Dirk Brockmann
"Die Physik oder vielmehr die Denkweise, die in der Physik erlernt wird, kann weit jenseits der Physik erfolgreich sein - insbesondere in gesellschaftlichen Fragen."
Dirk Brockmann (seit 2003 DPG-Mitglied) ist Physiker und Professor am Institut für Biologie der Humboldt-Universität zu Berlin und am Robert Koch-Institut. Er beschäftigt sich mit komplexen Systemen und Netzwerken, computergestützter Epidemiologie, menschlicher Mobilität und anomaler Diffusion. Seine wissenschaftlichen Arbeiten sind in der derzeitigen Corona-Pandemie aktueller denn je und zeigen insbesondere, welche enorme praktische Bedeutung eine theoretische und interdisziplinäre Modellierung auf unser aller Leben haben kann.
Wenn ich nicht Physiker geworden wäre ...
... könnte ich Humanmedizinern nicht zeigen, wo der Hammer hängt oder wie er funktioniert.
Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?
Ich wünsche mir für 2045, dass die DPG < 50% männliche Mitglieder hat.
Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?
Die Physik oder vielmehr die Denkweise, die in der Physik erlernt wird, kann weit jenseits der Physik erfolgreich sein - insbesondere in gesellschaftlichen Fragen. In der Physik hat sich die Idee der Generalisten noch am meisten bewahrt und gerade die klare unverzerrte Denkeweise ist bei der Bewältigung komplexer gesellschaftlicher Probleme unverzichtbar.
Welche Fragestellungen der Physik begeistert Sie heute am meisten?
Am meisten faszinieren mich kosmologische Fragen, auch wenn ich davon nur wenig verstehe. Sonst kann ich mich am meisten für die Evolution von Kooperation in biologischen Systemen begeistern.
Physik ist wie ....
... Vodka: Klar, transparent, der erste Schluck brennt etwas, dann wird einem warm, und wenn man zu viel davon trinkt, kann man nicht mehr damit aufhören.