Johanna Stachel
"Eine faktenbasierte Diskussion und ein respektvoller Umgang miteinander, auch wenn man nicht derselben Meinung ist, sind Werte, die man in Zeiten von 'fake news', gezielter Fehlinformation und Irreführung bis hin zu Lügen und Verleumdungen hochhalten sollte."
Johanna Stachel (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg) ist seit 1996 DPG-Mitglied. Sie war die erste Präsidentin der DPG (2012-2014) und hat 2019 zusammen mit Peter Braun-Munzinger die Stern-Gerlach-Medaille erhalten.
Wenn ich nicht Physikerin geworden wäre ...
...von meinen akademischen Abschlüssen bin ich ja Chemikerin. Zur Physik bin ich geraten, da mich die physikalischen Aspekte in der Chemie mehr angezogen haben, also Thermodynamik, Gruppentheorie, spektroskopische Methoden, als die klassische präparative Chemie.
Welches Angebot der DPG schätze ich am meisten?
Ich schätze am meisten die DPG-Frühjahrstagungen, die Auszeichnung von herausragenden Leistungen von Physikerinnen und Physikern, das wissenschaftspolitische Engagement, Angebote für Schülerinnen und Schüler, die die Freude an der Physik fördern sowie Angebote für die Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern.
Warum sollten sich PhysikerInnen verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?
Da ist zum einen der physikalische Sachverstand, der für viele der großen Problemkomplexe unserer Gesellschaft sehr relevant ist. Aber vielleicht noch wichtiger: die Diskussionskultur, wie wir sie in der Physik pflegen, kann auch für den politischen Diskurs ein Vorbild sein. Eine faktenbasierte Diskussion und respektvoller Umgang miteinander, auch wenn man nicht derselben Meinung ist, sind Werte, die man in Zeiten von 'fake news', gezielter Fehlinformation und Irreführung bis hin zu Lügen und Verleumdungen hochhalten sollte.
Woran arbeiten Sie heute?
Ich arbeite heute in Experimenten an Beschleunigern, um Materie herzustellen, wie sie im frühen Universum auf der Zeitskala Piko- bis Mikrosekunden nach dem Urknall existierte. Wir versuchen zu verstehen, was uns die experimentellen Daten über die Eigenschaften dieses neuen Zustands und über das Phasendiagramm stark wechselwirkender Materie sagen können.
Was ich der DPG schon immer sagen wollte:
Nicht nur in meiner Zeit als Präsidentin der Deutschen Physikalischen Gesellschaft habe ich die professionelle und effiziente Arbeit unserer DPG mit ihrem kleinen Apparat schätzen gelernt!
Bild: Martin Fleck