Gerd Litfin
"Viele Physikstudierende beginnen ihr Studium mit der Perspektive, Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler zu werden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich die berufliche Zielrichtung offen zu halten."
Gerd Litfin ist ein deutscher Physiker und Unternehmer. 1983 trat Litfin in die Geschäftsleitung der Spindler & Hoyer GmbH & Co. ein, aus der später die LINOS Gruppe wurde und die Litfin als Vorstandsvorsitzender im Jahr 2000 als LINOS AG an die Börse führte. Im Zuge der Übernahme durch die Qioptiq Group veräußerte Litfin und seine Familie als die Hauptaktionäre ihre Aktienpakete. Im Dezember 2006 gründete er gemeinsam mit seiner Frau die gemeinnützige Susanne und Gerd Litfin Stiftung, die ihren Sitz in Göttingen hat. Sie unterstützt vorrangig innovative Ideen und Projekte. Die Frage der nachhaltigen Wirkung ist bei der Entscheidung über die Mittelvergabe ein ausschlaggebendes Kriterium.
Im September 2004 erhielt Litfin das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland für sein langjähriges Wirken als herausragender Wissenschaftler und Unternehmer im Fachgebiet der Optik und der Optoelektronik. Von 2008 bis 2010 war er Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und führte unter anderem die Publikationsreihe Physikkonkret ein - ein Informationsblatt, das in kompakter und allgemeinverständlicher Form die Fakten zu aktuellen wissenschaftlichen und wissenschaftspolitischen Themen enthält. Im Jahr 2011 erhielt er das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.
Nebenberuflich arbeitete er in zahlreichen Wissenschaftsorganisationen, so z.B. im Senat der DFG, dem Kuratorium der Volkswagenstiftung, dem Senat der Helmholtzgemeinschaft, dem Kuratorium des Max.Planck-Instituts für biophysikalische Chemie, dem Kuratorium des MPI für Gravitationsphysik.
Er war Sprecher der Initiative Optische Technologien für das 21. Jahrhundert.
Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?
Ich mag historische Kraftfahrzeuge. Ich unterstütze die größte Ausstellung Europas an klassischen Fahrzeugen, den PS.Speicher, als Kuratoriumsvorsitzender.
Welchen Bezug haben Sie zur DPG?
Ich bin als Student eingetreten, habe bei den Frühjahrstagungen meine ersten Vorträge gehalten. In den Jahren 2008 bis 2010 konnte ich als Präsident die Entwicklung der DPG prägen.
Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?
Die DPG muss weiter die Belange aller Physikerinnen und Physiker, auch der Industriephysikerinnen und -physiker, vertreten. Sie muss noch stärker die Rolle als Beraterin der Politik bei gesellschaftlich wichtigen Fragestellungen annehmen.
Woran arbeiten Sie heute?
Ich helfe Startup- und jüngeren, stark wachsende Unternehmen bei Ihrer Finanzierung.
Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?
Viele Physikstudierende beginnen ihr Studium mit der Perspektive, Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler zu werden. Ich kann nur jedem empfehlen, sich die berufliche Zielrichtung offen zu halten. Als Physikerin bzw. Physiker lernt man, logisch und analytisch zu denken. Das kann man in vielen Berufsfeldern sehr erfolgreich einsetzen. Manchmal merkt man erst nach der Erfahrung eines Studiums, was wirklich die richtige Wahl ist.