150 Jahre Deutsche Physikalische Gesellschaft

Die Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum der Deutschen Physikalischen Gesellschaft erscheint im Januar 1995 und ist ein Sonderteil der Zeitschrift Physikalische Blätter (51. Jahrgang 1995, Heft 1, Januar 1995, Seite F-1 bis F-240).

Vorwort des Herausgebers

Der 150. Geburtstag einer wissenschaftlichen Gesellschaft bietet Anlaß, sich mit ihrer Entstehung und ihrer Geschichte zu befassen. Aus den verschiedenartigen und verstreuten Informationen sollte deshalb hier ein Bild zusammengefügt werden, das zeigt, wie die Physikalische Gesellschaft gewachsen ist, was ihre Bedeutung ist und wie sich ihre Aufgaben gewandelt haben. Es zeichnen sich dabei in natürlicher Weise drei Hauptperioden von jeweils etwa fünfzig Jahren ab: die Zeit der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin von 1845 bis zur Umwandlung in die Deutsche Physikalische Gesellschaft im Jahre 1899 durch Max Planck, die Periode der ,,modernen” Physik bis zum Kriegsende 1945 und schließlich die Nachkriegszeit, die bis zur Gegenwart führt.

Daraus ergab sich folgender Plan: Die ersten hundert Jahre sollten nach Aufarbeitung der Quellen durch Fachhistoriker dargestellt werden. Diese Aufgabe übernahmen die Herren W. Schreier und M. Franke für die ersten fünfzig Jahre und A. Hermann für die Folgeperiode bis 1945. Als Quellen sind zwar Sitzungsbücher der Gesellschaft und Einzeldokumente verfügbar, aber insgesamt ist dieses Archivmaterial sehr lückenhaft, so daß umfangreiche Recherchen nötig waren. Für die zweite Periode führte Herr M. Ratering eine besondere Quellen- und Bildrecherche durch, die als Grundlage des Artikels von A. Hermann diente. Für die Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde ein anderes Konzept zugrunde gelegt. Es leben noch viele Zeitzeugen der gesamten Periode oder doch wenigstens eines größeren Teils davon. Außerdem führt uns dieser Zeitraum direkt in die Gegenwart. Deshalb wurde hier nicht versucht, eine zusammenfassende historische Darstellung durch einen Fachmann zu geben. Statt dessen wurden Einzelthemen ausgewählt, die nach Möglichkeit von am Geschehen direkt Beteiligten ausgearbeitet wurden. Diese Darstellungen enthalten natürlich persönliche Sichtweisen. Chronologisch beschrieben wurde nur die unmittelbare Nachkriegsperiode durch W. Walcher. Ein Teil der weiteren Entwicklung spiegelt sich in dem Beitrag von I. Peschel, dem Interviews mit ehemaligen Präsidenten zugrunde liegen. Die übrigen Artikel haben wichtige Entwicklungen oder großere Einzelprojekte der DPG zum Gegenstand, nämlich das Physikzentrum Bad Honnef (S. Methfessel), die Publikationsorgane (E. Dreisigacker und H. Rechenberg), die W. E.-Heraeus-Stiftung (W. Buckel), die öffentlichen Stellungnahmen der DPG (H. Rollnik) und schließlich das Magnus-Haus (Th. Mayer-Kuckuk).

Eine Sonderstellung nimmt der Artikel über die Geschichte der Physikalischen Gesellschaft der DDR ein. Der Autor, D. Hoffmann, hat als Wissenschaftshistoriker selbst in der DDR gelebt. Ihm standen unter anderem die Dokumente aus der Geschäftsstelle der Physikalischen Gesellschaft der DDR zur Verfügung. Die Teilung Deutschlands spiegelt sich auch in dem Beitrag von H. Nelkowski wider, der die Nachkriegsentwicklung in Westberlin noch einmal gesondert behandelt.

Der Herausgeber möchte an dieser Stelle den Autoren für die gute Zusammenarbeit sehr herzlich danken. Manche Manuskripte mußten in einer für die Verfasser schmerzlichen Weise gekürzt werden, weil die vielen erarbeiteten Details den Text überfrachtet hätten. Die Mühe ist jedoch nicht verloren. Die Zeit ist gekommen, ein systematisches Archiv der DPG anzulegen, und was von den vielen jetzt zu Tage gekommenen historischen Fakten nicht in der Festschrift erscheinen kann, wird im Archiv Eingang finden. Dank gebührt auch der Siemens AG, die durch finanzielle Unterstützung zwei für die Festschrift wichtige wissenschaftshistorische Kolloquien ermöglicht hat, und vor allem Herrn Dr. E. Dreisigacker, der die Beitrage mit großer Mühe und Sorgfalt redaktionell bearbeitet hat. Herausgeber und Autoren teilen die Hoffnung, daß mit der hier vorgelegten Festschrift ein lebendiges Bild der Geschichte unserer Gesellschaft und auch ihrer gegenwärtigen Aufgaben entstanden ist.

 

Th. Mayer-Kuckuk
Berlin im Dezember 1994

 

Festschrift 150 Jahre DPG