Jahresbericht 2017

Berichtszeitraum: 1. April 2017 bis 31. März 2018

Übergreifende Zusammenarbeit

Verehrte Leserinnen und Leser,

der direkte Nachweis von Gravitationswellen ist ein großer Erfolg für die Grundlagenforschung. Die Entschlossenheit, mit der Physikerinnen und Physiker in einer großen internationalen Kollaboration den schwachen Signalen nachjagten, ist phänomenal. Bei solch komplexen Unterfangen ist es wichtig, dass die besten Köpfe zusammenarbeiten – egal, welcher Religion oder welchem Kulturkreis sie angehören. Echte Wissenschaft entfaltet sich nur in einer Gesellschaft, in der eine wissenschaftliche Denkweise erlaubt ist. Daher nehmen das Engagement für den wissenschaftlichen Austausch und Nachwuchs oder die Förderung von Wissenschaft und ihrer Wertschätzung eine besondere Stellung hinsichtlich der vielfältigen DPG-Aktivitäten ein. Wie bereits 2017 unterstützte die DPG auch den diesjährigen „March for Science“ – diesmal zusammen mit dem Dachverband der Geowissenschaften, der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, der Gesellschaft Deutscher Chemiker und dem Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland. Unter dem Motto „Science bridges cultures“ wurden die rund 130 000 Mitglieder der Fachgesellschaften zur Teilnahme ermutigt. Ferner wurde ein Button mit dem Motto entwickelt sowie eine Internetseite mit Statements von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zum Wert freier Wissenschaft. Unter www.wissenschaft-verbindet.de entstand eine gemeinsame Webseite für weitere gemeinsame Aktivitäten. Dort findet man z. B. eine Parteienumfrage, die 2017 erstmals zusammen mit den genannten Fachgesellschaften durchgeführt wurde. Die Parteien wurden nach ihren Plänen zu Themen aus Forschung, Bildung, Klimaschutz und Energiewende befragt. Diese Umfrage war ein großer Erfolg. Auf Initiative der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung wurden „Binationale Wilhelm und Else Heraeus-Seminare“ eingeführt: Die Veranstaltungen mit Frankreich, Großbritannien und Polen sollen unterstreichen, dass Wissenschaft international und die Zusammenarbeit über Grenzen hinweg essenziell ist. Seit Jahren bereits nimmt SESAME (Synchrotron-light for Experimental Science and Applications in the Middle East) eine wichtige Rolle zur Völkerverständigung ein. Die Forschungseinrichtung in Jordanien stellt – getragen von Ägypten, Iran, Israel, Jordanien, Pakistan, Palästina, der Türkei und Zypern – neben der Forschung eine wichtige Brücke für den Dialog über politische, kulturelle und religiöse Weltanschauungen hinweg dar. SESAME wird von der DPG seit vielen Jahren durch die Übernahme von Reisekosten für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterstützt. Um den Wert von Wissenschaft in den Köpfen der Menschen zu verankern, ist die Stärkung der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft unerlässlich. Daher führt die DPG in den Räumen der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft „Abende der Wissenschaft“ durch. Im Mai 2017 erfuhren die Abgeordneten so, wie die Medizin von der Physik profitiert und was die Medizinphysik künftig zum Wohle der Menschen beitragen kann. Zur Förderung des wissenschaftlichen Austausches und des Nachwuchses zählen insbesondere die DPG-Frühjahrstagungen: Der Austausch zwischen Physikerinnen und Physikern, die am Beginn ihrer Karriere stehen, und den erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist ein zentrales Charakteristikum der Tagungen, die zugleich eine wichtige Plattform für Studierende darstellen, auf der diese erstmals ihre Forschungsarbeiten vortragen können. Um junge Menschen für die Physik zu interessieren, sind vor allem die „Highlights der Physik“ von großer Bedeutung, die die DPG jährlich zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung veranstaltet. Mit über 60 000 Gästen wurde im vergangenen Jahr in Münster ein neuer Besucherrekord aufgestellt. Jedes Jahr zeichnet die DPG Schülerinnen und Schüler aus, die im Abitur besondere Leistungen im Schulfach Physik gezeigt haben, und veranstaltet gemeinsam mit der Universität Ulm – unterstützt von der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung – einen bundesweiten Nachwuchswettbewerb, das „German Young Physicists‘ Tournament“, um junge Menschen so früh wie möglich für die Physik und ein späteres Physikstudium zu begeistern. Neu ist das Programm „Leading for Tomorrow“, das Berufseinsteiger aus Wissenschaft, Industrie oder Wirtschaft auf Personalführung und Management vorbereiten soll und das auf große Resonanz stößt. Um die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Vereinsstruktur abzubilden, wurde der DPG-Vorstand um ein entsprechendes Vorstandsamt erweitert. Zudem wurde die junge DPG zu einem Arbeitskreis aufgewertet. Die DPG möchte damit zeigen, dass sie sich als junge, moderne Fachgesellschaft versteht. Mit ihren rund 62 000 Mitgliedern lebt sie von der Vielfalt ihrer Aktivitäten. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre des Jahresberichts.

Rolf-Dieter Heuer
Präsident

 

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