Roswitha Hotz
"Aus familiären Gründen konnte ich damals nicht weiter forschen. Neben den Kindern habe ich zeitweise als Mathematiklehrerin gearbeitet. Nach vielen Jahren begann ich wieder mit Physik an der Universität des Saarlandes."
Roswitha Hotz (83 Jahre, ehem. Universität Saarbrücken) unterbricht ihre wissenschaftliche Laufbahn für die Zeit der Erziehung von fünf Kindern und arbeitet als Mathematik-Lehrerin. Im Alter von 48 Jahren geht sie wieder in der Wissenschaft, beginnt eine Dissertation in Physik, schließt sie etwa vier Jahre später ab und bleibt als wissenschaftliche Mitarbeiterin bis zu Ihrer Pensionierung der Forschung treu.
Welches ist der schönste Konferenz-Ort, den Sie kennen?
Die DPG-Frühjahrstagung in Regensburg 1993 und 1996: Ich habe privat gewohnt und eine Freundschaft zu der Familie geknüpft, die bis heute anhält.
Was bewegt Sie neben Physik und Arbeit?
Schon zu Schulzeiten in Russland habe ich Mathematik und Physik geliebt. Unsere Familie war nach dem 2. Weltkrieg sechs Jahre in Krasnoarmeisk. Meine Mutter hat dort in den ersten Jahren die deutschen Kinder unterrichtet. Sie war bereits physikbegeistert und hat während ihres Physikstudiums sogar Marie Curie in Paris besucht. Eine Chance, selbst zu forschen, hatte sie nie.
Zurück in Deutschland habe ich Mathematik studiert und mit 21 Jahren mit dem Diplom abgeschlossen und dann bei der PHYWE gearbeitet. Mein Modell eines Neutronen Choppers konnte ich auf der Ausstellung „L’atom pour la paix“ in Genf 1958 vorstellen.
Aus familiären Gründen konnte ich damals nicht weiter forschen. Neben den Kindern habe ich zeitweise als Mathematiklehrerin gearbeitet. Nach vielen Jahren begann ich wieder mit Physik an der Universität des Saarlandes.
Außerdem habe ich schon immer gerne gemalt und ich freue mich über meine Familie.
Welches Angebot der DPG schätzen Sie am meisten?
Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können auf den DPG-Tagungen lernen, ihre Arbeit zu vermitteln und Kontakte zu knüpfen.
Welche Aufgabe sehen Sie für die Physik in der Gesellschaft von morgen?
Physikalische Themen sich wichtig, z.B. Ressourcen, Klima und Arbeit. Nicht weniger, sondern mehr Physik ist die Grundlage dafür, was wir für die Zukunft brauchen.
Warum sollten sich PhysikerInnen verstärkt in den politischen Diskurs bzw. Alltag einbringen?
Frauen sollten in der Zukunft mehr berücksichtigt werden, denn sie haben eine andere Übung im Umgang mit der Zeit und der privaten Umgebung. Frauen können eigene Weg gehen.
Welche Fragestellungen der Physik begeistert Sie heute am meisten?
Das Weltall, der Anfang, "die ersten drei Minuten", Quanten Computer und String-Theorie.
Woran arbeiten Sie heute?
Ich versuche zu verstehen, was meine Töchter in der Physik leisten, als Lehrerin oder als Professorin, und was meine Enkelin über die Quantenphysik in der Bachelor- und Masterarbeit macht.
Ich beschäftige mich immer noch gerne mit Physik und Mathematik. Gerade habe ich Napoleons Theorem wieder bewiesen.
Was möchten Sie dem wissenschaftlichen Nachwuchs mitgeben?
Es hat sich für mich besonders gelohnt, Hilfsassistentin zu sein: Geld zu verdienen, Lehrer und Mitarbeiter zu sein.
Was Sie schon immer sagen wollten:
2015 habe ich in Saarbrücken gegen die Kürzung der Physik mit einem großen Plakat demonstriert „Saarland braucht die Physik“.