Philipp Schrögel

"Als Wissenschaftskommunikationsforscher versuche ich herauszufinden, wie eine gelungene Kommunikation über Wissenschaft aussehen kann – als Praktiker probiere ich es auch umgehend aus, ob als Science-Street-Art oder Science-Pubquiz!"

Nach seinem Physikstudium in Erlangen hat Philipp Schrögel als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes einen Master in Public Policy an der Harvard Kennedy School of Government erworben. Anschließend war er als Berater für Bürgerbeteiligung und Wissenschaftskommunikation tätig. Seit 2016 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Karlsruher Institut für Technologie und erforscht aus sozial- und kommunikationswissenschaftlicher Perspektive die Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Insbesondere interessieren ihn die Fragen, welche Bevölkerungsgruppen Wissenschaftskommunikation nicht erreicht und welche Präsentationsformen und kreativen Ansätze es gibt – von Wissenschafts-Comics über Science-Slams bis zu Science-Street-Art. Nebenbei organisiert und moderiert er Science-Slams in Karlsruhe und anderen Städten.

 

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Wenn ich nicht Physiker geworden wäre ...

Dann würde ich jetzt vielleicht unter einer Burg oder an einem Weltkriegsbunker graben – ich war kurz davor, mich für ein Studium zur „Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit“ einzuschreiben. Zwischendurch ist es dann zwar doch Physik geworden, aber mittlerweile bin ich ja eigentlich Sozial- bzw. Kommunikationswissenschaftler. Dort bin ich auch recht zufrieden, aber manchmal fehlt mir mein Labor schon.

 

Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?

Das ist für mich das Physik Journal: da ich schon seit einiger Zeit in den Sozialwissenschaften forsche und arbeite, ist das Journal für mich ein monatliches Update zu meinem früheren Wissenschaftsgebiet und ein Einblick in die Entwicklungen in der Physik-Community.

 

Warum sollten sich Physikerinnen und Physiker verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?

Hier kann ich sowohl aus meiner eigenen Erfahrung als auch aus den empirischen Ergebnissen in der Forschung sagen: Die authentische Kommunikation durch Forschende selbst ist ein wichtiger Bestandteil von Wissenschaftskommunikation. Und Wissenschaftskommunikation ist in der heutigen Welt nötiger denn je, man denke nur an den Klimawandel oder Entwicklungen in Medizin und Digitalisierung. Passend dazu der häufig herangezogene Satz aus „Die Physiker“ von Dürrenmatt: „Was alle angeht, können nur alle lösen.“ Ich möchte deswegen alle Physiker*innen ermutigen, ihr Fachwissen in die Öffentlichkeit und Politik tragen.

Aber Wissenschaftskommunikation ist mehr als nur die Vermittlung von Fakten. Es geht bei fast allem auch immer um Interessen, Werte und Einstellungen. Diese haben Physiker*innen genauso wie alle anderen Menschen, und auch vermeintlich objektive Forschung, gerade anwendungsbezogene, basiert auf Annahmen und Zielsetzungen. Und auch wenn eine Messung im Rahmen der Messgenauigkeit und der zugrundeliegenden Theorie genau ist, sind die daraus abgeleiteten Entscheidungen, z. B. für Grenzwerte oder für die Abwägung von Alternativen, in weiten Teilen Ermessenssache. Deswegen möchte ich alle Physiker*innen ebenso dazu ermutigen, ihre eigenen Einstellungen und Ihre Rolle als Wissenschaftler*innen zu reflektieren, und vielleicht in einer freien Stunde ein wenig in die Wissenschaftsphilosophie und Wissenschaftskommunikationsforschung einzulesen.

 

Woran arbeiten Sie heute?

Als Wissenschaftskommunikationsforscher versuche ich herauszufinden, wie  eine gelungene Kommunikation über Wissenschaft aussehen kann – als Praktiker probiere ich es auch umgehend aus, ob als Science-Street-Art oder Science-Pubquiz!

 

Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?

Folgt Eurem Interesse und sucht Euch einen Bereich, in dem Euch die Arbeit Spaß macht, nicht einen, der nur besonders karriererelevant erscheint. Nehmt dabei mit, was sich an Gelegenheiten ergibt, ob Konferenzbesuche, Exkursionen, Fachschaftsengagement oder experimentelle Spaßprojekte, dabei lernt man vielleicht am meisten. Und: tragt doch mal über Eure Forschung bei einem Science-Slam vor!