Die DPG fordert Hochschulen und Landesregierung auf, die Weiterverwendung und Reparatur von wissenschaftlichen Geräten und Forschungs-infrastruktur zu stärken. (Foto: Marijana auf Pixabay)

Für Reparatur und Weiterverwendung!

Stellungnahme der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zum nachhaltigen Umgang mit der wissenschaftlichen Forschungsinfrastruktur

Physikalische Forschung benötigt Materialien und technische Infrastruktur in großem Umfang. Daher ist es unsere Aufgabe als Physiker:innen, nicht nur durch Ideen und technische Lösungen zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen beizutragen, sondern auch mit der eigenen Ausstattung verantwortungsvoll und nachhaltig umzugehen. Ein Ausbau der Möglichkeiten zur Reparatur und Weiternutzung von wissenschaftlichen Geräten kann dazu beitragen, die Umweltbelastungen durch Forschung zu reduzieren. Auch aus finanzieller Sicht sind Reparaturen in der Regel effektiver als Neuanschaffungen.

Bei Wegberufungen oder Pensionierungen werden vielerorts Geräte obsolet, die anderswo genutzt werden könnten und vielleicht Nachwuchswissenschaftler:innen eine Chance zu früher Selbstständigkeit in der Forschung geben würden. Aber meist wissen beide Seiten nicht voneinander und Mittel für Transport, Aufbau und Generalüberholung sind nirgendwo vorgesehen. Zudem gestaltet sich der instituts- und hochschulübergreifende Verleih, Weiterverkauf oder die unentgeltliche Weitergabe von ungenutzten Geräten bürokratisch schwierig. Insbesondere über Ländergrenzen hinweg stößt dies je nach ursprünglicher Finanzierung oft auf hohe administrative Hürden. Im schlechtesten Falle werden ungenutzte Geräte gegen Bezahlung entsorgt!

Oftmals fehlen an den Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaft Mittel zur Reparatur und Instandhaltung, was zur zwangsweisen Stilllegung grundsätzlich weiter nutzbarer Infrastruktur führt, da nicht alle Hochschulen entsprechende Fonds haben. Wo sie existieren, sind sie typischerweise unzureichend ausgestattet, da Gelder lieber für Neuanschaffungen im Rahmen von Berufungs- und Bleibeverhandlungen verwendet werden. Äußerst begrüßenswert sind in diesem Zusammenhang die erweiterten Reparaturmöglichkeiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für Geräte.

Regelmäßige Wartung sowie aus der Politik und Wirtschaft bekannte Konzepte wie das eines „Rechtes auf Reparatur“ und „Ertüchtigung bestehender Anlagen statt Neuanschaffung“ müssen im Sinn unserer Verantwortung für eine nachhaltige physikalische Forschung feste Bestandteile des Forschungsalltags werden. Eine Förderung von Reparatur und Weiterverwendung darf aber auch nicht in Form strenger Regeln fortschrittshemmend wirken. Mit wachsender Nachfrage und zunehmender Erwartungshaltung wird auch der Druck auf Gerätehersteller wachsen, längerfristig Ersatzteile und Erweiterungen für ältere Geräte anzubieten, sowie die Reparierbarkeit neuer Geräte sicherzustellen.

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft

  • fordert die Hochschulen auf, sich verstärkt für den „Erhalt der Grundausstattung“ als Basis für Forschung und Lehre einzusetzen. Dabei sollten Reparaturen und Erweiterungen als bevorzugte Wahl gegenüber Neuanschaffungen zu sehen sein. Konkret müssen hinreichende Finanzmittel für sinnvolle Reparaturen und ressourcenschonenden Erhalt unbürokratisch bereitgestellt werden.
  • ermutigt Fördermittelgeber, für projektbezogene Ausstattung Wartungs-, Reparatur- und Weitergabeprogramme – sofern noch nicht vorhanden – zu etablieren.
  • fordert Landesregierungen und öffentliche Fördermittelgeber auf, gesetzliche und administrative Hürden für die Weitergabe von Geräten innerhalb der Wissenschaft abzubauen.

Gleichzeitig sind unsere eigenen Mitglieder in der Forschung dazu aufgerufen, die bereits gegebenen Möglichkeiten für einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgang mit Geräten auszunutzen.

 

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Diese Stellungnahme der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) wurde vom DPG-Vorstandsrat am 15. Juni 2024 verabschiedet.

DPG-Stellungnahme "Nachhaltige Forschung" [PDF]