Pressemitteilung
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e. V.
Deutsche Physikalische Gesellschaft verleiht zahlreiche angesehene Physikpreise
Traditionell benennt die Deutsche Physikalische Gesellschaft am „Tag der DPG“ ihre Preisträgerinnen und Preisträger für unterschiedliche physikalische Disziplinen und Kategorien. Viele erhalten ihre Auszeichnungen im kommenden Jahr auf einer Festveranstaltung im Physikzentrum Bad Honnef.
Bad Honnef, 19. November 2020 – Die Max-Planck-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) für theoretische Physik, erhält Prof. Dr. Alexander M. Polyakov von der Princeton University. Damit würdigt die DPG seine wegweisenden Pionierarbeiten zur Quantenfeldtheorie und Statistischen Mechanik, speziell zu Monopolen und Instanton-Lösungen von Yang-Mills-Theorien, zum konformen „Bootstrap“ und zur Eich-String-Dualität.
In der Preisbegründung heißt es, dass Polyakovs breit gestreutes Lebenswerk durch zahlreiche Durchbrüche und wegweisende Anstöße auf dem Gebiet zwischen Quantenfeldtheorie und Statistischer Mechanik herausgeragt. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen unter anderem die Pfadintegral-Quantisierung für bosonische Strings, topologische Lösungen von Eichtheorien, der „Bootstrap“ in der konformen Feldtheorie und die Dualität zwischen Korrelationsfunktionen von Eich- und Stringtheorien.
Die Stern-Gerlach-Medaille, die wichtigste Auszeichnung der DPG für experimentelle Physik, geht an Prof. Dr. Joachim Ullrich von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Die DPG würdigt damit seine bahnbrechenden experimentellen Beiträge zur Atom- und Molekülphysik, insbesondere die Entwicklung und Anwendung von Reaktionsmikroskopen zur vollständigen kinematischen Rekonstruktion der Wechselwirkungsprozesse zwischen Atomen, Molekülen und Photonen.
Joachim Ullrich ist ein Pionier auf dem Gebiet der Vielteilchen-Koinzidenzmessungen von Elektronen und Fragmenten aus verschiedensten atomaren und molekularen Reaktionen. Seit seiner Doktorarbeit hat er die Entwicklung der COLTRIMS-Reaktionsmikroskope vorangetrieben. In bahnbrechenden Experimenten hat er z. B. Elektronenkorrelationen in Atomen mit relativistischen Ionen und Laserpulsen untersucht. Seine visionären Ideen und einzigartigen Experimentaufbauten sind zentral für den Erfolg der Atomphysikprogramme an den Freie-Elektronenlasern in Hamburg, Japan und den USA.
Ferner zeichnet die DPG folgende herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus:
Für ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Photophysik von organischen Halbleitern, insbesondere der Untersuchung von Triplett-Zuständen, der Dissoziation von Exzitonen und der intermolekularen Wechselwirkung von Chromophoren in π-konjugierten Polymeren erhält Prof. Dr. Anna Köhler von der Universität Bayreuth für das Jahr 2020 den Max-Born-Preis, der gemeinsam vom britischen Institute of Physics (IOP) und der DPG für besonders wertvolle und aktuelle wissenschaftliche Beiträge zur Physik vergeben wird.
Der Max-Born-Preis 2021geht an Prof. Hiranya Peiris vom Department of Physics and Astronomy des University College, London, für ihre herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Kosmologie, insbesondere für die Schaffung neuer interdisziplinärer Verbindungen zwischen der Kosmologie und Hochenergiephysik.
Der deutsch-polnische Marian-Smoluchowski-Emil-Warburg-Preis wird an Prof. Dr. Grzegorz Karczewski vom Physikalischen Institut der polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau verliehen für seine grundlegenden Beiträge zur Entwicklung der Molekularstrahl-Epitaxie und der damit einhergehenden Vertiefung der deutsch-polnischen Zusammenarbeit in der Festkörperphysik.
Der Herbert-Walther-Preis, der gemeinsam von der Optical Society of America (OSA) und der DPG für herausragende Beiträge in der Quantenoptik oder der Atomphysik sowie hervorragende Leistungen in der internationalen wissenschaftlichen Gemeinschaft verliehen wird, geht an Prof. Dr. Wolfgang P. Schleich von der Universität Ulm für sein maßgebliches Wirken bei der Konsolidierung des Gebiets der Quantenwissenschaft und -technologie und seine langjährigen Beiträge zur Theorie der Quantenoptik, insbesondere seinen Phasenraum-Ansatz und die Theorie der Materiewellen-Interferometrie.
Die Preisträgerin oder der Preisträger des deutsch-französischen Gentner-Kastler-Preises wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.
Der Robert-Wichard-Pohl-Preis für außergewöhnliche Leistungen in der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnis in der Lehre, im Unterricht und in der Didaktik der Physik geht an Prof. Dr. Michael Düren von der Universität Gießen in Würdigung seiner Experimente auf dem Gebiet der Teilchen- und Hadronenphysik sowie für sein unermüdliches und vielfältiges Engagement als Wissenschaftsvermittler in der Zivilgesellschaft und sein kompetentes Werben für eine globale Energiewende.
Der Gustav-Hertz-Preis für junge Physikerinnen oder Physiker der experimentellen oder theoretischen Physik geht an Dr. Benedict Seiferle von der Ludwig-Maximilians-Universität München für seine herausragenden Beiträge zur Charakterisierung des Thorium-229-Isomers, insbesondere für die erstmalige direkte und präzise Bestimmung der Anregungsenergie des Isomers als Grundlage einer künftigen Realisierung einer Kernuhr.
