Kunst und Quanten: Interdisziplinäres Projekt startet mit eindrucksvollem Kick-Off ins Quantenjahr 2025
Mit einem dreiteiligen Kick-Off in Stuttgart und Sindelfingen startet das Projekt „Kunst und Quanten: Quantum2025 in Kunstmuseen“ in das Internationale Jahr der Quantenwissenschaft- und technologie 2025. Quantenphysik wird so auf ungewohnte Weise erlebbar – für Kunstfans, Forschende und alle dazwischen.
Am 2. und 3. April fanden an der Universität Stuttgart sowie im Schauwerk Sindelfingen drei Veranstaltungen statt, die gemeinsam das Projekt „Kunst und Quanten: Quantum2025 in Kunstmuseen“ für eine vielschichtiges Publikum einläuteten. Ziel dieses Projektes ist es, das Internationale Quantenjahr 2025 mit interdisziplinärem Blickwinkel im Kontext bildender Kunst in verschiedenen Veranstaltungsformaten umzusetzen. Insbesondere soll dabei kunstinteressiertes Museumspublikum angesprochen werden, welches selten mit Physik und damit verwandten Themen in Kontakt kommt. Dass diese ungewöhnliche Konstellation, nämlich die konkrete Verknüpfung von (Quanten-)Physik und bildender Kunst, auch viele Physikerinnen und Physiker neugierig machen und ihnen zu neuen Einblicken in ihr vertrautes Fachgebiet verhelfen kann, ist dabei ein willkommener Nebeneffekt.
Wie eine Quantenjahr-Veranstaltung in einem Kunstmuseum ablaufen kann, zeigte das Schauwerk Sindelfingen am 2. April in eindrucksvoller Weise. In einem öffentlichen Abendvortrag erläuterte Klaus von Klitzing, Physik-Nobelpreisträger 1985, unter dem Titel „Licht, Quanten & Max Planck“ wichtige Elemente der Quantenphysik, beginnend mit Max Plancks Theorie des schwarzen Strahlers und des Konzeptes von Licht als Photonen. Es folgten Anwendungen der Quantenphysik bis hin zur aktuellen Forschung an Quantencomputern sowie zur gesellschaftsrelevanten Nutzung von Sonnenenergie mittels Solarzellen. Vielfach veranschaulichte Klaus von Klitzing dies anhand von Kunstwerken aus der aktuellen Ausstellung „Neon, LED &. Co.“, die Lichtkunst aus der Zeit der 1960er Jahre bis heute zeigt. Der Abendvortrag war eingebettet in eine Sonderöffnung des Museums, Kurzführungen zu „Neon, LED & Co.“ sowie einem interdisziplinären Austausch vor den Kunstwerken. „Quantenphysik auf diese Weise unserem Publikum nahe zu bringen war ein voller Erfolg und auch die Presse war vertreten und hat begeistert berichtet“, sagt Svenja Frank, die Direktorin des Schauwerks. „Bereits Wochen im Voraus war die Veranstaltung ausgebucht und wir haben den Vortrag zusätzlich per Video in einen Ausstellungsraum übertragen, um insgesamt 220 Gäste begrüßen zu können.“
Am folgenden Tag, dem 3. April, folgte ein weiterer öffentlicher „Kunst und Quanten“-Abendvortrag, diesmal an der Universität Stuttgart. Franz J. Gießibl von der Universität Regensburg präsentierte „Die Unschärfe der Bildermacher und die Quantenmechanik“. Dabei ging es auch um einen besonderen interdisziplinären Austausch: Im Jahr 2000 wurde der Maler Gerhard Richter, einer der bedeutendsten bildenden Künstler unserer Zeit, auf eine wissenschaftliche Veröffentlichung von Franz Gießibl aufmerksam, die erstmals subatomare Strukturen mittels Rasterkraftmikroskopie zeigte. Hierdurch inspiriert schuf Gerhard Richter das Kunstwerk „Erster Blick“ und es begann ein jahrzehntelanger Austausch zwischen Künstler und Physiker. Vor dem Hörsaal konnten die Vortragsgäste außerdem an zahlreichen Postern weitere „Kunst und Quanten“-Themen kennenlernen und unter einem Mikroskop den „kleinsten Kandinsky der Welt“ bestaunen, der 2023 von Nanooptik-Forschenden der Universität Stuttgart in einen Silizium-Wafer strukturiert wurde.
Zwischen den beiden Abendvorträgen fand am 3. April tagsüber außerdem ein Fachsymposium statt, welches Kunstschaffende und Experten und Expertinnen aus Museum und Physik zusammenbrachte, um ihre unterschiedlichen Blickweisen auf Quantenphysik zu diskutieren und mögliche Vermittlungsformate im Kunstkontext zu entwickeln. Der Veranstaltungsort, das ZAQuant-Gebäude der Universität Stuttgart, ermöglichte zudem Einblicke in aktuelle Quantenforschung. „Wir haben gesehen, dass dieses ungewöhnliche interdisziplinäre Thema sowohl in einem Kunstmuseum als auch an einer Universität auf breites Interesse stößt. Nun sind wir gespannt auf die folgenden Quantenjahr-Veranstaltungen dieses Projektes an anderen Orten in Deutschland“, freut sich Marc Scheffler von der Universität Stuttgart, der das Projekt „Kunst und Quanten: Quantum2025 in Kunstmuseen“ initiiert hat.
Dieses Projekt ist Teil des Themenstrangs „Quanten in Musik, Philosophie, Kunst und Literatur“. Einem von fünf Themensträngen, in denen die nationalen Aktivitäten im Quantenjahr von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) koordiniert werden. "Kunst und Quanten" wird gefördert durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung und die Auftaktveranstaltungen wurden unterstützt durch die Schaufler Foundation sowie die Quantenforschungskooperation IQST.
Weitere Informationen zu „Kunst und Quanten: Quantum2025 in Kunstmuseen“ finden Sie auf der Projekthomepage https://www.pi1.uni-stuttgart.de/kunst-und-quanten/.