbeiten und damit für Kontinuität in der DPG zu sorgen. In seiner jüngsten Sitzung wählte der Vorstandsrat der DPG nun Prof. Dr. Dr. h.c. Joachim Ullrich zum künftigen Präsidenten der mit über 55.000 Mitgliedern größten physikalischen Fachgesellschaft der Welt.

Die Wahl eines neuen Präsidenten erfolgt in einem zweijährigen Turnus. Im April 2022 übernimmt Ullrich das Amt des amtierenden Präsidenten Lutz Schröter, der laut Satzung nicht wiedergewählt werden kann. Wie sein Vorgänger übernimmt Schröter dann für zwei Jahre das Amt des Vizepräsidenten. „Die Pandemie brachte für die DPG, wie für viele Organisationen, große Umbrüche, die es in Zukunft mit neuen Formaten, Kreativität und Mut zu gestalten gilt", sagt der designierte DPG-Präsident: „Es freut mich, an dieser herausgehobenen Stelle die Zukunftsaufgaben der DPG künftig aktiv mitgestalten zu können.“

Joachim Ullrich wurde 1956 in Edenkoben, Rheinland-Pfalz, geboren. Er studierte Geophysik und Physik an der Universität Frankfurt, wo er nach dem Diplom 1983 vier Jahre später auch promovierte und sich 1994 über Rückstoßionen-Impulsspektroskopie habilitierte. Von 1989 bis 1997 war er als wissenschaftlicher Angestellter an der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt tätig, wo er die Entwicklung der Rückstoßionenspektroskopie maßgeblich vorantrieb. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Kansas State University und einer Gastprofessur an der University of Missouri 1995 erhielt er 1997 einen Ruf auf einen Lehrstuhl für Experimentalphysik an die Universität Freiburg.

Dort brachte er seine Abteilung schnell in das internationale Spitzenfeld. 1999 wurde Joachim Ullrich der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Förderpreis der Deutschen Forschungsgemeinschaft zuerkannt, der einen weiteren Ausbau der wissenschaftlichen Arbeiten in Freiburg ermöglichte. Im gleichen Jahr wurden in Kooperation mit dem Max-Born-Institut in Berlin erste bahnbrechende Resultate zur Mehrfachionisation von Atomen in starken Laserfeldern erzielt.

Mit der Berufung als Direktor an das Heidelberger MPI für Kernphysik (MPIK) konnte Joachim Ullrich seine erfolgreichen Freiburger Aktivitäten auf die erweiterten Möglichkeiten eines Max-Planck-Instituts übertragen. Seit 2001 leitete er dort die Abteilung ‚Experimentelle Mehrteilchen-Quantendynamik‘. Als geschäftsführender Direktor des MPIK von 2002 bis 2006 wirkte er in einer Zeit der Umstrukturierung im Zuge von Neuberufungen maßgeblich an einer zukunftsträchtigen Grundlage für das Institut mit. Darüber hinaus brachte er sich als persönlicher Ordinarius seit 2002 aktiv in den Lehrbetrieb an der Universität Heidelberg ein. Seit 2003 ist er Consultant Professor der Fudan University Shanghai.

Besondere Verdienste hat sich Joachim Ullrich um die Nutzung von Freie-Elektronen-Lasern erworben – das sind Quellen von Röntgenstrahlung höchster Intensität und Qualität. Seit 2006 war er Leiter der Max Planck Advanced Study Group am ‚Hamburger Center for Free Electron Laser Science‘ (CFEL), das von der Max-Planck-Gesellschaft, dem Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY und der Universität Hamburg getragen wird, ab 2008 Vorsitzender des CFEL Management Boards. Zu den international bedeutenden Errungenschaften zählt die Entwicklung der CAMP-Multifunktions-Messkammer, welche ein Reaktionsmikroskop mit modernsten Röntgen-Halbleiterdetektoren kombiniert. Schwerpunkt ist hier die Abbildung zunehmend komplexer Systeme von Atomen bis zu Cluster, Biomolekülen und biologischen Proben wie z. B. Viren.

Joachim Ullrich erhielt für seine wissenschaftlichen Arbeiten vielfältige nationale und internationale Anerkennung. 2006 erhielt er zusammen mit Robert Moshammer den Philipp Morris Forschungspreis. Zudem ist er zahlreicher Komitees internationaler Konferenzen.

Im Jahr 2012 wurde Joachim Ullrich zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) berufen. Ein Jahr später wurde Ullrich zum zweiten Stellvertreter im Präsidium des Deutschen Instituts für Normung e. V. gewählt sowie zum Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech). Im Rahmen der Meterkonvention wurde Joachim Ullrich Mitglied im International Committee for Weights and Measures (CIPM), 2015 dessen Vizepräsident sowie mit Beginn des Jahres 2014 Präsident des Consultative Committee for the International Units (CCU).

 

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 55.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de