Jahresbericht 1980

Berichtszeitraum: 1. April 1980 bis 31. März 1981

Präsident

In den vergangenen anderthalb Jahren war die vordringlichste Aufgabe die Umstellung der Physikertagungen auf die neue Form als integrierter Teil von Frühjahrstagungen. Damit verbunden ist ein neuer Rhythmus der Vorstandsarbeit, dessen jeweilige Amtszeit von 1980 an im Frühjahr, im Anschluß an die Physikertagungen, beginnt. Die Zeiten für die 1980 amtierenden Vorstandsmitglieder wurden daher um ein halbes Jahr verlängert. Die Physikertagungen in Bielefeld (1980) und in Hamburg (1981) waren die entscheidenden Prüfsteine für das neue Modell; sie wurden als zentraler Bestandteil - im inhaltlichen, wie im
zeitlichen Sinne - der gemeinsamen Tagung .von mehreren Fachausschüssen durchgeführt. Im März 1980 (3.-7. 3. 1980) bildeten die Frühjahrstagungen der Fachausschüsse Atomphysik und Massenspektrometrie, Molekülphysik, Oberflächenphysik, Dünne Schichten, Quantenoptik, Plasmaphysik, Kurzzeitphysik sowie Geschichte und Fachdidaktik der Physik den Rahmen, im März 1981 (23.-27. 3. 1981) waren es die Fachausschüsse Kern und Teilchenphysik, Plasmaphysik und Kurzzeitphysik. Die äußere Szene war an den beiden Universitätsorten recht unterschiedlich. In Bielefeld gab der Kompaktbau der neuen Universität ideale Möglichkeiten für eine ständige Begegnung aller Teilnehmer in der Haupthalle, während die Fachausschüsse ihre eigenen Veranstaltungen im weitverzweigten Hörsaalsystem durchführen konnten. In Hamburg bestimmte die schon ältere Struktur der City-Universität die "Geographie" der Tagung. Es waren in einzelnen Fällen einige Fußminuten erforderlich, um von den Veranstaltungen des einen zu denen eines anderen Fachausschusses zu gelangen. Das Auditorium Maximum mit seinem Foyer gab aber auch hier der Tagung einen natürlichen Mittelpunkt. Mit beiden Tagungen wurde das Ziel erreicht, die jüngere und ältere Generation zusammenzubringen. Die Reaktionen der DPG-Mitglieder waren in Bielefeld wie in Hamburg eindeutig positiv; diese Erfolge waren entscheidend das Verdienst der örtlichen Tagungsleiter- H. 0. Lutz und W. Raith in Bielefeld sowie H. G. Danielmeyer in Harnburg- und der Leiter der beteiligten Fachausschüsse. Die letzte der ersten Dreier-Runde der Physikertagungen neuen Stils wird im März 1982 in Münster stattfinden, integriert in die Frühjahrstagung des Arbeitskreises Festkörperphysik. Als wichtiges Komplement der Physikertagung im Frühjahr wurde im November 1980 (7.-8. 11. 1980) der "Tag der DPG" eingeführt. Hier haben sich neben Vorstand und Vorstandsrat die Komitees und Beschlußgremien der DPG, der IUP AP und des Physikzentrums gleichzeitig getroffen. Neben der "Routine"- Arbeit erlaubte die Anwesenheit von etwa einhundert Physikern in Bad Honnef zeitweise eine Fülle von Quergesprächen informeller Art. In einer gemeinsamen Veranstaltung wurde das Thema "Zukunftsperspektiven der Physiker" behandelt. Die gründlichen Referate von sechs Kollegen der großen Teildisziplinen unserer Wissenschaft gaben ein umfassendes Bild der Physik von heute und morgen; der zentrale Rahmen erlaubte jedoch nur eine kurze Diskussion. (Ein Teil der Diskussionen wurde in den Physikalischen Blättern im März- und Maiheft 1981 publiziert).

