10.11.2000

Pressemitteilung

der Deutschen Physikalischen Gesellschaft

Deutsche Schüler auf dem Weg nach Indien Nachwuchsforscher müssen bei dem internationalen Wettbewerb QUANTA ihr Talent beweisen

Bereits zum sechsten Mal veranstaltet die größte Schule der Welt, die City Montessory School in Lucknow / Indien einen internationalen Wettbewerb für naturwissenschaftliche Nachwuchstalente. Auch ein deutsches Team - finanziell unterstützt von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) - ist diesmal mit von der Partie bei "QUANTA". Die fünf Schüler treten vom 10. bis zum 13. November gegen Mannschaften aus 15 Ländern an, von Australien bis Jugoslawien.

"Um nervös zu werden, hatten wir noch gar keine Zeit", sagt Teamleader Rudolf Lehn, der im schwäbischen Bad Saulgau Physik unterrichtet. Denn in den letzten Wochen bereitete sich seine Mannschaft aus fünf hochbegabten Schülern zwischen 17 und 19 Jahren fast rund um die Uhr auf den Wettbewerb vor. In Indien gilt es nicht nur unter Zeit- und Konkurrenzdruck knifflige Fragen aus Wissenschaft, Astronomie und Mathematik im Stil einer Quizshow zu beantworten. Die Schüler müssen auch programmieren, Modelle bauen, Collagen gestalten und sogar ihre Redegewandtheit unter Beweis stellen.

Vielseitige Talente sind also gefragt. Gefunden hat sie Rudolf Lehn vor allem im von der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung geförderten Schülerforschungszentrum (SFZ) in Bad Saulgau. Die Mannschaft, vier Jungen und ein Mädchen, ist bereits ein eingespieltes Team: Im Juli dieses Jahres machte sie den zweiten Platz beim IYPT (International Young Phycisists Tournament) in Budapest.

Was das deutsche Team der aus erfahrenen Experten bestehenden Jury in Indien präsentieren wird, dürfte naturwissenschaftlich und künstlerisch begabte Menschen gleichermaßen beeindrucken. So tüftelten Patrick Kerner und Bernd Kaifler für die Wettkampfdisziplin "Computer Software Development" an einem Programm, das Musik-Noten erst nach einem chaotischen System zerlegt und dann wieder so zusammenfügt, dass ein neues Stück entsteht - fast so harmonisch, als hätte es der Komponist selbst geschrieben. Noch steht nur das Rohkonzept. Detailliert programmieren müssen die beiden den PC am kommenden Montag in Indien - in nur fünf Stunden und ohne schriftliche Unterlagen als Hilfsmittel.

Christian Höppner und Bernd Kaifler bereiteten sich auf die Disziplin "Model Display" vor. "Transmission of signals" nennt sich das Projekt, das sie der Jury am Samstag vorführen werden: Mit Hilfe von Lichtsignalen aus einer normalen Glühbirne schicken sie Bilddaten vom einem PC zum anderen. "Zum Beispiel mit einer Digitalkamera aufgenommene Bilder von der Jury", erläutert Rudolf Lehn.

Dass die jungen Naturwissenschaftlicher sich auch gut ausdrücken und argumentieren können, stellen sie in den Disziplinen "Debate" und "Group Discussion" unter Beweis. Das Thema für die Debatte ist bereits bekannt: Christian Höppner soll seine Mitstreiter überzeugen, dass die Entschlüsselung des menschlichen Genoms in ein Desaster führen wird. Rudolf Lehn hat keine Zweifel, das er dabei erfolgreich sein wird - auch ohne große Vorbereitung. Schließlich sei Christian Höppner ein wahres Verkaufstalent: "Der würde jeden Staubsauger an den Mann bringen", so Lehn.

Das Image des schüchternen, nur an Technik interessierten Physikgenies geht Rudolf Lehn schon lange gegen den Strich. Wettbewerbe wie QUANTA seien der Beweis dafür, dass dieses Bild falsch ist: "Diese Schüler sind nicht nur naturwissenschaftlich begabt, sondern können sich auch in andere Menschen versetzten. Sie sind kommunikativ und oft auch künstlerisch veranlagt."

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit rund 55.000 Mitgliedern auch mitgliederstärkste physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de