Den Walter-Schottky-Preis für junge Physikerinnen oder Physiker der Festkörperforschung erhält Dr. Andreas Hüttel von der Universität Regensburg und der Aalto University, Espoo (Finnland) für seine herausragenden Leistungen zur Quantenkontrolle in der Nano-Elektromechanik. In einem bahnbrechenden Experiment ist es ihm gelungen, die starke Kopplung eines freitragenden Nanoröhren-Quantenpunkts an einen Mikrowellenresonator nachzuweisen.
Der Gaede-Preis für Vakuumwissenschaft und -technik geht an Prof. Dr. Richard Wilhelm vom Institut für Angewandte Physik der TU Wien in Würdigung seiner herausragenden Arbeiten zu Ionen-Oberflächen-Wechselwirkungen speziell bei zweidimensionalen Materialien.
Den Hertha-Sponer-Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten einer Physikerin wird Dr. Naëmi Riccarda Leo von der Asociación Centro de Investigación Cooperativa en Nanociencias (CIC nanoGUNE), San Sebastian, Spanien, verliehen für ihre hervorragenden Beiträge zur Untersuchung und Charakterisierung von künstlichen Metamaterialien und ferroischen Systemen.
Der Georg-Kerschensteiner-Preis geht in diesem Jahr an Kim N. Ludwig-Petsch vom Deutschen Museum München und der TU Kaiserslautern für seine vielfältigen Outreach-Aktivitäten, u.a. für das Projekt „experimentierbar", das an ungewöhnlichen Orten durch ein gelungenes Zusammenspiel aus Wissensvermittlung und Unterhaltung überzeugt und die Physik mit einfachen Mitteln einem Laien- oder Fachpublikum erfahr- und erlebbar macht.
Den DPG-Technologietransferpreis 2021 verleiht die DPG gemeinschaftlich an das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, an die Hahn-Schickard Gesellschaft für angewandte Forschung e.V., an die Zentralstelle für Technologietransfer (ZFT) der Universität Freiburg sowie an die Spindiag GmbH für die herausragende Übertragung von wissenschaftlichen Erkenntnissen auf dem Gebiet der zentrifugalen Mikrofluidik für den Einsatz in Einweg-Testträgern und die Integration in ein Analysegerät zur Infektionsdiagnostik mit äußerst kurzen Analysezeiten sowie für den gelungenen Transfer dieser Technologie in eine Ausgründung aus der Universität und für die erfolgreiche wirtschaftliche Verwertung dieser Technologie auf dem Gebiet der Infektionsdiagnostik.
Zudem vergaben die drei großen, fachlich orientierten DPG-Sektionen „Atome, Moleküle, Quantenoptik und Plasmen (SAMOP)“, „kondensierte Materie (SKM)“ sowie „Materie und Kosmos (SMuK)“ die diesjährigen Dissertationspreise:
- Der SAMOP-Dissertationspreis geht an Dr. Daqing Wang von der Universität Kassel für seine Doktorarbeit „Coherent Coupling of a Single Molecule to a Fabry-Perot Microcavity“.
- Der SKM-Dissertationspreis wird verliehen an Dr. Olga Matsarskaia von der Universität Tübingen für ihre Doktorarbeit „Multivalent ions for tuning the phase behaviour of protein solutions”, die sie am Institut Laue-Langevin in Grenoble, Frankreich, anfertigte.
- SMuK-Dissertationspreis geht an Dr. Maximilian Duell vom Mathematischen Institut der Universität München sowie an Dr. Alexander Fieguth von der Stanford University, USA, für ihre Doktorarbeiten „N-Particle Scattering and Asymptotic Completeness in Wedge-Local Quantum Field Theories” respektive für “First observation of double electron capture in Xe-124 with the dark matter detector XENON1T”.
Der Georg-Simon-Ohm-Preis für hervorragende, kürzlich abgeschlossene Arbeiten eines Studenten oder einer Studentin der physikalischen Technik oder verwandter Studiengänge an Fachhochschulen geht an Jost Herkenhoff von der Hochschule Bremen für ein im Rahmen seiner Bachelorarbeit entwickeltes digitales Rückkopplungssystem für fortgeschrittene Techniken der Ionenmanipulation in einer Penning-Falle. Die damit erreichbaren relativen Massengenauigkeiten stellen einen Durchbruch in der Massenspektrometrie von hochgeladenen Ionen dar.
DPG-Schülerinnen- und -Schülerpreise gehen an Janek Darowski (Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium, Frankfurt-Oder), Maximilian Hauck (Elisabeth-Langgässer-Gymnasium, Alzey), Richard Wohlbold (Landesgymnasium für Hochbegabte, Schwäbisch Gmünd) sowie an Franz Loose und Tobias Messer (beide Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium, Dresden). Die Verleihung erfolgt in Würdigung ihrer Leistungen, die sie 2020 im deutschen Team bei der Europäischen PhysikOlympiade (EuPhO) erreicht haben.
Details zu diesen und allen weiteren Preisen finden Sie im Internet unter:
https://www.dpg-physik.de/auszeichnungen/uebersicht-preisjahrgaenge/2021
Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist die älteste nationale und mit über 55.000 Mitgliedern auch größte physikalische Fachgesellschaft der Welt. Als gemeinnütziger Verein verfolgt sie keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG fördert mit Tagungen, Veranstaltungen und Publikationen den Wissenstransfer innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft und möchte allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. Besondere Schwerpunkte sind die Förderung des naturwissenschaftlichen Nachwuchses und der Chancengleichheit. Sitz der DPG ist Bad Honnef am Rhein. Hauptstadtrepräsentanz ist das Magnus-Haus Berlin. Website: www.dpg-physik.de