Die Neufassung der DPG-Satzung erforderte einen beträchtlichen Arbeitsaufwand von Vorstand und Vorstandsrat. Nachdem die Mitgliederversammlung 1980 in Bielefeld endgültig den Auftrag zu einer Neustrukturierung des Vorstandsrates, einer Erweiterung seiner Aufgaben und der Einführung der Briefwahl für einen Teil seiner Mitglieder gab, beriet der Vorstand am 19. 6. 1980 über eine erste Fassung der neuen Satzung und das Wahlverfahren für den Vorstandsrat In seinem Auftrag legte anschließend eine Arbeitsgruppe des Vorstandes dem Vorstandsrat im Sommer 1980 schriftlich einen überarbeiteten Vorschlag für die neue Satzung vor. Die mannigfachen eingegangenen Änderungsvorschläge wurden in den Text der Satzung eingearbeitet, der dem Vorstandsrat für seine Beratungen am 7. und 8.11.1980 vorlag. Hier gab es nur noch wenige Änderungswünsche, so daß der Vorschlag für die neue DPG-Satzung, der allen Mitgliedern mit dem Februarheft 1981 der Physikalischen Blätter zugesandt wurde, das Resultat einer schnellen "Konvergenz" war. Die Diskussion auf der Mitgliederversammlung 1981 in Hamburg bestätigte dies, wobei nur in bezug auf die Zuständigkeit der Mitgliederversammlung wichtige neue Vorschläge gemacht wurden. Der so erarbeitete Text für eine neue Satzung der DPG wurde allen DPG-Mitgliedern als Beilage zum Juniheft 1981 der Physikalischen Blätter zugesandt und damit zur schriftlichen Abstimmung vorgelegt. Die erste DPG-Sommerschule (50 Teilnehmer) fand vom 15. bis 26. 10. 1980 unter Leitung von G. Eilenberger, Jülich, statt. Unter dem Generalthema "Ordnung und Unordnung" behandelten 25 Referenten vor allem Themen aus der Festkörperphysik mit Ausblicken auf analoge Fragestellungen in anderen Gebieten. Die geringe Teilnehmerzahl aus der Industrie hat eine ausführliche Diskussion über die zukünftige Gestaltung der DPG-Schule ausgelöst (vgl. Phys. Blätter 37 (81) 46), die insbesondere Vorschläge des Beratenden Ausschusses der Industriephysiker für die DPG-Schule 1982 erwarten läßt.- Neben dieser Tagung konnte der DPG-Präsident eine Reihe weiterer Tagungen und Sommerschulen im Physikzentrum eröffnen, so im Juni 1980 den internationalen "Workshop on Current Problems in Partide Theory" und Anfang September 1980 die "NATO-Sommerschule on Partide Physics". Von den übrigen Aktivitäten des Präsidenten muß an erster Stelle der Arbeitskreis "Energie" genannt werden. Nach einem vorbereitenden Gespräch am 29. 2. 1980 fanden im Laufe des Jahres zwei zweitägige Arbeitstagungen in Bad Honnef statt. Die erste fand am 26. und 27. 6. 1980 statt und behandelte "die Verfügbarkeit und die Risiken der Energie von morgen" und "Bewertungskriterien für Energiesysteme" (vgl. Phys. Blätter 36 (80) 314, 320). Die zweite Tagung am 4. und 5. 12. 1980 stellte das C02-Problem in den Mittelpunkt. Die hier geführten Diskussionen wurden in wichtiger Weise von H. Flohn, Bonn, geprägt, der auch auf der Hamburger Physikertagung 1981 im Rahmen eines Abendvortrages die "möglichen Auswirkungen der C02 - Zunahme auf unser Klima" vor einer größeren Öffentlichkeit behandelte.

Aus aktuellem Anlaß wandte sich der Präsident zweimal an den Bundeskanzler. Im September 1980 schrieb er an Helmut Schmidt vor dessen Moskaureise und bat um ein deutsches Eintreten für den sowjetischen Physiker Yuri Orlov. Die Antwort des Bundeskanzlers war mehr als ein höfliches Schreiben. Ende Oktober 1980 während der Koalitionsverhandlungen drückte der Präsident in einem Fernschreiben an den Bundeskanzler die Sorge der DPG um die künftige Förderung der Grundlagenforschung aus (vgl. Phys, Blätter 37 (81) 19). Am 17. 10. 1980 empfing der Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen einige Herren des DPG-Vorstandes, den Sprecher der KFP und den Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates des Physikzentrums zu einer allgemeinen Aussprache über Anliegen und Sorgen der Physiker. Dabei versprach der Minister auch in Zukunft seine nachdrückliche Unterstützung für das Honnefer Physikzentrum.

Im Sommer 1980 erwarb die DPG ein Gemälde von Wilhelm Conrad Röntgen, das aus der Hand des Malers und Graphikers E. Orlik stammt. Es wurde am Tag der DPG dem Vorstandsrat vorgestellt und hat einen angemessenen Platz im Physikzentrum
gefunden. Nach der Hamburger Physikertagung ist Dietrich Hahn aus dem Vorstand ausgeschieden. Während der letzten viereinhalb Jahre war er aktiv im Bereich "Informationswesen" für die DPG tätig. Der Vorstand hat ihm seinen herzlichen Dank dafür ausgesprochen. Herr Hahn wird weiterhin für die DPG im Rahmen der Informationssysteme des FIZ Energie, Physik, Mathematik, des Buchbeirates des Physik Verlages und bis Ende 1981 als Herausgeber der Physikalischen Blätter tätig sein. Als Nachfolger von Herrn Hahn im Vorstand wählte der Vorstandsrat im November 1980 H. W. Schmidt, Ludwigshafen. Er ist auf Beschluß des Vorstandes von April 1981 an auch federführender Herausgeber der Physikalischen Blätter. In ihren Vorstandsämtern wurden P. Stichel - Bildung und Ausbildung - von der Hamburger Mitgliederversammlung und J. Rembser als Schatzmeister vom Vorstandsrat wiedergewählt.

Prof. Dr. H . Rollnik
Präsident


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