Jule Schrepfer

"Mir wurde bewusst, wie Physik Menschen verbinden kann."

Jule Schrepfer (Technische Universität Ilmenau, DPG Mitglied seit 2018) hat an der Internationalen Physikolympiade 2018 teilgenommen.

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Wenn ich nicht Physikerin geworden wäre...

...wäre ich Umweltaktivistin.

 

Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?

In meiner Freizeit gehe ich laufen, bin im Cheerleading- Team meiner Uni und spiele Klavier. Während meiner Schulzeit, welche ich an einem mathematisch-naturwissentschaftlichen Spezialgymnasium verbrachte, nahm ich erfolgreich an vielen naturwissenschaftlichen Wettbewerben teil.

Eine Erfahrung,die mich geprägt hat, war die Teilnahme an der Internationalen Physikolympiade (IPhO) 2018 in Portugal. Ich qualifizierte mich dafür über einen vierstufigen Auswahlwettbewerb, an dem anfangs mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler teilnahmen. Während der Auswahlrunden habe ich extrem viel über Physik gelernt, aber vor allem tolle Menschen getroffen. Die 4. Runde der IPhO fand am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven statt, wo wir neben vier jeweils dreistündigen Klausuren viel Interessantes über die Polar- und Klimaforschung erfuhren. Als eine von fünf Teilnehmern durfte ich schließlich nach Portugal fahren. Wir schrieben jeweils eine fünfstündige Theorie- und Experimentalklausur, beschäftigten uns mit Aufgaben zu Biophysik, schwarzen Löchern und viskoelastischen Fäden. Doch die beeindruckendste und wichtigste Erfahrung war das Treffen mit jungen Physikerinnen und Physikern aus 90 Ländern. Einer der bewegendsten Momente dort war ein Vortrag, welchen der Astronaut Don Thomas vor uns Teilnehmern hielt: “ Independent of where you come from, which religion or colour of skin you have, all of us are earthlings, nothing else. From above, you cannot see borders or nations.”

Der ganze Saal applaudierte. Mir wurde bewusst, wie Physik Menschen verbinden kann. Aus diesem Grund trug ich auch kein Deutschlandhalstuch.

 

Welchen Bezug haben Sie zur DPG?

Ich bin nach meinem Abitur in die DPG eingetreten und habe im März 2019 auf der DPG-Frühjahrstagung interessanten und inspirierenden Vorträgen der DPG-Preisträger zugehört. Als Teil des IPhO-Teams erhielt ich dort den Schülerinnen- und Schülerpreis.

 

Welche Aufgaben sehen Sie für die Physik in der Politik?

Physik kann Grenzen überwinden. Durch internationale Zusammenarbeit kann Nationalismus besiegt und eine offene Gesellschaft erreicht werden, gerade in Zeiten, in denen der Einfluss rechter Parteien steigt. Physik trägt Verantwortung für das friedliche Zusammenleben von Menschen, wissenschaftliche Erkenntnisse sollten keinesfalls zur Entwicklung von Waffen und zur Aufrüstung verwendet werden.

Die dritte wichtige Aufgabe sehe ich im Einsatz für den Klimaschutz. Bei der vierten Runde der IPhO gewann ich als Sonderpreis ein vierwöchiges Praktikum am AWI in Bremerhaven, wo ich in der Klimaforschung mitarbeiten durfte. Die Klimaerwärmung auf 1,5°C gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, sehe ich als eine der wichtigsten Aufgaben unseres Jahrhunderts an. Dafür muss Forschung im Bereich regenerativer Energien betrieben, aber auch politische Arbeit geleistet werden. Ich unterstützte gemeinsam mit Forschern des AWI als Scientists for Future Aktionen von Fridays for Future.

 

Woran arbeiten Sie heute?

Zurzeit studiere ich im dritten Semester und arbeite als Hilfskraft an der Strahlensimulation von Graphen-Billiards bei Frau Prof. Hentschel. Dies ermöglicht mir interessante Einblicke in Physik, Programmierung sowie die aktuelle Forschung.

 

Was ich noch sagen möchte

Physik ist wie Klimaschutz: Unsere Zukunft.