Pressemitteilung
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.
Die Promotion in der Physik in Deutschland
Eine Studie der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG)
Bad Honnef, 10. April 2019 – Wissenschaft ohne Doktorandinnen und Doktoranden ist kaum denkbar. Promovierende leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Forschung sowie zum akademischen Lehrbetrieb. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) hat die Promotion in der Physik in Deutschland nun umfassend untersucht. Kern der Studie ist eine Befragung, an der sich ein Viertel aller Physik-Promovierenden beteiligt hat. Aber auch die Meinung von Professorinnen und Professoren und eine Auswertung aller Promotionsordnungen gingen in die Studie ein.
„Die Studie dürfte die erste so groß angelegte fachspezifische Untersuchung zur Situation der Promotion in Deutschland sein“, kommentiert Prof. Gert-Ludwig Ingold, Sprecher der Konferenz der Fachbereiche Physik (KFP) und Hauptautor der Studie: „Sie bestätigt manche Vermutung, enthält aber auch Überraschungen.“
Deutlich wird: Die Vorstellung, dass eine Promotion drei Jahre dauern sollte, geht deutlich an der Realität vorbei. Die Regel sind eher vier bis viereinhalb Jahre. Als Ergebnis der Promotionsprojekte sind zwei bis drei wissenschaftliche Veröffentlichungen üblich. Mehr als drei Viertel der Promovierenden sind in die akademische Lehre eingebunden, leiten Übungsgruppen für Studierende oder betreuen Bachelor- sowie Masterarbeiten.
Die meisten Studierenden, die nach dem Master eine Promotion anstreben, tun dies aus wissenschaftlichem Interesse. Gleichzeitig sehen alle Beteiligten, dass eine Promotion auch dem Erwerb überfachlicher Kompetenzen dient. Dies ist deshalb wichtig, weil nur 15% der Promovierenden damit rechnen, dauerhaft in der akademischen Forschung zu verbleiben. Nur wegen des Titels nehmen aber die Wenigsten die Mühen einer Physik-Promotion auf sich.
Die Hälfte der Promovierenden ist auf einer halben Stelle nach TV-L 13 beschäftigt. Fast ein Fünftel der Promovierenden ist bei Aufnahme des Promotionsprojektes aber nicht sicher, ob die Finanzierung ihrer Stelle bis zum Ende des Promotionsverfahrens gesichert ist. Strukturierte Promotionsprogramme sind in der Physik fest etabliert, die Mehrheit der Promovierenden arbeitet allerdings nach wie vor auf klassische Weise mit einem Doktorvater oder einer Doktormutter zusammen.
95% der Promovierenden geben an, dass ihnen mit Blick auf ihr weiteres Berufsleben ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben wichtig ist.
Die Studie untersucht ferner, wie verbreitet alternative Formen wie kumulative oder kooperative Promotionen sind und weist darauf hin, dass mittlerweile vereinzelt auch während der Promotionsphase Leistungspunkte erworben werden müssen. Sollten diese Beispiele Schule machen, könnte dies den Charakter der Promotion nachhaltig verändern.
⇒ zur Studie "Die Promotion in der Physik in Deutschland"
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit mehr als 60.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de