Valentin Kahl und Roman Zantl
"Die DPG, genauso wie wir alle, sollte sich dafür einsetzen, Barrieren zwischen den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen zu verringern und gemeinsames Denken und Handeln zu fördern."
Valentin Kahls (DPG-Mitglied seit 2008) und Roman Zantls zahlreiche Erfindungen sind in über 30 Patentfamilien geschützt. Sie haben wesentliche Beiträge geleistet, biologische Assays unter Verwendung physikalischer Prinzipien reproduzierbar und standardisierbar zu gestalten. Ihre Erfindungen haben damit u.a. entscheidend beigetragen zum Verständnis der Bildung von Blutgefäßen in Tumoren, der gerichteten Bewegung von Zellen oder der Wundheilung und finden Anwendung in über 20.000 wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Produkte sind zentraler Bestandteil der von ihnen gegründeten Firma ibidi mit fast 100 Mitarbeitern, die u.a. mit dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde.
Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?
VK: Zurzeit die Frage, warum sich Menschen so verhalten wie sie sich verhalten und oft irrationale Entscheidungen treffen.
Welchen Bezug haben Sie zur DPG?
RZ: Fachgesellschaften sind entscheidend für wissenschaftlichen und kommerziellen Austausch mit interessanten und wichtigen Partnern sowie der ‚Community‘ als Ganzes. Mein Freund, Kollege und Partner Valentin ist bei uns im Team aktiv in der DPG. Ich engagiere mich eher auf Veranstaltungen der Lebenswissenschaften wie der American Association for Cell Biology (ASCB) oder der American Association for Cancer Research (AACR). Natürlich tauschen wir uns über die Themen der unterschiedlichen Gesellschaften rege aus.
Wie stellen Sie sich die DPG in Zukunft bzw. an ihrem 200. Jubiläum im Jahr 2045 vor?
VK: Ich hoffe, dass die DPG eine Gesellschaft bleibt, in der über relevante Themen, basierend auf den Werten einer guten Wissenschaft, konstruktiv diskutiert und gestritten werden kann.
Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?
VK: Wie alle Naturwissenschaften sollte die Physik dazu beizutragen, Dinge rational zu betrachten und wissenschaftlich gut begründete Ansichten, die auch gegen den Zeitgeist gerichtet sind, zu respektieren und zu diskutieren.
RZ: Die unterschiedlichen Disziplinen der Naturwissenschaften wachsen verstärkt zusammen. Gleichzeitig werden bestehende Technologien in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen in Zukunft in immer kürzeren Zyklen auf ökonomische und ökologische Kriterien hin überprüft werden. Ich denke, dass die Physiker herausragendes Potential und dadurch die Aufgabe haben, gerade in kleinen aber wesentlichen Details Innovationen zu triggern und zu treiben. Die DPG, genauso wie wir alle, sollte sich dafür einsetzen, Barrieren zwischen den verschiedenen naturwissenschaftlichen Disziplinen zu verringern und gemeinsames Denken und Handeln zu fördern.
Woran arbeiten Sie heute?
RZ: Basierend auf Marktinformationen definiere ich die Ziele, die unser junges und sehr motiviertes Entwicklungsteam verfolgt, um videomikroskopie-basierte Zellkill-Assays zu entwickeln. Mit den auf Einzelzellbasis gewonnenen Detailinformationen wird es in Zukunft damit möglich sein, immunonkologische Therapien schneller und mit verbesserter Wirksamkeit entwickeln. Hin und wieder kann ich auch bei der Umsetzung mit eigenen Ideen und Kritik unterstützen.
Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?
VK: …dass wirklicher Fortschritt dann entsteht, wenn Risiken übernommen und Autoritäten herausgefordert werden.
RZ: Wie in allen Bereichen ist auch in der Wissenschaft das wichtigste die Balance. Alle Aspekte eines Problems zu erkennen und sinnvoll und ausgewogen zu berücksichtigen, hilft aus meiner Sicht am meisten, dieses zielführend und effektiv zu lösen. Ab und zu hilft Abstand oder ein lustiger Abend mit Gleichgesinnten und einigen Getränken, um neue Ideen zu generieren.