Geschichte des Magnus-Hauses Berlin
Das Magnus-Haus am Kupfergraben in Berlin-Mitte diente von 1994 bis März 2025 als Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und Sitz des Regionalverbands Physikalische Gesellschaft zu Berlin. Bereits ab 1958 wurde das Gebäude von der Physikalischen Gesellschaft der DDR genutzt. Das unter Friedrich II. im Jahr 1760 im Stil Knobelsdorffs errichtete Bürgerpalais ist durch das Wirken bedeutender Gelehrter eng mit der Geschichte der Physik verbunden.

Im 18. Jahrhundert wohnte und arbeitete dort Joseph Louis Lagrange, einer der Begründer der analytischen Mechanik. Im Jahr 1840 erwarb Professor Gustav Magnus das Haus. Er richtete dort sein privates physikalisches Laboratorium ein, das auch für die Universitätslehre zur Verfügung stand und als ältestes physikalisches Institut Deutschlands gilt. Aus dem Teilnehmerkreis des von Magnus eingerichteten Physikalischen Colloquiums ist 1845 die Physikalische Gesellschaft hervorgegangen.
Zu den bedeutenden Wissenschaftlern, deren Wirken mit Magnus verbunden ist, zählen R. Clausius, E. du Bois-Reymond, J.W. Gibbs, H. Helmholtz, G. Kirchhoff, A. Kundt, G. Quincke, W. Siemens, J. Tyndall, E. Warburg, G. Wiedemann und viele andere mehr.
Magnus starb 1870. Seine Frau lebte noch bis 1910 im Hause. Von 1911 bis 1921 wurde das Haus dann von dem Regisseur Max Reinhardt und seiner Familie bewohnt. Als seine, zu diesem Zeitpunkt bereits von ihm geschiedene Frau, die Schauspielerin Else Heims, in den Dreißiger Jahren des 20. Jh. emigrieren musste und damit das Magnus-Haus verließ, wurde es von der Friedrich-Wilhelms-Universität und das benachbarte Collegium Hungaricum genutzt. In der Nachkriegszeit wurde das Haus zunächst als sowjetisches Untersuchungsgefängnis genutzt und diente anschließend der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.
Im Jahre 1958 übergab Oberbürgermeister Ebert das Haus anlässlich des 100. Geburtstages von Max Planck an die Physikalische Gesellschaft der DDR zur dauernden Nutzung. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde das zunehmend verfallende Gebäude von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft kernsaniert. Dies war u.a. durch Spenden der Siemens AG und der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin möglich. Nur wenig später wurde das Magnus-Haus vom Land Berlin an Siemens verkauft. Die DPG konnte es jedoch weiterhin als als wissenschaftliches Begegnungszentrum nutzen. Die Räume des Westflügels im ersten Obergeschoss dienten Altbundespräsident Richard von Weizsäcker bis zu seinem Tode im Jahr 2015 als Büro. Weitere Räume im Erdgeschoss wurden von der Atlantik-Brücke genutzt. Im Zuge des Verkaufs des Gebäudes durch die Eigentümerin endete im März 2025 die Nutzung des Magnus-Hauses durch die DPG.
Das Magnus-Haus Berlin ist im Jahr 2019 wegen seiner Bedeutung für die Physik und ihre Geschichte von der European Physical Society (EPS) in den Kreis der EPS Historic Sites aufgenommen worden. Welche weiteren Stätten bereits diese Auszeichnung erhalten haben, ist einer online verfügbaren Broschüre zu entnehmen.
⇒ Archiv der DPG im Magnus-Haus Berlin
Mehr über die Geschichte des Magnus-Hauses erfahren Sie im folgenden Vortrag von Dr. Stefan L. Wolff, Deutsches Museum München: „Das Magnus-Haus Berlin als historischer Ort der Physikentwicklung zwischen 1840 und 1870“