Holm Gero Hümmler
"Wenn ich nicht Physiker geworden wäre hätte ich mich auf eins meiner Interessengebiete festlegen müssen, anstatt bei der Wurzel von Allem zu bleiben."
Dr. Holm Gero Hümmler hat Physik (mit Nebenfach Meteorologie) studiert und arbeitet als Management-Berater. Er engagiert sich seit 1999 in der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e. V. (GWUP) und hat in Büchern, Vorträgen und Artikeln sowie Radio- und Fernsehauftritten die Grenzgebiete der Physik sowie Verschwörungsmythen kritisch ausgelotet.
Wenn ich nicht Physiker geworden wäre ...
...hätte ich mich auf eins meiner Interessengebiete festlegen müssen, anstatt bei der Wurzel von Allem zu bleiben.
Welches ist der schönste Konferenzort, den Sie kennen?
Überall, wo man die Gelegenheit hat, das, was drinnen unter Fachleuten besprochen wird, auch den Menschen draußen zu erklären.
Welchen Bezug haben Sie zur DPG?
Die DPG ist für mich einerseits eine Möglichkeit, immer wieder einmal etwas über mein altes Forschungsgebiet zu hören und zu lesen. Vor allem ist sie für mich aber die Chance, andere Physikerinnen und Physiker dafür zu sensibilisieren, wieviel Unsinn in der Welt da draußen unter dem Mäntelchen der Physik verbreitet wird, von Biophotonen über Quantenheilung bis zur Skalarwellenlehre.
Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?
In gewisser Weise immer noch die DPG-Tagungen, weil der persönliche Kontakt letztlich unersetzlich ist. Schön wäre, wenn es dazu immer auch Angebote für die Öffentlichkeit gäbe (es müssen ja nicht gleich die ganzen Highlights der Physik sein) und wenn der Einstein Slam, wenn einer stattfindet, besser für die Öffentichkeit beworben würde.
Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?
Quantenmystik, missverstandene und bewusst entstellte Physik stehen immer wieder im Mittelpunkt von Esoterik, Scharlatanerie und Verschwörungsmythen. Googlet mal nach schwacher Quantentheorie, Unternehmensberatung mit Quantenphysik oder nach Raumenergie. Es kann nicht sein, dass nur einige wenige Nachwuchswissenschaftler, Freizeitblogger und Wissenschaftsjournalisten über diese Problematik aufklären und dabei von Professorinnen und Professoren, Verbänden und Instituten allein gelassen werden.
Woran arbeiten Sie heute?
Mein Beruf als Unternehmensberater hat, abgesehen von meinem sehr quantitativen Ansatz zur Modellierung von Entscheidungen, wenig mit Physik zu tun. Dafür verbringe ich einen großen Teil meiner Freizeit mit der Aufklärung über Pseudowissenschaft – in Zeiten von Covid-19 allerdings hauptsächlich über Verschwörungsmythen.
Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?
Lasst euch niemals von jemandem erzählen, dieses oder jenes Fach oder diese oder jene Spezialisierung sei am besten oder gar notwendig für euer berufliches Fortkommen. Nichts bringt einen im Leben weiter, als das zu lernen, was man einfach wissen will, auch wenn das heißen sollte, dass ihr am letzten Großbeschleuniger der Welt arbeitet.