Jahresbericht 2018

Berichtszeitraum: 1. April 2018 bis 31. März 2019

OpenScience – Zukunft aktiv mitgestalten

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

mit dem vorliegenden DPG-Jahresbericht blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr für die DPG zurück. Mein großer Dank gilt unseren Mitglieder und Unterstützern für die vielfältigen Aktivitäten, denn: Die Attraktivität der DPG hängt entscheidend von ihrem großen Engagement für die DPG ab, die mit über 60 000 Mitgliedern die größte physikalische Gesellschaft der Welt ist. Weit über die Hälfte sind junge Mitglieder, und nicht zuletzt diesem Umstand ist der große aber überhaupt nicht selbstverständliche Erfolg der jungen DPG, der jDPG geschuldet, der die Zukunftsgestaltung der DPG befeuert und darüber hinaus für unsere Gesellschaft insgesamt kaum zu überschätzen ist.

Lassen Sie mich stellvertretend für die umfangreichen Aktivitäten der DPG-Mitglieder herausragende Ereignisse nennen:

Darüber hinaus sind die Tagungen ein idealer Ort, um Informationen über die Entwicklung im Umfeld der wissenschaftlichen Gemeinschaft auszutauschen und gemeinsame Meinungsbildung zu unterstützen.

Die Organisation von vier DPG-Frühjahrstagungen mit rund 9000 Teilnehmern: Die Tagungen sind ein ausgezeichneter Ort zum direkten Austausch für alle, vom Bachelor-Studenten bis zur arrivierten Physik-Preisträgerin. Die umfassende Aufnahme von Vorträgen des wissenschaftlichen Nachwuchses in das Tagungsprogramm aller DPG-Tagungen ist zugleich ein Alleinstellungsmerkmal unserer Tagungen – und zwar auch im internationalen Maßstab. Kaum ein Physiker oder eine Physikerin vergisst jemals die erste Teilnahme an der DPG-Tagung! Dies ist auch ein besonderer Verdienst der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung, die u. a. jedes Jahr im Rahmen des „Kommunikationsprogramms“ über 2000 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler durch Reisekostenzuschüsse unterstützt, damit möglichst viele junge Menschen die Tagungen besuchen können. Für die großzügige Förderung der DPG danke ich der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung sehr herzlich.

Neben den „traditionellen“ experimentiert DPG 2019 mit einem neuen Tagungsformat: Den DPG-Herbsttagungen. Sie trägt dem schon länger bestehenden Wunsch in der DPG Rechnung, nicht nur fachlich getrennt zu tagen, hier Festkörperphysiker, da Quantenoptiker oder Teilchenphysiker, sondern übergreifende Themen gemeinsam zu behandeln. Die erste DPG-Herbsttagung befasst sich mit Quantum Science und Informationstechnologie im Schnittfeld von Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung. Das Thema reflektiert eine aktuelle internationale Entwicklung, die viele Nationen und auch Europa große Mittel in physikalische Wissenschaften investieren lässt.

Die „Highlights der Physik“, das gemeinsame Veranstaltungsformat von DPG und Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), sind so lebendig wie seit jeher. Das Festival entstand in Anlehnung an die Veranstaltungen zum „Jahr der Physik 2000“. Im Jahr 2001 ins Leben gerufen, gastiert dieser Besuchermagnet seitdem von Jahr zu Jahr bundesweit in einer anderen Stadt. Über „Herzrasen“ haben sich im Jahr 2018 in Dortmund über 45 000 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte sowie interessierte Laien mit aktuellen Anwendungen informiert. „Zeig Dich: Unsichtbares sichtbar machen!“ ist eine alte Triebfeder der Physik – im Jahr 2019 werden die Highlights der Physik in Bonn dieses Thema umfangreich zur Schau stellen.

Ein wichtiger Schwerpunkt der DPG-Aktivitäten ist die Bildung junger Menschen. Hier beteiligt sich die DPG auf politischer Ebene in Diskussionen und Anhörungen zu Lehr- und Bildungsplänen sowie Stundentafeln in den Bundesländern ein. Denn: Dreh- und Angelpunkt zur Teilhabe an der Zivilgesellschaft ist eine gute und möglichst aufgeklärte Bildung – diese muss so früh wie möglich erfolgen und sichergestellt sein. Um das Thema „Wie bilden wir gute Lehrer aus?“ in der DPG zu diskutieren und die Kernthemen für die folgenden Jahre festzulegen, fand im März 2019 ein Workshop statt. Die lebhaften Diskussionen, an denen auch Kolleginnen und Kollegen aus Mathematik, Chemie und Biologie teilnahmen, werden schon bald in Empfehlungen der DPG für die Gestaltung des Lehramtsstudiums münden.

