Stellungnahme der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zur Energiepolitik und dem geplanten Ausstieg aus der Kernenergie
Die Bundesregierung hat eine Energiepolitik angekündigt, die eine zukunftssichere, umweltverträgliche und kostengerechte Energieversorgung in Aussicht stellt. Vorrang sollen Energieeinsparung und Erneuerbare Energien haben. Diese geplante Wende der Energiepolitik umfaßt auch eine stufenweise Einschränkung der Nutzung der Kernenergie mit dem Ziel eines unwiderruflichen Ausstiegs.
Die Bundesregierung hat eine Energiepolitik angekündigt, die eine zukunftssichere, umweltverträgliche und kostengerechte Energieversorgung in Aussicht stellt. Vorrang sollen Energieeinsparung und Erneuerbare Energien haben. Diese geplante Wende der Energiepolitik umfaßt auch eine stufenweise Einschränkung der Nutzung der Kernenergie mit dem Ziel eines unwiderruflichen Ausstiegs.
Die DPG begrüßt die Absicht der Bundesregierung, Erneuerbare Energiequellen forciert einzuführen und die Einsparung von Energie zu fördern. Wegen der globalen Bedeutung des Klimaschutzes hält sie jedoch die weitere Nutzung der Kernenergie für vorläufig unverzichtbar und legt deshalb Wert auf eine konsequente Weiterentwicklung der nuklearen Sicherheitstechnik. Jede zukunftsfähige Energiepolitik muß sich an folgende Rahmenbedingungen halten:
- Die Bedrohung des Klimas durch CO2-Ausstoß ist real. Schon die Durchsetzung des Reduktionsziels von 25% bis zum Jahr 2005, das auch die neue Bundesregierung verfolgt, erfordert eine erhebliche Verminderung des Anteils der Steinkohle-, Braunkohle- und Ölkraftwerke an der Stromerzeugung sowie starke Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudewesen.
- Grundvoraussetzung erfolgreichen Klimaschutzes ist die Einsparung von Energie; das gilt gerade auch im Gebäudesektor, vor allem durch Sanierung des Gebäudebestandes.
- Alle Prognosen des deutschen Stromverbrauchs ermitteln einen ungefähr gleichbleibenden Bedarf. Einer Stillegung von Kernkraftkapazität und fossil befeuerten Kraftwerken müßte also ein voller Ausgleich durch Strom aus regenerierbaren Quellen gegenüberstehen.
- Die regenerierbaren Energiequellen können einen erheblichen Teil des Energieverbrauchs decken, bei weitem aber nicht den gesamten Bedarf. Fortschrittliche Technik kann in dem nötigen Umfang nicht über Nacht in Gang gesetzt werden, da sie auf schrittweiser Erfahrung beruht. Der regenerative Anteil der deutschen Stromproduktion kann unter optimalen Bedingungen in 10 Jahren auf etwa 10% gebracht werden.
- Die DPG hat im Hinblick auf den Klimaschutz 1995 dargelegt (Energiememorandum der DPG 1995), daß unter Einsatz aller realistischen Möglichkeiten bis zum Jahr 2030 etwa ein Drittel des deutschen Strombedarfs aus regenerierbaren Quellen gedeckt werden kann. Setzt man den verbleibenden Anteil fossiler Energieträger entsprechend den Klimaschutzforderungen der Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages "Schutz der Erdatmosphäre" auf 37% an, so ergibt sich für die Deckung des dann noch notwendigen Strombedarfs ein Anteil von 30% für die Kernenergie. Dieser mittelfristig unumgängliche Bedarf an Kernenergie erfordert die Aufrechterhaltung nuklearer Kompetenz in Deutschland. Insbesondere ist eine konsequente Weiterentwicklung der nuklearen Sicherheitstechnik sowohl für den Betrieb als auch für die Entsorgung geboten. Dies gilt auch im Hinblick auf Sicherheitsdefizite im benachbarten Ausland.
- In jedem Fall muß die Entwicklung der leistungsfähigsten Quellen der Erneuerbaren Energien gefördert werden.
Die DPG wiederholt ihr Angebot, der Bundesregierung bei diesen Problemen beratend zur Seite zu stehen.
Beschlossen vom Vorstandsrat am 14. November 1998 in Bad Honnef