Pressemitteilung
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.
Jena: Historische Stätte der Physik
Am 7. Juni verleiht die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) erstmals einer ganzen Stadt den Ehrentitel „EPS Historic Site“.
Bad Honnef, 2. Juni 2021 – „Jena verfügt seit der Neuzeit über eine außerordentlich große Dichte an historischen Gebäuden, die für die Physik und Astronomie von unschätzbarerer Bedeutung sind,“ sagt Lutz Schröter, Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG): „Daher haben wir uns bei der Europäischen Physikalischen Gesellschaft für die Auszeichnung der gesamten Stadt als historische Stätte eingesetzt“. Dieser Akt ist selbst im wahrsten Sinne des Wortes historisch, denn bislang hat die EPS nur einzelne Forschungseinrichtungen, Labore oder wissenschaftliche Institute ausgezeichnet, in Deutschland zum Beispiel die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Berlin, die Ludwig Maximilian Universität in München, das frühere Physikalische Institut in Würzburg, die ehemaligen Laboratorien der Heidelberger Wissenschaftler Gustav Robert Kirchhoff (1824 bis 1887) und Robert Wilhelm Bunsen (1811 bis 1899), das ehemalige physikalische Institut der Universität Frankfurt sowie die RWTH Aachen.
„Seit der frühen Neuzeit leisteten Physik und Astronomie in Jena wesentliche Beiträge zur Entstehung, Festigung und Verbreitung des modernen Weltbildes. Besonders hervorzuheben sind die Beiträge zur Optik, Gravitationstheorie und Festkörperphysik, die in enger Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Instrumentenbauern und Nachbardisziplinen entstanden“, lautet der Text auf der Ehrentafel, die am Eingang des Hauptgebäudes der Physik am Montag, den 7. Juni 2021 am Max-Wien-Platz 1 enthüllt wird.
Ein „Reiseführer Physik“ hilft, die historischen Orte aufzuspüren
„Die Auszeichnung für Jena würdigt die ganz besondere lokale Innovationskultur“, sagt Christian Forstner, der den Fachverband Geschichte der Physik in der DPG leitet. „Diese hat ausgehend vom Kaiserreich alle Systeme überdauert und ist bis heute maßgeblich für die Erfolge des Wissenschaftsstandortes.“
Forstner, der gegenwärtig als Heisenberg-Fellow an der Universität Jena lehrt, hat die Bewerbung der Stadt angestoßen. Um Besuchern Jenas die Geschichte der Physik am Ort nahezubringen, erscheint zur Verleihung ein „Reiseführer Physik“, der eine Auswahl der historischen Stätten versammelt. Neben einer zentralen Gedenktafel werden die maßgeblichen Gebäude mit einem QR-Code versehen, damit sich Besucherinnen und Besucher direkt vor Ort informieren können.
Neben Optik ganze Bandbreite der Physik in Jena
Die Reihe der historischen Stätten beginnt mit dem Collegium Jenense, dem Gründungsort der Universität, und setzt sich über die Sternwarte in der Schillergasse fort. Im Mittelpunkt steht natürlich die Optik u.a. mit dem Hellfeldschen Haus in der Neugasse, in dem Ernst Abbe seine Mikroskoptheorie begründete, sowie Gebäude der Jenaer Physik am Helmholtzweg und Fröbelstieg. Ferner hat die Festkörperphysik in Jena eine lange Tradition ebenso wie die Theoretische Physik, beispielsweise mit ihren Beiträgen zur Gravitationsphysik.
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de