Eine Kernaktivität, um junge Menschen nach ihrem Schulabschluss zu ermutigen, sich in Studium und Beruf der Physik zu widmen, ist auch der DPG-Abiturpreis. Dieser besteht aus einer Urkunde sowie einer kostenlosen einjährigen Mitgliedschaft in der DPG. Darüber hinaus erhalten die Besten zusätzlich ein Buch. Seit Beginn der Auszeichnung wurden insgesamt über 150 000 Preise vergeben, davon rund 57 000 Buchpreise. Von den ausgezeichneten Schülerinnen und Schülern bleibt jedes Jahr ein Teil in der DPG und sichert der DPG so einen beständigen Zuwachs von jungen Mitgliedern! Mein Dank und Glückwunsch gilt besonders den Lehrerinnen und Lehrern, die mit ihrem Engagement die Grundlage für die langfristige Wirkung dieser Auszeichnung legen.

Auf wissenschaftspolitischer Ebene sind zwei große Themen von zentraler Bedeutung, die insbesondere die aktiven Forscherinnen und Forscher betreffen wird und um die sich die DPG intensiv kümmert:

Das Thema Wissenschaftliches Publikationswesen ist verbunden mit Stichworten wie „Open Access“ oder „Plan S“. Das Thema Open Access ist natürlich nicht neu: Seit mehr als zwei Jahrzehnten bekennt sich die DPG zu diesen Prinzipien. Damals gründete die DPG gemeinsam mit dem Institute of Physics das elektronische Fachmagazin "New Journal of Physics" – als eine der ersten Open-Access-Zeitschriften überhaupt – und zeigte damit: Open Access kann bei sehr guten Qualitätsstandards funktionieren. Mit dem „Plan S” der von verschiedenen europäischen Fördereinrichtungen, der „cOAlition S“, unterstützt soll das Publikationswesen jetzt einen neuen und sehr pointierten Impuls bekommen: Die in der cOAlition S zusammengeschlossenen Organisationen wollen ihre Förderung an die Bedingung knüpfen, dass wissenschaftliche Ergebnisse nur noch in Open-Access-Zeitschriften oder -Plattformen veröffentlicht werden – und dass von 2021 an. Vor allem diesen (anfangs noch ehrgeizigeren) Zeitplan sieht die DPG kritisch. Skeptisch sind wir auch, ob strikte und starre Vorgaben wirklich am besten zum Ziel führen und haben das in einer gemeinsamen Erklärung mit den Fachgesellschaften der Mathematik, der Chemie, der Biologie und der Geowissenschaften in einer Pressemitteilung klar zum Ausdruck gebracht.

Für den Umgang mit Forschungsdaten soll auf Initiative der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) eine nationale Infrastruktur entwickelt werden, um Daten nachhaltig zu sichern und nutzbar zu machen. Die DPG sieht sich hier in der Verantwortung, koordinierend darauf hinzuwirken, dass im Rahmen dieses länger angelegten Prozesses die Physik in ihrer ganzen Breite angemessen berücksichtigt wird; Auch hier besteht die Herausforderung in einem vorgegebenen eng getakteten Zeitplan während große Teile der „Physik-Community“ noch gar nicht für das Thema sensibilisiert sind.

Alle Aktivitäten der DPG haben eines gemeinsam: Wissenschaftlich analysierbare Entscheidungen mit Sachverstand, Optimismus und Beharrlichkeit vorzubereiten, die Gesellschaft aufzuklären, mit Leidenschaft für Wissenschaft und die – auch immer wieder gefährdete – Zivilgesellschaft einzutreten. Diesem Eintreten, letztlich für die freiheitlichen Ideen der demokratischen westlichen Welt, fühle ich mich als Präsident der DPG und auch persönlich ohne jede Einschränkung verpflichtet – und ich bin sicher, der größte Teil der DPG-Mitglieder ebenso.

Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre des Jahresberichts.

Dieter Meschede
Präsident

 

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