12.10.2021

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.

Das Magnus-Haus Berlin wird EPS Historic Site

Die Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erhält von der Europäischen Physikalischen Gesellschaft (EPS) den Ehrentitel „EPS Historic Site“ verliehen.

Bad Honnef, 12. Oktober 2021 – Das Magnus-Haus Berlin am Kupfergraben 7, direkt gegenüber vom Pergamon-Museum in Berlin-Mitte, ist durch das Wirken bedeutender Gelehrter eng mit der Physik verbunden. Grund genug für die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS), das Gebäude nun als europäischen Ort der Wissenschaftsgeschichte der Physik auszuzeichnen. In einem feierlichen Akt am Freitag, den 15. Oktober 2021 enthüllen die Präsidenten der European Physical Society, Luc Bergé, und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG), Lutz Schröter, in Anwesenheit weiterer Gäste daher eine Gedenktafel.

Die Medien sind herzlich eingeladen, der Zeremonie beizuwohnen (Akkreditierungen unter .)

Die Hauptstadtrepräsentanz der DPG und Sitz des Regionalverbands Physikalische Gesellschaft zu Berlin reiht sich damit ein in Bauten wie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Berlin, die Ludwig-Maximilians-Universität in München, das frühere Physikalische Institut in Würzburg, die ehemaligen Laboratorien der Heidelberger Wissenschaftler Gustav Robert Kirchhoff und Robert Wilhelm Bunsen, das ehemalige Physikalische Institut der Universität Frankfurt, die RWTH Aachen sowie die Stadt Jena.

Benannt wurde das Magnus-Haus Berlin nach Gustav Magnus. Der Professor für Technologie kaufte das Haus 1840 und gründete dort zwei Jahre später das erste physikalische Institut Deutschlands, das er bis zu seinem Tode 1870 leitete. In seinem Laboratorium durften Studierende seine aus privaten Mitteln angelegte Sammlung physikalischer Apparaturen für eigene Experimente nutzen. Teilnehmer des 1843 von Magnus initiierten Physikalischen Colloquiums gründeten 1845 die Physikalische Gesellschaft zu Berlin, aus der 1899 die Deutsche Physikalische Gesellschaft hervorging.

Heute dient das Magnus-Haus Berlin als wissenschaftliche Begegnungsstätte vornehmlich zur Intensivierung des Gedankenaustausches zur Lösung von Problemen, bei denen die Physik helfen kann und die von allgemeiner Bedeutung für unsere Gesellschaft sind. Zudem werden Büros, der Vortragssaal, Tagungsräume und die Remise mit dem Garten für wissenschaftliche oder kulturelle Veranstaltungen vermietet. Altbundespräsident Richard von Weizsäcker unterhielt im Westflügel des Hauses bis zu seinem Tode im Jahr 2015 ein Büro. Überdies ist das Magnus-Haus Berlin Sitz der Atlantik-Brücke.

Geschichte des Hauses

Das Magnus-Haus Berlin am Kupfergraben 7 direkt gegenüber vom Pergamon-Museum in Berlin-Mitte ist ein unter Friedrich II. im Jahr 1760 errichtetes Bürgerpalais. Es ist durch das Wirken bedeutender Gelehrter eng mit der Physik verbunden.

Im 18. Jahrhundert wohnte und arbeitete Joseph Louis Lagrange dort, einer der Begründer der analytischen Mechanik. Im Jahr 1840 erwarb der Namensgeber Heinrich Gustav Magnus das Haus. Er richtete dort sein privates physikalisches Laboratorium ein, das auch für die Universitätslehre zur Verfügung stand und als ältestes physikalisches Institut Deutschlands gilt. Teilnehmende des von Magnus eingerichteten Physikalischen Colloquiums gründeten am 14. Januar 1845 die ,,Physikalische Gesellschaft zu Berlin", aus der am 6. Januar 1899 die Deutsche Physikalische Gesellschaft hervorging.

Zu den bedeutenden Wissenschaftlern, deren Wirken mit Magnus verbunden ist, zählen unter anderem Rudolf Clausius, Emil du Bois-Reymond, Josiah Willard Gibbs, Hermann von Helmholtz, Gustav Robert Kirchhoff, August Kundt, Georg Hermann Quincke, Werner von Siemens, John Tyndall, Emil Warburg sowie Gustav Heinrich Wiedemann.

Magnus starb 1870. Seine Frau lebte noch bis 1910 im Hause. Von 1911 bis 1921 wurde das Haus dann von dem Regisseur Max Reinhardt und seiner Familie bewohnt. Als seine, zu diesem Zeitpunkt bereits von ihm geschiedene Frau, die Schauspielerin Else Heims, in den Dreißiger Jahren des 20. Jh. emigrieren musste und damit das Magnus-Haus verließ, wurde es von der Friedrich-Wilhelms-Universität genutzt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit war das Haus zunächst kurzzeitig ein sowjetisches Untersuchungsgefängnis. Anschließend diente es der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.

Im Jahre 1958 übergab Oberbürgermeister Friedrich Ebert das Haus anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck an die Physikalische Gesellschaft der DDR zur dauernden Nutzung. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das zunehmend verfallende Gebäude von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft kernsaniert. Dies war unter anderem durch Spenden der Siemens AG und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin möglich. Seitdem wird das Magnus-Haus Berlin als wissenschaftliches Begegnungszentrum genutzt und für wissenschaftliche oder kulturelle Veranstaltungen vermietet.

 

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de