Gregor Bös

"Debatten über die Gestaltung der Zukunft werden technisch und wissenschaftlich anspruchsvoller, wodurch Physik als Breitensport immer wichtiger wird."

Gregor Bös‘ Lebenslauf ist durchzogen vom Zusammenspiel aus Physik, Philosophie und Reisen. 2011 verbrachte er mit einem Reisestipendium der zis-Stiftung für Studienreisen einen Monat am CERN. Ziel des Projekts „Physik und Philosophie“ war zu untersuchen, wie in der Physik kulturübergreifend zusammengearbeitet werden kann. Für seine Reise und den entstandenen Text gewann er den Hauptpreis und wurde in die Studienstiftung aufgenommen. Ermutigt durch diese Erfahrung begann er ein Doppelstudium in Physik und Philosophie an der LMU München. Seit 2018 promoviert Bös in London an der Schnittstelle zwischen Philosophie und Naturwissenschaft. Auch dem Reisen ist er treu geblieben, wie sich an Auslandsaufenthalten in Luxemburg, Tokyo, Cambridge und Kopenhagen zeigt. Für die zis-Stiftung betreut er seit 2016 selbst Reisen und ist mittlerweile auch im Stiftungsvorstand tätig.

 

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Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?

Die Venice International University liegt auf einer kleinen Insel vor Venedig selbst. Während der Veranstaltungen kann man sich ein paar Meter aus dem Weg gehen, aber findet sich jederzeit wieder, in einem Umfeld mit wenig Ablenkung, und am Abend steht ganz Venedig offen.

 

Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?

Zu Beginn fand ich die sachlichen Informationen zur Studienorientierung besonders hilfreich. Mittlerweile bin ich großer Fan des Physik Journals, da die Inhalte eine ungewöhnliche Nische zwischen Populärwissenschaft und Fachartikel bedienen.

 

Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?

Debatten über die Gestaltung der Zukunft werden technisch und wissenschaftlich immer anspruchsvoller, wodurch Physik als Breitensport immer wichtiger wird. Wie soll man Maßnahmen gegen die globale Aufheizung legitimieren, ohne eine breite, in physikalischen Grundlagen gebildete Öffentlichkeit?

 

Woran arbeiten Sie heute?

Ich versuche zu verstehen, in welchem Verhältnis alltägliche und wissenschaftliche Begriffe stehen. Steht die wissenschaftliche Beschreibung der Welt im besten Fall für sich alleine – als wissenschaftliches Weltbild – oder sind wissenschaftliche Begriffe immer stillschweigend auf eine Form von vorwissenschaftlichem Alltag zurückbezogen – ein Vorverständnis des Gegenstands, der wissenschaftlich bestimmt wird? Diese Frage hat mich zu zwei Philosophen geführt: einerseits Rudolf Carnap, auch Physiker, und einer der ersten „analytischen“ Philosophen. Und schließlich, zentral für meine Arbeit, Edmund Husserl, promovierter Mathematiker und Begründer der philosophischen Phänomenologie.

 

Physik ist wie ...

… Wechselduschen. Oft sehr hart, aber man fühlt sich gut danach.